Bei rund 17 Millionen Menschen weltweit wurde im Jahr 2015 Krebs diagnostiziert. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen droht nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde WHO bis 2025 auf 20 Millionen zu steigen. Welche Anstrengungen unternommen werden, die Krankheit in den Griff zu bekommen, thematisiert die alljährlich Anfang November in National Harbor, Maryland, stattfindende Konferenz der "Society for Immunotherapy for Cancer".

Die vielbeachtete Veranstaltung bringt Pharmaunternehmen, Gesundheitsexperten, Ärzte und Anleger zusammen. Während Wissenschaftler ihre neuesten Forschungsergebnisse präsentieren, erfahren Investoren wie Rudi Van den Eynde, welche Medikamente gerade klinisch getestet werden und wie diese anschlagen. "Wir ziehen dann Rückschlüsse auf das Kurspotenzial der jeweiligen Hersteller", sagt der Fondsmanager des Candriam Equities Biotechnology.

Die dafür notwendige Expertise bringt der Belgier mit. Van den Eynde hat einen Abschluss in Medizin und arbeitet seit 1987 in der Investmentbranche. Seit April 2010 managt er den von ihm selbst initiierten Candriam Equities Biotechnology. Über 96 Prozent der Mittel hat der Manager in US-Unternehmen investiert: "Fortschritte in der Biotechnologie werden zum größten Teil jenseits des Atlantiks erzielt."

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157 Prozent an einem Tag



Innerhalb von fünf Jahren legte der Fonds um 175 Prozent zu. Seit Jahresanfang schaffte er 17 Prozent. "Die Diskussionen um gesetzliche Preisbegrenzungen während des US-Wahlkampfs hatten den Biotechsektor zunächst belastet. Mittlerweile wird das Thema weniger populistisch diskutiert, strenge Regulierungen sind nicht zu erwarten", sagt Van den Eynde. "Aus Sicht der Anleger sind damit die Risiken für Forschung und Innovation deutlich geringer geworden."

Welche Renditen möglich sind, wenn innovative Wirkstoffe auf Vermarktungserfolge schließen lassen, zeigt das Beispiel Endocyne. Unmittelbar nachdem das Unternehmen Anfang Oktober positive Ergebnisse zu einem Prostatapräparat veröffentlicht hatte, kletterte die Aktie um 157 Prozent. Derartige Kurssteigerungen seien keineswegs ungesunde Übertreibungen, meint Van den Eynde. "Es kommt darauf an, wie sehr das Medikament Patienten helfen kann, welche Nebenwirkungen damit einhergehen und welches Marktvolumen zu erwarten ist."

Enormes Kurspotenzial bieten jedoch nicht nur Unternehmen, die Krebsmittel entwickeln. Das Gleiche gilt für Biotechfirmen, die versuchen, Wirkstoffe gegen Alzheimer, Migräne oder Depressionen zu finden, aber auch gegen seltene Krankheiten, von denen es weltweit etwa 7000 gibt. Eine solche orphan desease ist beispielsweise das Dravet-Syndrom, eine besonders schwere Form der Epilepsie. Selbst wenn nur wenige Menschen darunter leiden, dürfte sich der Forschungsaufwand für Zogenyx rechnen.

Das Unternehmen, das im Sommer positive Test-ergebnisse veröffentlichte, könne mit jährlichen Umsätzen in Höhe von 300 bis 400 Millionen Dollar rechnen, erläutert Van den Eynde. "Das ist zwar kein Blockbuster, aber dennoch eine gute Größe, zumal es im Vertrieb keiner großen Sales-Truppe bedarf." Allein im Monat September legte die Aktie um 180 Prozent zu.

Ob nun ein Medikament in den Vertrieb gehen darf, hängt von den Gesundheitsbehörden ab. In den USA hat die zuständige Food & Drug Administration in diesem Jahr bereits 35 Arzneien grünes Licht gegeben, über die Hälfte davon stammt aus den Laboren von Biotechgrößen wie Regeneron oder Eli Lilly. Allerdings können sich die Erfolge des einen Unternehmens auch negativ auf die Konkurrenz auswirken und deren Aktienkurse in den Keller treiben. Trotz sorgfältiger Recherche ließen sich solche Verluste nicht immer vermeiden, weiß Van den Eynde. Um die Risiken zu reduzieren, hat er deshalb für seinen Fonds in 100 verschiedene Aktien investiert. Viel spricht dafür, dass im Portfolio auch künftig die Gewinner überwiegen.