Der deutliche Anstieg kommt überraschend: Von Reuters befragte Ökonomen waren nur von plus 3,2 Prozent ausgegangen. Im Gesamtjahr 2019 legten die Exporte allerdings nur um 0,5 Prozent zu, wie die von der Zollbehörde in Peking am Dienstag veröffentlichte Statistik zeigt. Das geht vor allem auf das schwache US-Geschäft zurück. 2018 waren die chinesischen Ausfuhren noch um fast zehn Prozent gewachsen. Die Importe wuchsen im Dezember auch wegen höherer Preise auf Rohstoffe sowie mehr Einfuhren von Sojabohnen und Schweinefleisch aus den USA sogar um 16,3 Prozent, während sie 2019 insgesamt um 2,8 Prozent schrumpften.
Die beiden weltgrößten Volkswirtschaften haben sich gegenseitig mit Strafzöllen überzogen, was den Warenaustausch enorm bremste und auch auf die Weltkonjunktur ausstrahlt. Inzwischen gibt es erste Entspannungssignale: Noch in dieser Woche soll US-Präsident Donald Trump zufolge ein Teilabkommen zwischen beiden Seiten unerzeichnet werden, mit dem sich die Volksrepublik unter anderem zu mehr Käufen amerikanischer Agrarprodukte verpflichtet. Die USA brandmarken China zudem nicht mehr als Währungsmanipulator.
"WIR SOLLTEN KEINE WUNDER ERWARTEN"
Experten trauen dem Frieden aber nicht so recht. "Das wird Trumps Handelskriege nicht beenden", prophezeite die MUFG Bank in einer Analyse. "Die effektive Zollsenkung aus dem ersten Abkommen ist ziemlich gering, so dass ein Aufschwung der Exporte wohl nicht besonders groß sein dürfte", erklärten die Ökonomen der Bank ING. "Unter dem Strich sind Chinas Handelsbedingungen immer noch relativ schlecht und die Zölle viel höher als vor 18 Monaten. Wir sollten keine Wunder erwarten." Die Experten von Oxford Economics erwarten, dass der Handel zwischen den USA und China jahrelang schwach bleiben könnte.
Trump stört sich am enormen Defizit im Handel mit China, auch wenn dieses im vergangenen Jahr etwas schrumpfte: Die chinesischen Exporte in die Vereinigten Staaten übertrafen die Importe von dort um rund 296 Milliarden Dollar, ergaben Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters. 2018 waren es noch mehr als 323 Milliarden Dollar. Der Zollbehörde in Peking zufolge schrumpften die Ausfuhren in die USA um fast 15 Prozent, die Importe von dort aber sogar um knapp 21 Prozent.
Mitte Dezember hatten sich beide Länder nach langem Gezerre auf ein erstes Teilabkommen zur Lösung des Streits geeinigt. Die USA sagten unter anderem zu, einige ihrer angehobenen Zölle auf chinesische Waren zu reduzieren. Im Gegenzug will China mehr Waren aus der Landwirtschaft, der Industrie und dem Energiesektor der USA einführen. Diesen Mittwoch ist im Weißen Haus eine Zeremonie zur Unterzeichnung der Teileinigung mit zahlreichen Gästen geplant.
rtr