Die Konkurrenten TD Ameritrade oder Marex Spectron gehen ähnliche Schritte. Dem US-Handelshaus Interactive Brokers brockten die Turbulenzen einen Verlust von 88 Millionen Dollar ein, weil Kundenkonten zwangsliquidiert werden mussten.
Einige Broker erlauben Kunden nur noch den Verkauf von Kontrakten, wenn deren Ablauf näher rückt. Andere lassen nur bestimmte Kunden zu oder verlangen höhere Sicherheiten. Insidern zufolge limitierten vor allem kleinere Handelshäuser Geschäfte mit Öl-Futures. Bei den großen Investmentbanken gebe es bislang keine Beschränkungen.
ÖL FÜR UMSONST UND GELD DAZUGEGEBEN
Anfang der Woche war der Preis für die US-Ölsorte WTI erstmals unter Null und auf bis zu minus 40,32 Dollar je Barrel (159 Liter) gerutscht.
Grund hierfür war der Ablauf des Mai-Terminkontrakts. Investoren, die dieses Papier zu diesem Zeitpunkt halten, müssen die entsprechende Menge Rohöl physisch am US-Hauptumschlagplatz in Cushing im US-Bundesstaat Oklahoma entgegennehmen. Da wegen des weltweiten Überangebots die Tanklager aber bereits fast bis zum Rand gefüllt sind, wollte spekulativ orientierten Investoren niemand die Futures abnehmen. Daher legten einige von ihnen sogar noch Geld drauf, um die Papiere loszuwerden. Sonst hätten sie Lagerkosten für das "schwarze Gold" schultern müssen, ohne zu wissen, wann und zu welchem Preis sie das Öl wieder losschlagen können.
"Ich hatte Dutzende Mails und Anrufe von Hedgefonds", sagte Ernie Barsamian, Chef des Tanklager-Vermittlers Tank Tiger. "Sie hatten bisher niemals ernsthaft über das Thema physische Lieferung nachgedacht." Üblicherweise halten Raffinerien oder andere Verbraucher Terminkontrakte bis zu deren Ablauf und nehmen das Rohöl dann ab.
SINKENDE NACHFRAGE UND STEIGENDES ANGEBOT
Hauptgrund für den Ölpreis-Crash ist die Coronavirus-Pandemie. Weil die Wirtschaft weltweit größtenteils stillsteht, ist die Nachfrage eingebrochen. Verschärft wurde die Lage durch den Anfang März ausgebrochenen Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien, als das Königreich nach geplatzten Verhandlungen über eine Verschärfung der Förderbremse den Ölhahn bis zum Anschlag aufgedreht hatte.
Inzwischen einigte sich die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, zwar auf eine Drosselung um knapp zehn Millionen Barrel pro Tag. Den Nachfrage-Rückgang wegen der Virus-Krise taxieren Experten allerdings auf 30 Millionen Barrel pro Tag.
rtr