Deutschland ist inzwischen mit Abstand größter Gläubiger in dem Verrechnungssystem. Demgegenüber erhöhten sich die Target-2-Verbindlichkeiten bei südeuropäischen Ländern wie Italien und Spanien zuletzt ebenfalls kräftig.

Im Währungsraum wird der gesamte grenzüberschreitende Zahlungsverkehr der Banken über das Buchungssystem Target-2 abgewickelt. Die Target-Salden zeigen die Verbindlichkeiten und Forderungen an, die bei den Notenbanken durch die Transaktionen entstehen. Zu Verbindlichkeiten in der Bilanz eines Landes kommt es, wenn Geldhäuser mehr Geld ins Ausland überweisen als ihnen zufließt. Erhöhen sich die Verbindlichkeiten, kann dies ein Signal für zunehmende Kapitalflucht sein wie auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise 2012. Manche Volkswirte sehen in den hohen Target-Forderungen eine Gefahr für Deutschland. Diese würden nicht beglichen, sollte es zu einem Auseinanderbrechen der Eurozone kommen, warnen sie.

Die Europäische Zentralbank (EZB) begründet den jüngsten Anstieg der Target-Ungleichgewichte mit ihrem billionenschweren Anleihenkaufprogramm. So haben viele internationale Institute, von denen andere Euro-Notenbanken Wertpapiere erwerben, ein Konto bei der Bundesbank. Im Zuge der Wertpapierankäufe führt dies im Zahlungssystem zu einer Zunahme des Target-Saldos für Deutschland. Die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken starteten ihre Anleihenkäufe im März 2015.

rtr