Die Ausfuhren wuchsen im März um 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Statistik der Zollbehörde hervorgeht. Das war das kräftigste Wachstum seit mehr als einem Jahr. Es fiel fast fünf Mal so stark aus wie von Ökonomen erwartet. Im Februar waren die Exporte noch um ein Viertel eingebrochen.

An den Börsen sorgte die Nachricht für Kauflaune: Der deutsche Aktienindex Dax legte am Vormittag um knapp zwei Prozent zu. An der Tokioter Börse schloss der Nikkei-Index sogar 2,8 Prozent im Plus. Auch die Märkte in Shanghai und Hongkong notierten mehr als zwei Prozent höher. "Die Zahlen mindern das akute Drohpotenzial einer harten Landung Chinas und sind ein willkommener Stimmungsaufheller für die internationalen Finanzmärkte", sagte NordLB-Analyst Frederik Kunze.

Viele Ökonomen warnen jedoch vor übertriebener Euphorie: Die positiven Daten seien auch das Ergebnis von Sondereffekten wie dem schwachen Vergleichswert im Vorjahresmonat und daher nicht notwendigerweise ein Signal für eine steigende Nachfrage auf den Weltmärkten. "Der chinesische Außenhandel dürfte sich weiter verbessern", sagte Analyst Wang Tie Sho vom Wertpapierhändler Industrial Securities. "Aber die Erholung dürfte nicht dramatisch ausfallen, sind doch die Entwicklungen in wichtigen Märkten nicht besonders gut."

So senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr auf 3,2 Prozent und für 2017 auf 3,5 Prozent - unter anderem wegen eines schwächeren Anstiegs der Wirtschaftsleistung in den USA und in der Euro-Zone. Beide Regionen sind für den Exportweltmeister von großer Bedeutung. Experten gehen deshalb davon aus, dass China in diesem Jahr weiter an Schwung verlieren wird. 65 von Reuters befragte Ökonomen erwarten im Schnitt nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 6,5 Prozent. Das wäre das kleinste Plus seit 1990.

Dass die Lage kompliziert bleibt, belegen auch die sinkenden Importe Chinas. Diese schrumpften im März um 7,6 Prozent. Das signalisiert eine nach wie vor schleppende Binnen-Nachfrage, auch wenn der Rückgang nicht so stark ausfiel wie von den meisten Beobachtern befürchtet.

Die kommunistische Regierung in Peking peilt für 2016 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes zwischen 6,5 und 7,0 Prozent an. 2015 hatte die Wirtschaft noch um 6,9 Prozent zugelegt. Die Regierung will mit staatlichen Investitionen, einer Steuerreform und einer lockeren Geldpolitik für Impulse sorgen.

Reuters