Der Bundesbank-Präsident ging auch darauf ein, dass viele Analysten frühestens Mitte 2019 mit einer Zinserhöhung rechnen. Diese Erwartung scheine ihm im Großen und Ganzen "im Einklang" mit dem geldpolitischen Ausblick des EZB-Rats zu stehen. Die Währungshüter stellen darin in Aussicht, dass Schlüsselzinsen erst weit nach dem Ende der Anleihenkäufe erhöht werden. Einige Investoren hatten allerdings zuletzt auf eine erste Zinsanhebung bis Ende 2018 spekuliert. Die Europäische Zentralbank hatte zuletzt 2011 Schlüsselzinsen angehoben.
Die EZB hält ihren zentralen Satz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zudem müssen Institute Zinsen zahlen, wenn sie über Nacht Geld bei der EZB parken: Der Einlagenzins liegt bei minus 0,4 Prozent. Seit März 2015 erwerben die Währungshüter zudem Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um die Konjunktur und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation anzuschieben. Das Programm wurde zuletzt bis mindestens Ende September 2018 verlängert. Allerdings halbieren die Euro-Wächter von diesem Januar an das monatliche Kaufvolumen auf 30 Milliarden Euro, da die Wirtschaft im Währungsraum inzwischen schneller wächst. Ein konkretes Enddatum für die Käufe, wie von Weidmann gefordert, hat die EZB nicht genannt.
Inzwischen gibt es in der EZB mehr Stimmen, die angesichts der Konjunktur ein Ende der Anleihenkäufe im laufenden Jahr für möglich halten.
Österreichs Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny hält nicht viel vom jüngsten Kursanstieg des Euro. "Also hilfreich ist es nicht. Aber wie gesagt, die EZB hat kein Wechselkursziel", sagte das EZB-Ratsmitglied am Mittwoch am Rande einer Veranstaltung in Wien. Die Gemeinschaftswährung legte allein seit Anfang Dezember rund 3,5 Prozent auf aktuell 1,22 Dollar zu. Ein starker Euro dämpft tendenziell die Exporte und verbilligt die Einfuhren, was die Inflation bremst. Die Notenbank müsse die Kursentwicklung weiter beobachten, sagte Nowotny.
Auch EZB-Vizepräsident Vitor Constancio äußerte sich in einem Zeitungsinterview zum jüngsten Kursanstieg. Er sei besorgt über plötzliche Bewegungen, die keine Veränderungen in den zugrunde liegenden Wirtschaftsdaten widerspiegeln, sagte er.
Aus Sicht des EZB-Direktors Benoit Coeure besteht inzwischen eine realistische Chance, dass die im Oktober beschlossene Verlängerung der Käufe die letzte gewesen ist.