Zu Olympia und zur Fußballeuropameisterschaft gibt es etliche spezielle Briefmarken und Münzen. Wer bei so etwas zugreift, macht fast immer ein schlechtes Geschäft. Von Martin Reim

Die Formulierungen sind vollmundig: "Starten Sie jetzt in eine der begehrtesten Briefmarken-Sammlungen des Jahres!", wirbt der Briefmarkenhändler Richard Borek im Internet. Die Kollektion zu den Olympischen Spielen in Rio des Janeiro, die im August stattfinden, werde "exklusiv" präsentiert. Solche Angebote sind nach Meinung von Experten mit großer Skepsis zu betrachten.

Hans-Gerd Treschnak, ehemaliger Chef der Sportmarken-Sammlervereinigung Imos, sagt: "Bei Objekten dieser Art bekommt man später meist nicht einmal den Einstandspreis heraus. Selbst wer nur einen Bruchteil seines Einsatzes zurückerhält, ist oft gut bedient." Hintergrund: Viele Briefmarken, die großen Sportveranstaltungen gewidmet sind, werden in Millionenauflagen gedruckt. Und oft stammen die Ausgaben aus Ländern, die manch einer erst auf dem Globus suchen muss.

So hat das westafrikanische Land Togo zu den Spielen einen sogenannten Block - mehrere zusammenhängende Marken plus verziertem Rand - herausgegeben. Kostenpunkt beim Briefmarkenhaus Hermann E. Sieger: schlappe 12,75 Euro plus Porto.

Eine gewisse Chance auf Preissteigerungen sieht Treschnak nur bei Kollektionen, die von einem Spezialisten sorgfältig aufgebaut und mit Spitzenwerten gespickt seien. Eines dieser seltenen Highlights ist die sogenannte Gscheidle-Marke.

Ein ähnlich differenziertes Bild zeichnen Fachleute bei Münzen zu Olympischen Spielen oder anderen Sportereignissen. "Nur seltene Stücke in guter Erhaltung bieten gewisse Chancen, Massenware hat praktisch keine Aussichten auf Wertsteigerung", erklärt Gerd Dethlefs, ehemaliger Präsident der Deutschen Numismatischen Gesellschaft. So hätten viele vergeblich auf die Olympia-Münzen gesetzt, die der Bund zu den Spielen in München 1972 prägen ließ.

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Zehn-Mark-Stücke als Warnung



Sechs verschiedene Motive für jeweils zehn Mark Nennwert gab es. Die Auflage betrug im Schnitt jeweils knapp 17 Millionen Stück - mehr als bei jeder anderen Sonderausgabe der Bundesrepublik. "Niemand wird Ihnen heute dafür mehr als den Nennwert geben", sagt Dethlefs. Allerdings ist zumindest dieser Mindestpreis gesichert: Bei den Hauptverwaltungen der Deutschen Bundesbank gibt es 5,11 Euro pro Stück. Diese Einlösepflicht gilt übrigens für alle Sondermünzen der Bundesrepublik. Selbst der jüngste Anstieg des Silberpreises hat den Preis der 72er-Stücke nicht nach oben getrieben, denn der Materialwert des enthaltenen Silbers liegt immer noch unter dem Nennwert.

Bei vielen Goldmünzen ist diese Schwelle aber bereits überschritten. Das ist der Hauptgrund, warum - im Unterschied zu Briefmarken - manche Standardmünzkollektion an Wert hinzugewonnen hat. Auf solch einen Effekt setzen auch heute manche Sammler - zum Beispiel wenn sie jene Goldmünzen ordern, die Brasilien zu Olympia in vier Tranchen prägen lässt. Doch Vorsicht: Manche Versandhäuser verlangen für diese Stücke mehr als das Dreifache des Metallwerts. Bei den brasilianischen Olympia-Silbermünzen liegt die Relation sogar bei fünf zu eins.

Das Dreifache des Metallwerts wird auch bei jener Goldmünze verlangt, die Frankreich zur Fußballeuropameisterschaft 2016 herausgibt. Damit sich dieses Investment lohnt, müsste sich die Hausse am Goldmarkt also noch lange fortsetzen.

Angesichts solcher Rahmenbedingungen mahnt Münzexperte Dethlefs: "Beim Sammeln ist Spaß die beste Verzinsung. Wer auf etwas anderes spekuliert, wird meist enttäuscht."