Zunächst eine Verbeugung. Eine Verbeugung vor der Manufaktur Montres Breguet, die der aus der Schweiz stammende "horloger" Abraham Louis Breguet 1775 (ausgerechnet!) am Quai de l’Horloge auf der Île de la Cité in Paris gründete und folglich zu den ältesten der Welt zählt. Die Bonapartes waren Stammkunden, Alexander von Humboldt begleitete eine Taschenuhr mit dem schönen Namen "Garde-temps", und auch Churchill maß seine Zeit mit Breguet. 1870 wurde die Manufaktur das erste Mal verkauft, ging über die Jahre durch verschiedene Hände und wird seit 1999 wie ein Juwel von der Swatch Group gepflegt.
Bereits unter ihrer Ägide entstand in der Modellreihe Héritage eine schon wegen ihrer ungewöhnlichen Gehäuseform sehr auffällige Uhr. Eine Reihe klassischer Attribute lassen sie dennoch, mit etwas Expertise, unverwechselbar als Breguet erkennen. Welche meinen wir damit?
Da wären zunächst die sogenannten Pomme-Zeiger aus gebläutem Stahl, die Abraham Louis Breguet höchstselbst 1783 eingeführt hat. Zurückhaltender als die damals üblichen, überdekorierten Zeiger hatte der Meister eine elegante, filigrane Nadel entworfen, deren einziger Dekor ein ausgestanzter Kreis (der die Franzosen damals an einen Apfel erinnerte) unmittelbar vor der Spitze des Zeigers ist. Natürlich greift die Héritage auch auf den Automatikaufzug zurück, dem Breguet schon 1780 vorgegriffen hatte - indem er die Schwungmasse ausnutzte, die mittels einer Federung die Bewegungen des Trägers auf das Werk überträgt. Nicht zuletzt geht die Chronometerfunktion, mit der sich die Zeitspanne eines Ereignisses messen lässt, auf eine Erfindung dieses wohl genialsten aller Uhrmacher zurück. Und die nicht eben alltägliche Tonneau-Form könnte als Hommage an die allererste, ovale Armbanduhr gemeint sein, die Breguet für Caroline Bonaparte, Napoleons Schwester, geschaffen hat.
Vintage mit Potenzial
Das vorliegende Modell interpretiert das klassische Erscheinungsbild mit silbernem Zifferblatt und einem schweren Gehäuse aus wertvollem Platin als eine Uhr, mit der sich der Träger bewusst von der Masse absetzt. Das schenkt dieser Neo-Vintage-Uhr auch auf dem Zweitmarkt Potenzial. Michael Hannwacker