Ende 2019 - also vor Ausbruch der Pandemie - waren maximal 218 Milliarden Euro angepeilt worden. "Es ist ein nie dagewesenes Emissionsvolumen aufgrund der außergewöhnlichen Umstände", sagte Finanzagentur-Geschäftsführer Tammo Diemer. Allein im bevorstehenden vierten Quartal will der Bund 50,5 Milliarden Euro mit der Ausgabe von Wertpapieren auftreiben - sechs Milliarden mehr als urspünglich veranschlagt. Hinzu kommen noch etwa 1,5 Milliarden Euro an inflationsgekoppelten Bonds.

Die Corona-Rezession hat sämtliche Finanzplanungen des Bundes über den Haufen geworfen. Sie sorgt für enorme Steuerausfälle. Zugleich gibt die Regierung viel Geld aus, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzumildern. Mit den Emissionen soll die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen werden. Zugleich müssen auch noch 248 Milliarden Euro Altschulden getilgt werden.

Nach der erfolgreichen Premiere der ersten grünen Anleihe will der Bund diesen Bereich im November um ein neues Produkt erweitern. Dann sei der Verkauf eines Green Bonds mit einer Laufzeit von fünf Jahren geplant, sagte Diemer. Die Auktion soll fünf Milliarden Euro in die Kassen von Finanzminister Olaf Scholz spülen. 2021 soll dieses junge Segment weiter ausgebaut werden. Diemer liebäugelt hier mit einer grünen Anleihe mit 30 Jahren Laufzeit.

Der Bund hat seine erste grüne Anleihe am 2. September an Investoren verkauft. Das Emissionsvolumen des Papieres mit einer Laufzeit von zehn Jahren wurde auf 6,5 Milliarden Euro festgelegt. Die Nachfrage übertraf das Angebot um gut das Fünffache. Die Papiere seien "einen Schnaps teurer" als konventionelle Anleihen. "Investoren waren bereit, auf ein bisschen Rendite zu verzichten", sagte Diemer.

Das eingesammelte Kapital soll konkreten Energie- und Umweltprojekten zugewiesen werden, die zum nachhaltigen und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft beitragen sollen. "Klimaschutz und Umweltschutz sind die großen Herausforderungen unserer Zeit, die können wir nur gemeinsam stemmen", sagte Scholz zum Start des Kongresses "European Sustainable Finance Summit". "Dazu müssen wir das Geld in die richtigen Bahnen lenken und dem Finanzmarkt einen nachhaltigen Impuls geben."

Bei der Premiere der ersten grünen Anleihe hatte die Finanzagentur Investmentbanken eingespannt, um die Papiere zu verkaufen - wie auch bei zwei anderen Anleiheemissionen in diesem Jahr, wofür die Banken 29 Millionen Euro an Gebühren einstrichen. Man habe sich für diesen Weg entschieden, "weil wir ein hohes Emissionsvolumen in diesem Jahr sicher umsetzen wollten", wie Diemer sagte. Auktionen - bei denen keine Gebühren fällig werden - blieben aber das Standardverfahren.

rtr