Das Statistikamt hielt aber auch positive Nachrichten bereit: Einzelhandelsumsatz, Kredite und Produktion legten im März unerwartet stark zu. Das weckt nicht zuletzt in der deutschen Industrie die Hoffnung, dass die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder Fahrt aufnimmt.

"Die wichtigsten Konjunkturdaten signalisieren eine Wende zum Positiven", erklärten die Statistiker am Freitag in Peking. Gleichzeitig warnten sie vor übergroßem Optimismus: "Der Abwärtsdruck darf nicht unterschätzt werden". So macht dem Exportweltmeister die globale Konjunkturflaute zu schaffen. Die meisten Experten sind sich aber einig, dass China ein wirtschaftlicher Einbruch erspart bleiben dürfte. "Ich denke, diese ganze Besessenheit mit einer harten chinesischen Landung ist ein bisschen zu viel", sagte Suan Teck Kin von der United Overseas Bank in Singapur.

So wuchs der Einzelhandelsumsatz im März um 10,5 Prozent, während die Unternehmen ihre Produktion um 6,8 Prozent hochfuhren - beides überraschte Experten positiv. Zuvor war bereits bekanntgeworden, dass die Ausfuhren so stark zulegten wie seit über einem Jahr nicht mehr. Das alles signalisiert zum einen eine anziehende Binnenwirtschaft, zum anderen eine steigende globale Nachfrage nach den Produkten "Made in China". Von ersterem profitieren die deutsche Autobauer: Auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt zogen die Verkäufe im März um 12,4 Prozent an, so die Unternehmensberatung E&Y. "Nicht zuletzt, weil die Regierung mit Steuervorteilen für kleinere Neuwagen den Absatz ankurbelt", erklärte E&Y-Experte Peter Fuß.

"GELDPOLITIK ZEIGT GEWISSE ERFOLGE"



Die Kreditvergabe legte zuletzt ebenfalls kräftig zu - genau wie von der Zentralbank beabsichtigt. Sie hat in den vergangenen anderthalb Jahren ihren Leitzins sechs Mal gesenkt und fordert von den Geschäftsbanken weniger Sicherheitseinlagen, damit diese das so frei werdende Geld in die Wirtschaft pumpen können. Offenbar mit Erfolg: Umgerechnet 187 Milliarden Euro an neuen Krediten wurden im März vergeben, die Immobilieninvestitionen zogen im ersten Quartal um ein Drittel an. "Pekings geldpolitische Ausrichtung zeigt tatsächlich gewisse Erfolge", sagte NordLB-Ökonom Frederik Kunze. Die meisten Experten erwarten, dass die Zentralbank mit den Zinsen noch weiter nach unten geht.

Als positiv werteten Beobachter, dass trotz der Entlassungswelle in der aufgeblähten Kohle- und Stahlbranche - die Millionen Jobs kosten dürfte - die offizielle Arbeitslosenquote bei etwa 5,2 Prozent verharrt. Etliche Ökonomen sehen das aber kritisch: Viele Beschäftigte der alten Schwerindustrien dürften neue, schlechter bezahlte Jobs im öffentlichen Dienst und im Dienstleistungssektor angenommen haben. Das könne zwar kurzfristig für politische Stabilität sorgen und soziale Unruhen vermeiden, sei langfristig aber schlecht für Lohnwachstum und privaten Konsum.

"Wir sollten nicht außer acht lassen, dass einige strukturelle Probleme ungelöst sind", sagte Tom Rafferty vom Analysehaus Economist Intelligence Unit. "Die lockere Geld- und Finanzpolitik stabilisiert das Wirtschaftswachstum, lenkt aber von der Reformagenda ab, die für nachhaltiges Wachstum notwendig ist."

Die kommunistische Regierung in Peking peilt für 2016 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes zwischen 6,5 und 7,0 Prozent an. 2015 hatte die Wirtschaft noch um 6,9 Prozent zugelegt. Die Regierung will vor allem mit staatlichen Investitionen, einer Steuerreform und einer lockeren Geldpolitik für Impulse sorgen.

Reuters