Das ist so wenig wie seit Anfang 2009 nicht und erhöht den Druck auf die Regierung in Peking, die Zinsen erneut zu senken und weitere Schritte zur Stärkung der Wirtschaftskraft einzuleiten. Die Daten fielen allerdings weniger schwach als erwartet aus. Die Prognose hatte bei 6,8 Prozent gelegen.

Dies räumte Sorgen aus, dass die chinesische Wirtschaft vor einer harten Landung steht, und ließ große Ausschläge an den globalen Aktienmärkten ausbleiben. Der Dax in Frankfurt gewann am Morgen 0,7 Prozent. Nach anfänglichen Gewinnen ging die Börse in Shanghai in Folge von Gewinnmitnahmen mit einem Minus von 0,1 Prozent aus dem Handel. Die Märkte in Tokio dämmten ihre Verluste nach der Veröffentlichung der China-Daten ein.

CHINAS REGIERUNG ÖFFNET DIE SCHATULLE



Der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, prognostiziert angesichts der frischen BIP-Daten eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik: "Die chinesische Regierung öffnet die Schatulle und erhöht ihre Staatsausgaben. Die Maßnahmen werden von einem Lockerungskurs der Zentralbank flankiert. Das sollte reichen, um das Wachstum auf Kurs zu halten."

Zugleich betonte Gitzel, dass man sich nun auf Wachstumszahlen mit einer Sechs vor dem Komma einstellen solle: "Der Sprung vom Schwellen- zum Industrieland geht nun einmal mit niedrigeren Wachstumsraten einher." Eine Reuters-Umfrage unter Ökonomen ergab, dass das Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal bei 6,8 Prozent liegen dürfte und zu Jahresbeginn dann nur noch bei 6,7 Prozent.

Seit November hat die Notenbank die Zinsen fünfmal gesenkt und die Mindestreserveanforderungen der Banken in diesem Jahr dreimal reduziert. Ängste vor einer besonders scharfen Wirtschaftsabkühlung hatten im Sommer die Börsen einbrechen lassen und zu einer deutlichen Abwertung der Landeswährung Yuan geführt. "Stärkere Ausgaben und schnelleres Kreditwachstum werden die Abwärtsrisiken in den kommenden Quartalen eindämmen," urteilten die Ökonomen der australischen ANZ Bank.

Chinas Führung hatte am Wochenende vor übertriebenen Erwartungen gewarnt. "Wir machen uns Sorgen um die chinesische Wirtschaft", räumte Präsident Xi Jinping im Reuters-Interview ein. Ministerpräsident Li Keqiang sprach von Schwierigkeiten, das Wachstumsziel zu erfüllen. Der für 2015 angepeilte BIP-Anstieg von rund sieben Prozent sei angesichts der globalen Abkühlung nicht einfach zu erreichen.

Nach Jahren des Booms will die Regierung in Peking die Wirtschaft umbauen und auf einen nachhaltigen Pfad führen. Sie setzt dabei auf eine Stärkung des Konsums und will Ausfuhren und Einfuhren ausgewogener sowie die Wirtschaft insgesamt umweltfreundlicher gestalten. Dabei werden vorübergehend auch niedrigere Wachstumsraten in Kauf genommen.

Einige Analysten rechnen damit, dass die jüngsten Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft nun greifen und zu stärkerem Wachstum beitragen. Allerdings lassen die Daten der Industrieproduktion im September nicht darauf schließen. Diese stieg um 5,7 Prozent. Analysten hatten allerdings ein Plus von sechs Prozent erwartet. Die Anlageinvestitionen zogen von Januar bis September um 10,3 Prozent an und nicht wie erwartet um 10,8 Prozent.