Per Definition steht das Wort "Trading" für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren mit dem Ziel, kurzfristige Preisschwankungen erfolgreich abzugreifen. Wer sich schon einmal in dieses Terrain vorgewagt hat, weiß: Die praktische Umsetzung ist nicht so einfach. Am 20. und 21. November können sich Interessenten bei der "World of Trading" (WoT) ein Bild von der Vielfalt und Faszination der aktiven Jagd nach dem schnellen Börsenprofit machen. Auf der Messe in Frankfurt ist dann nicht nur die skizzierte Anlegerspezies geballt anzutreffen. Auch die CFD-Branche nutzt die Veranstaltung. Sei es als Broker oder Softwareanbieter -knapp jeder Zweite von insgesamt mehr als 50 Ausstellern hat einen direkten Bezug zum Contract for Difference.
Dessen Prinzip ist einfach: Mit einem solchen Kontrakt greifen Trader die Differenz zwischen dem Ein- und Ausstiegskurs ab. Dazu halten sie das jeweilige Wertpapier nicht direkt. Vielmehr veranschlagt der Broker eine Sicherheitsleistung, die sogenannte Margin. Durch den in Relation zur Direktanlage geringen Einsatz entsteht ein Hebeleffekt. Beispiel DAX: Indem Anleger nur ein Prozent des jeweiligen Indexniveaus hinterlegen, können sie sich die heimische Benchmark komplett ins Depot holen. Bei einem DAX-Stand von 10 700 Punkten reichen also 107 Euro, um satte 10 700 Euro zu bewegen.
Angenommen, der Index erreicht die 11 000er-Marke, dann würde die Position einen Gewinn von rund 300 Euro zeigen. Manche Anbieter geben sich beim DAX mit einer Margin von 0,5 Prozent oder weniger zufrieden, was einen entsprechend stärkeren Hebel nach sich zieht. Natürlich können sich Trader mit einem Differenzkontrakt zunächst auch auf die Verkaufsseite stellen und auf fallende Notierungen spekulieren.
Hochspekulatives Instrument
Unabhängig vom jeweiligen Kalkül bestehen stattliche Risiken. Zurück zum Beispiel: Sollte der DAX nach einen CFD-Kauf bis 10 600 Zähler abtauchen, wäre die Margin nahezu weg. Sobald die Verluste die Sicherheitsleistung übertreffen, kann der Anbieter auf eine Nachschusspflicht pochen. Der Fachjargon spricht hier vom "Margin Call". Tätigt der Kontoinhaber keine Überweisung, hat der Broker das Recht, die Position glatt zu stellen - wobei der Anleger weiterhin für das Minus haftet. Zwar lässt sich die Gefahr über eine Vereinbarung zwischen Kunde und Broker begrenzen. Der CFD bleibt trotzdem ein hochspekulatives Instrument.
Auf Seite 2: Zeit für die Imagepflege
Zeit für die Imagepflege
Dieses Attribut wurde Anfang des Jahres für so manchen Trader schmerzhafte Realität. Am 15. Januar hob die Schweizer Nationalbank die Bindung des Frankens an den Euro auf. Daraufhin stürzte das Währungspaar EUR/CHF dramatisch ab. Halter von den im Devisenmarkt als "Forex" bezeichneten Differenzkontrakten fuhren massive Verluste ein, auch das Kapital von Brokern wurde empfindlich getroffen. Beim britischen Anbieter Alpari lösten sie sogar den finanziellen Kollaps aus.
Damit legten die Franken-Turbulenzen eine Achillessehne des CFD-Geschäfts offen. Anleger schließen mit jeder Transaktion einen Vertrag mit ihrem Händler. Sie sind damit von dessen Kapitalkraft abhängig. Angesichts der Vielzahl an Brokern ist es nicht immer leicht, schwarze Schafe von seriösen und solide finanzierten Häusern zu unterscheiden. Hier setzt der CFD-Verband an. Wenn sich die Interessengemeinschaft am 27. November zu ihrer Mitgliederversammlung trifft, möchte sie einen Leitfaden für Transparenz, Regulierung, Einlagensicherung und Fairness verabschieden. "Der neue Kodex muss von sämtlichen Mitgliedern akzeptiert und umgesetzt werden", so der Geschäftsführer des Verbands, Rafael Neustadt. Er betont, dass es sich bei dieser Selbstverpflichtung nicht um leere Worthülsen handelt: "Wir werden die Einhaltung überprüfen und Verstöße ahnden." Konkret möchte die Interessengemeinschaft Mitglieder ausschließen, die Abweichungen vom Kodex nach einer ersten Warnung nicht abstellen.
Mit einem konsequenten Vorgehen könnte der Sektor seinen nicht gerade perfekten Ruf aufpolieren. Hilfreich ist bei der Imagepflege schon jetzt die wachsende Bedeutung des heimischen Verbands. Nach den beiden Branchengrößen CMC Markets und IG ist vor Kurzem die Comdirect als Vollmitglied beigetreten. Mit der Consorsbank und S-Broker zählen zwei weitere führende Onlinebroker zu den Förderern des Branchenverbands. Somit stehen die Chancen gut, dass dieses zwar riskante, aber gleichwohl effektive und kostengünstige Trading-Instrument die Schmuddelecke endgültig verlässt.