"In China beobachten wir schon seit einiger Zeit eine Abschwächung des Wachstums". Zum Teil dürfte es sich dabei um eine "Anpassung hin zu einem ausgewogeneren Wachstumspfad" handeln, ergänzte er.

Weidmann äußerte sich kurz vor Beginn einer Konferenz der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im türkischen Ankara. Dort werden die Schwächetendenzen in China das beherrschende Thema sein. Etliche Teilnehmer haben bereits angekündigt, von der Regierung in Peking Aufklärung zu verlangen über Hintergründe des jüngsten Aktienmarktcrashs und die beschlossenen Gegenmaßnahmen. Die Volksrepublik ist zur weltweit zweitgrößten Wirtschaftsnation herangewachsen. Sie strebt die Aufnahme ihrer Landeswährung Renminbi in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) an. In dem Korb sind bislang nur der US-Dollar, der Euro, das britische Pfund und der japanische Yen enthalten. Wenn der IWF den Renminbi hinzunimmt, würde dieser zur internationalen Reservewährung aufrücken, was China einen Riesen-Prestigegewinn brächte.

DEBATTE ÜBER CHINESISCHE WÄHRUNG



Aus Sicht Weidmanns sprechen die aktuellen ökonomischen Probleme des Landes nicht gegen einen solchen Schritt. Er sei offen für die Aufnahme-Diskussion. "Der Währungskorb sollte im Grundsatz die weltwirtschaftlichen Kräfteverhältnisse widerspiegeln", erläuterte er. Allerdings müsse China die Bedingungen dafür erfüllen. Dazu gehört zum Beispiel die freie Handelbarkeit. Ganz wesentlich seien marktbasierte Wechselkurse und Zinssätze, fügte Weidmann hinzu. Ob China den Anforderungen gerecht wird, werde die anstehende Prüfung des IWF zeigen. Die Entscheidung soll im November fallen. Zur Aufnahme in den Korb kann es frühestens im Herbst 2016 kommen.

Die Gefahr, dass der Preisverfall am chinesischen Aktienmarkt auf die Konjunktur durchschlägt, hält Weidmann für begrenzt. Es sei allerdings schwer zu sagen, wie sich der Börsenrutsch auf das Vertrauen der Wirtschaftsakteure auswirken wird. Sollte die Nervosität der Anleger auf andere Märkte übergreifen oder es zu einer deutlich stärkeren Abschwächung der chinesischen Wirtschaft kommen, wären "natürlich auch Bremsspuren im Euro-Raum und besonders in Deutschland zu erwarten", warnte der Bundesbank-Präsident. Bislang jedoch setze sich in der Euro-Zone wie in den USA eine "moderate Aufwärtsentwicklung" fort. "Für Deutschland rechnen wir weiterhin mit einem recht kräftigen Wirtschaftswachstum", unterstrich Weidmann.

Reuters