von Nicolai Tietze
"Zertifikate haben gegenüber CFDs den Vorteil, dass auch Seitwärtsstrategien darstellbar sind."
Nicolai Tietze ist Produktexperte bei Deutsche Asset & Wealth Management und mitverantwortlich für den Vertrieb von Hebelprodukten und Zertifikaten. Außerdem schreibt er Kolumnen für verschiedene Finanzportale. Darüber hinaus ist er passionierter Fußballfan und Anhänger von Werder Bremen.
Aktive Anleger haben die Qual der Wahl bei der Entscheidung für geeignete Finanzinstrumente. Viele Produkte und Produktarten konkurrieren miteinander - wie Zertifikate und Contracts for Difference (CFDs). Trader wollen schnell Anlagechancen nutzen und sie so einfach wie möglich umsetzen. Daher stellen sich viele die Frage: Zertifikate oder CFDs?
Der Kauf von Zertifikaten, Optionsscheinen oder Knock-out-Zertifikaten ist einfach, da diese Papiere nicht nur Anlegerbedürfnisse abdecken, sondern der Handel wie gewohnt über ein bestehendes Bank- oder Onlinebrokerkonto läuft. Bei CFDs muss dagegen bei einem Broker extra ein Konto eröffnet werden.
Auf Seite 2: Preisvergleich ist möglich
Preisvergleich ist möglich
Zertifikate haben zudem den Vorteil, dass zwischen den einzelnen Emissionshäusern die Preise verglichen werden können. Dagegen liefert man sich bei CFD-Brokern einem einzigen Anbieter aus.
Los geht es bei Zertifikaten mit einer kleinen sechsstelligen Zahl, die jedoch große Bedeutung hat, die Wertpapierkennummer. Sie zeigt an, dass jedes Zertifikat nicht nur direkt mit dem Emittenten gehandelt werden kann, sondern eben auch über eine Börse. Somit kommt der Anleger, wenn auch für einen etwas höheren Preis, zu Vorzügen wie einer Handelsüberwachung und den Serviceleistungen einer Börse.
Bei CFDs existiert kein Handel über eine Börse. Daher sollten Anleger sich immer selbst über Regulierung und Kreditwürdigkeit des Brokers informieren. Im Zertifikatebereich bietet dagegen der Deutsche Derivate Verband eine aktuelle Übersicht zur Bonitätseinschätzung der jeweiligen Zertifikatehäuser an.
Die Vielfalt der börsengehandelten Papiere wird auch im Hebelbereich sichtbar. Mit dem Klassiker Optionsschein sind verschiedene Strategien denkbar. Hier kann nicht nur wie bei CFDs auf steigende oder fallende Kurse in einem Basiswert gesetzt werden, sondern auch auf eine Seitwärtsbewegung - beispielsweise mit Inline-Optionsscheinen.
Gleiches gilt für Aktienanleihen, Discount- und Bonuszertifikate. Oftmals nutzt der Zertifikate-Emittent hier Dividenden oder die Volatilität, um strukturierte Produkte nach Anlegerwunsch darzustellen. So können Investoren Strategien abbilden, die sonst institutionellen Anlegern vorbehalten sind. Gut verpackt in einem einzigen Wertpapier, das börslich oder außerbörslich gehandelt wird. Mit CFDs sind solche Strategien nicht abdeckbar. Auch mehrere Jahre laufende Zertifikate wie die populären Expresszertifikate offerieren nur Zertifikate-Emittenten. Diese Auswahlmöglichkeiten liegen bei CFDs nicht vor.
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Risiko der Nachschusspflicht
Dagegen gibt es bei CFDs und Knock-out-Papieren wie Waves Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen hängt die Wertentwicklung nur von der Kursentwicklung des Basiswerts ab. Und Investoren müssen für die Haltedauer Finanzierungskosten entrichten.
Der größte Unterschied ist, dass bei Zertifikaten im ungünstigsten Fall nicht mehr als der Kapitaleinsatz verloren geht. Dagegen kann bei CFDs eine Nachschusspflicht über den Einsatz hinaus entstehen, wenn die zu hinterlegende Sicherheitsleistung, die Margin, aufgebraucht ist.
Vorteile haben Zertifikate nicht nur bei Kursbewegungen nach unten, sondern auch nach oben. Faktorzertifikate etwa haben eine konstante Hebelwirkung. Anleger wissen immer, mit welchem Hebel sie an der Wertentwicklung eines Basiswerts partizipieren. Eine Verwässerung nach starken Kursausschlägen wie bei CFDs ist hier nicht zu befürchten.
Auf Seite 4: Sarah Brylewski
"Im Gegensatz zum Zertifikate-Emittenten kennt der CFD-Anbieter seine Kunden gut."
Sarah Brylewski ist sowohl im CFDals auch im Zertifikategeschäft erfahren. Sie verantwortet seit 2011 in der Geschäftsführung des CFD-Brokers Ayondo Markets den Bereich Vertrieb und Marketing. Vorher arbeitete die Mutter von Zwillingen jahrelang in diversen Funktionen im Zertifikatebereich von ABN Amro.
Nach der Lehman-Krise wurde Anlegern klar, dass Zertifikate Schuldverschreibungen des ausgebenden Instituts sind. Wird dieses insolvent, ist das Geld der Anleger verloren. Ein bedeutender Unterschied zwischen Zertifikaten und CFDs greift hier. Durch die strenge Sonderverwahrung auf Treuhandkonten sind CFDs unabhängiger von Kreditrisiken des Anbieters als Zertifikate. Zusätzlich greift der Einlagensicherungsfonds, der zum Beispiel im Fall eines in Großbritannien ansässigen und regulierten CFD-Anbieters mit 50 000 Pfund pro Kunde einspringt. Deshalb ist es ratsam, sich auf Anbieter in streng regulierten Märkten wie Deutschland oder Großbritannien zu verlassen.
Nicht nur dort, sondern auf der ganzen Welt wird das Leben schneller und mobiler. Differenzkontrakte passen hervorragend in unsere Zeit: Sie sind rund um die Uhr handelbar, und Positionen können auch mobil - über Smartphone oder Tablet - eingegeben und überwacht werden. Es fallen anders als bei Zertifikaten keine Order- oder eventuell auch Börsengebühren an.
Zudem ist der Zertifikateerwerb mühsam. Käufer müssen ausrechnen, wie viele Papiere sie mit einem bestimmten Betrag erstehen können. Das ist beim CFD-Traden einfacher. Es gibt die Möglichkeit, auch Bruchstücke zu handeln. Anleger geben einfach den Betrag ein, und die entsprechende Anzahl Kontrakte wird ihrem Konto gutgeschrieben.
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CFDs sind kundenfreundlich
Auch sonst sind CFDs das kundenfreundlichere Produkt. Ein Differenzkontrakt ist ein Vertrag zwischen dem Anbieter und dem jeweiligen Kunden. Als CFD-Anbieter sind wir direkt mit unseren Anlegern verbunden - im Gegensatz zum Zertifikat, bei dem der Emittent die Regeln im Wertpapierverkaufsprospekt festlegt. Das Zertifikatehaus weiß nicht, wer das Papier im Depot hat. Der CFD-Anbieter kennt dagegen seine Kunden. Er kann ihn mit Namen ansprechen und seine Wünsche akzeptieren: zum Beispiel Kontakt lieber per Telefon oder Mail.
Das ermöglicht CFD-Anbietern, einen guten Service zu bieten. Privatanleger können unter gleichen Bedingungen handeln wie professionelle Anleger. Dazu zählen 24-Stunden-Handel, keine Ordergebühren, Real-Time-Kurse, sekundenschnelle Ausführung. Die Kosteneffizienz von Handelsplattformen wird so an die Kunden weitergegeben.
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CFDs eignen sich für Social Trading
Auch dafür, die Strategien von erfolgreichen Tradern im Zuge von Social Trading umzusetzen, sind CFDs optimal geeignet. Durch die Möglichkeit, Bruchstücke eines CFD zu handeln, können Anleger bereits mit einem 100-Euro-Konto starten, während die Trader ihr Konto zum Beispiel mit 1000 Euro kapitalisiert haben. Beim Social Trading dienen CFDs also vor allem dazu, Handelssignale schnell und effizient nachzuvollziehen.
Es gibt zwar auch die Möglichkeit, Social-Trading-Handelsstrategien in ein Zertifikat zu verpacken, allerdings ist pro Zertifikat nur der Anlagestil eines Händlers verbriefbar. CFD-Plattformen bieten da deutlich mehr: Bis zu fünf verschiedene Trader können in einem Portfolio zusammengefasst und auch noch nach den persönlichen Bedürfnissen adjustiert
werden.
Beispielsweise ist es machbar, die Strategie eines Händlers zu hebeln, weil er Top Performance liefert, und bei einem anderen Experten gewisse Trades auszuschließen. Für den Fall, dass Anleger mit einer Stop-Loss-Marke der Handelsprofis nicht einverstanden sind, ist diese einfach per Mausklick verschiebbar. Das sollten Investoren mal mit einem Zertifikat versuchen!