Ein Großauftrag im August 2019 zündete das erste Kursfeuerwerk. Richtig durchgestartet ist die Aktie von LPKF Laser, seit das Unternehmen aus Garbsen bei Hannover im September auf einem Investorentag die Ergebnisziele für 2019 kräftig nach oben anpasste. Dem Hersteller von Lasersystemen ist die spektakuläre Rückkehr ins Rampenlicht der Finanzmärkte gelungen: In den letzten sechs Monaten hat sich der Aktienkurs mehr als verdreifacht. Seit letzter Woche ist die Aktie, die sich von 2012 bis 2016 im TecDAX tummelte, im SDAX gelistet und steht damit stärker im Blickfeld institutioneller Investoren.

Das Unternehmen korrigierte kürzlich zwar seine Prognose zum ersten Quartal 2020. So rechnet LPKF mit einem Quartalsverlust in Höhe von drei bis fünf Millionen Euro nach einem Gewinn von 6,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz soll 18 bis 22 Millionen erreichen, nach 36,4 Millionen Euro im Vergleichszeitraum. Hintergrund sind saisonale Faktoren bei Auftragseingängen. Dennoch sind die langfristigen Wachstumsperspektiven in den Zielmärkten intakt. Der Mikrolaserhersteller für die Produktion von Displays und Leiterplatten hat sich in den letzten drei Jahren erfolgreich stärker auf die boomende Solarindustrie ausgerichtet. Genauer gesagt auf Lasersysteme, die bei der Produktion hochleistungsfähiger Dünnschicht-Solarzellen eine wichtige Rolle spielen.

Individuelle Qualität und Marktumfeld

Erfolgreiche Neustarts wie bei LPKF Laser finden sich bei Nebenwerten und Bluechips gleichermaßen. Doch es reicht nicht, nur auf stark gefallene Aktien zu setzen und darauf zu hoffen, dass es mit den Kursen wieder nach oben geht, sobald sich Umsatz und Gewinn wieder positiv entwickeln. Abgesehen von fundamentalen Kennziffern sind bei der Titelauswahl vier Faktoren zu beachten. Besonders spannend sind Firmen, die mit neuen Technologien und Produkten den Sprung in neue Absatzmärkte geschafft haben. Einen Blick wert sind außerdem die Aktien von Gesellschaften, die eine tiefgreifende Restrukturierung erfolgreich gemeistert haben. Darüber hinaus spielt das Branchenumfeld eine wichtige Rolle: Ziehen Umsatz und Gewinn in einzelnen Sektoren nach einem längeren Durchhänger wieder an, profitieren davon am meisten die Marktführer und innovativen Nischenchampions. Und zu guter Letzt müssen Investoren die aktuellen makroökonomischen Rahmenbedingungen in die Analyse einbeziehen.

Im aktuellen Marktumfeld lässt sich indes schwer abschätzen, in welchem Umfang einzelne Branchen von den Auswirkungen des Coronavirus getroffen werden. "Unter normalen Umständen wären vor allem Aktien aus Europa und den Schwellenländern sowie aus zyklischen Branchen so niedrig bewertet, dass sich jetzt ein guter Zeitpunkt bietet, um selektiv Positionen aufzubauen", sagt Marco Herrmann, Geschäftsführer der Fiduka Vermögensverwaltung. Einig sind sich die meisten Finanzexperten darüber, dass die aktuellen Gewinnschätzungen für 2020 noch reichlich optimistisch sind. Nach Erhebungen der Berenberg Bank erwarten die Analystenschätzungen für europäische Unternehmen einen Zuwachs von im Schnitt sechs Prozent. Auffallend sind auch die weiterhin hohen Erwartungen des Marktes für Deutschland. Ein erwartetes Gewinnwachstum von zwölf Prozent für 2020 hat angesichts der Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft Korrekturpotenzial. Ein ganz anderes Bild zeigt sich für die USA, wo die Konsensschätzungen 2020 von einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von acht Prozent ausgehen.

Unsicherheitsfaktor China

Klar ist, dass die Coronavirus-Epidemie in einigen Branchen in den nächsten Monaten auf Umsatz und Margen drücken wird. Davon betroffen sind Konzerne aus der verarbeitenden Industrie und der Halbleiterbranche, die in Asien produzieren. "Das Coronavirus wird auch im zweiten Quartal für Lieferengpässe und rückläufige Umsätze in China sorgen. Das betrifft vor allem Technologie- und Konsumaktien", warnt Marc Siebel, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Peacock Capital. Bestätigt sieht er sich durch den gedämpften Ausblick, den etwa der iPhone-Hersteller Apple für die nächsten Monate abgegeben hat.

Positives Überraschungspotenzial auf der Ertragsseite sieht Nebenwertespezialist Siebel im Finanzsektor: "Banken, Finanzdienstleister und Versicherungen wurden stark abverkauft. Im Fokus haben wir aktuell Spezialisten, die etwa notleidende Kredite managen, oder kleinere europäische Versicherer mit Übernahmefantasie." Schwierig einzuschätzen ist dagegen, ob günstige Bewertungen im Maschinenbau und in der Autoindustrie Einstiegskurse bieten. Fondsmanager Herrmann bleibt hier vorsichtig aufgrund der strukturellen Umbrüche, mit denen die meisten Firmen angesichts von Digitalisierung und der Umstellung auf Elektromobilität zu kämpfen haben.

Europa bleibt günstiger bewertet

Betrachtet man auf Branchenebene die Kursentwicklung, haben seit Jahresanfang die Finanz- und Technologietitel am besten abgeschnitten (siehe Balkengrafik oben). Diese beiden Sektoren stehen auch auf Zwölfmonatssicht mit Kursgewinnen von über 33 Prozent ganz oben. Vergleichsweise moderat legte bislang der Industriesektor zu. Je nachdem, wie schnell sich die Weltwirtschaft vom Corona-Effekt erholt, können hier Firmen, die eine Trendwende geschafft haben, in diesem Jahr einen Gewinnschub hinlegen.

Wer sich Aktien aus defensiven Branchen ins Depot legen will, fährt gut mit Unternehmen aus dem Gesundheitssektor. Die globale demografische Entwicklung und die medizinischen Fortschritte beflügeln den Markt, der weitgehend unabhängig von konjunkturellen Schwankungen stabile Wachstumsraten generiert.

Neben der Gewinnentwicklung gibt auch bei den Comeback-Kandidaten die Bewertung den Ausschlag. Hier kommen die meisten europäischen Firmen auf eine günstigere Bewertung als ihre US-Pendants. Aus diesem Grund stellen wir auf den folgenden Seiten überwiegend europäische Titel vor.

Um die bestmögliche Rendite zu erzielen, empfiehlt es sich, Positionen schrittweise aufzubauen. Bestätigt sich der Aufwärtstrend, etwa mit den nächsten Quartalsergebnissen oder durch neue Aufträge, können Aktien nachgekauft und die Positionen ausgebaut werden.

Einhell: Eine Heimwerkeraktie mit Value-Qualitäten


Für Heimwerker und Hobbygärtner ist die Firma aus Landau an der Isar mit ihren Bohrmaschinen, Akkurasenmähern, Hochdruckreinigern und Gartenhäusern ein Traum. Weniger Spaß hatten zuletzt die Einhell-Aktionäre mit ihrem Investment. Die Aktie geriet unter Druck, nachdem das Management bei der Vorlage der Halbjahreszahlen die Prognose für 2019 korrigierte. Bei der wichtigsten Kenngröße für das operative Geschäft, der Vorsteuermarge, sollen nur 5,5 anstatt 6,6 Prozent herauskommen. Der Jahres­umsatz soll bei 605 Millionen Euro liegen. Zwei Faktoren geben dafür den Ausschlag. So führt der Abbau der Warenbestände vom Vorjahr zu sinkenden Rohertragsmargen. Zugleich investiert Einhell kräftig in den Ausbau des Online- und Fachhandels. Über den US-Partner Snow Joe gelang der Einstieg in den nordamerikanischen Markt. Zugleich hat Einhell die Profitabilität kontinuierlich gesteigert. Die Kapitalrendite kletterte zwischen 2015 und 2018 von 2,4 auf 7,0 Prozent, die Eigenkapitalquote lag zuletzt bei strammen 53,0 Prozent. Langfristig orientierte Anleger positionieren sich jetzt. Günstig bewertet ist die Aktie allemal. Geht es nicht nur mit dem Umsatz, sondern auch mit dem Gewinn wieder nach oben, sollten auch Börsianer wieder von Frühlings­gefühlen für Einhell erfasst werden.

Fresenius: Nach Durchhänger im Sprintmodus


Der Gesundheitskonzern hat seine offenen Baustellen erfolgreich angepackt und ist bestens gerüstet, um in den nächsten Jahren wieder durchzustarten. Übernahmen wie die des spanischen Klinikbetreibers Quirónsalud tragen dazu ebenso bei wie das international breit gestreute organische Wachstum. Fresenius erreichte 2019 ein währungsbereinigtes Umsatzplus von sechs Prozent auf 35,5 Milliarden Euro. Operativer Gewinn und Konzern­ergebnis stagnierten dagegen auf Vorjahresniveau und lagen damit im Rahmen der Erwartungen. Die Dialysetochter Fresenius Medical Care erreichte dabei in Nordamerika ein Rekordwachstum bei der Patienten-Heimdialyse. Noch wichtiger für Anleger ist aber, dass sich die jüngsten Investitionen, 2,5 Milliarden Euro waren es allein 2019, auszuzahlen beginnen. Für 2020 rechnet Fresenius mit einem Umsatzwachstum von vier bis sieben Prozent. Das Konzernergebnis soll um bis zu fünf Prozent zulegen und bis 2023 sein organisches Wachstum auf bis zu neun Prozent steigern. Vorstandschef Stephan Sturm setzt darauf, dass neben dem margenstarken Dialysegeschäft die sich stabilisierenden Sparten Helios (Kliniken) und Kabi (Flüssigmedizin/Infusionen) wieder höhere Erträge liefern werden. Die Fresenius-Aktionäre können sich bereits jetzt über die 27. jährliche Dividendenerhöhung in Folge freuen.

Nokia: Neuer Schwung durch 5G-Projekte in den USA


Für den finnischen Netzwerkausrüster war 2019 ein Horrorjahr. Die Umsatz- und Gewinnprognose hatte das Nokia-Management im Oktober kassiert - und damit einen Kurseinbruch von mehr als 30 Prozent ausgelöst. Hohe Kosten für die Entwicklung der neuen 5G-Mobilfunktechnik sowie der Preisdruck in China hatten die Erträge stark belastet. Das Schlussquartal macht Hoffnung, dass es 2020 wieder besser wird. Während der Umsatz mit 6,9 Milliarden Euro stagnierte, verbesserte sich der bereinigte operative Gewinn leicht auf 1,1 Milliarden Euro und übertraf damit die Markterwartungen. Nokia baut auf Investitionen in die neuen 5G-Netzwerke. Angesichts des Wettbewerbs lässt sich noch nicht abschätzen, wie hoch die Margen ausfallen. Als weitere Unbekannte kommen die möglichen Auswirkungen des Coronavirus auf das Asiengeschäft hinzu. Allerdings kann sich Nokia verstärkt Hoffnungen machen, in den USA am Aufbau des 5G-Netzes beteiligt zu werden, nachdem sich der oberste Rechtsberater der US-Regierung gegen eine Beteiligung von Huawei aus China ausgesprochen hat. Die Nokia-Aktie ist deutlich teurer als Konkurrent Ericsson. Dafür hat Nokia, eine erfolgreiche Trendwende vorausgesetzt, aber den größeren Kurshebel nach oben. Der Konzern gilt in der Branche als Übernahmekandidat.

Nordex: Neugeschäft sorgt für frischen Wind


Im September 2019 erholte sich der Aktienkurs des Windkraftanlagenbauers, seither läuft er seitwärts. Spekulative Anleger positionieren sich vor dem 24. März, wenn Nordex die Geschäftszahlen für 2019 präsentieren wird. Nach dem Umsatz- und Ergebniseinbruch der letzten zwei Jahre wird das im SDAX notierte Unternehmen aller Voraussicht nach unterm Strich erneut einen Verlust ausweisen. Die vollen Auftragsbücher werden aber in den nächsten Jahren für kräftigen Rückenwind auf der Ertragsseite sorgen. 6207 Megawatt Gesamtleistung und damit 31 Prozent mehr als im Vorjahr hat Nordex 2019 installiert. Etwas mehr als die Hälfte dieser Aufträge kommt aus Europa und hier allem aus Frankreich und der Türkei. Dem Unternehmen gelingt es immer besser, die Abhängigkeit vom Heimatmarkt Deutschland mit seinen häufig langwierigen Genehmigungsverfahren zu verringern. Auch in den USA, wo Nordex nach Vestas und General Electric zum drittgrößten Akteur aufgestiegen ist, läuft das Geschäft mit Windkraftanlagen auf Hochtouren. Vor diesem Hintergrund wird der Mehrheitsaktionär Acciona mit seinem aktuellen Pflichtangebot von 10,32 Euro je Aktie bei einer angestrebten Übernahme wohl nicht zum Zuge kommen. Schafft Nordex in diesem Jahr einen deutlichen Gewinnsprung, hat die Aktie noch jede Menge Luft nach oben.

Nvidia: Schlüsselspieler in den digitalen Welten


Wer beim Hersteller für Grafikkarten investiert ist, braucht starke Nerven. Nvidia ist in etlichen Zukunftsmärkten wie Datenzentren, 5G-Technologie, künstliche ­Intelligenz, Videospiele, autonomes Fahren und Krypto-Mining unterwegs. Damit ist der US-Hersteller von Grafikprozessoren der oftmals zyklischen Nachfrage in diesen Segmenten ausgesetzt. Enttäuschende Gewinnausblicke und die Unsicherheiten im Hinblick auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China waren der Hauptgrund dafür, dass sich der Aktienkurs bis Sommer 2019 gegenüber dem Allzeithoch des Vorjahres fast halbierte. Diese Rückschläge sind mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 verdaut, in dem der Konzerngewinn um fast ein Drittel auf 2,8 Milliarden US-Dollar absackte. Das starke Schlussquartal untermauert, dass die Nachfrage wieder kräftig angezogen hat. Selbst wenn man sich vor Augen hält, dass die Analysten in den nächsten zwei Jahren ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 36 Prozent ­erwarten, ist die Aktie happig bewertet. Im Gegenzug glänzt Nvidia bei der Kapitalrendite mit einem branchenweiten Topwert von 16,4 Prozent. Das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital liegt bei niedrigen 0,23. Wer noch nicht investiert ist, wartet auf den nächsten Kursrücksetzer. Wir heben Kursziel und Stoppkurs an.

Regeneron Pharma: Eine kräftige Dosis Milliardenmoleküle


Das US-Biotechunternehmen kann den Gewinnschwund von 2019 abhaken, denn die Zulassungserweiterungen für die beiden umsatzstärksten Produkte werden Umsatz und Gewinn anschieben. So erhielt Regeneron Pharma im September 2019 die US-Zulassung für Eylea zur Behandlung von diabetischer Retinopathie. Bislang war das zusammen mit Bayer vermarktete Medikament gegen feuchte altersabhängige Makuladegeneration bei Erwachsenen auf dem Markt. Diese Erkrankung der Netzhaut kann unbehandelt zur Erblindung führen. Zwei Milliarden US-Dollar an Erlösen spülte Eylea 2019 in die Kasse von Regeneron. Ein weiteres Milliardenprodukt ist das seit 2017 in der EU zugelassene und mit Sanofi verkaufte Mittel Dupixent zur Behandlung von Atopischer Dermatitis. Hier steht am 26. März die Zulassungsentscheidung der US-Behörde FDA in dieser Indikation bei Kindern an. Außerdem werden 2020 zulassungs­relevante klinische Daten zur Behandlung von Asthma erwartet. Regeneron hat da­rüber hinaus angekündigt, dass einige seiner Wirkstoffe in den nächsten Monaten für klinische Tests zur Behandlung des Coronavirus herangezogen werden können. Mit einem 2020er-KGV von 16,5 ist die Bewertung günstig für eine Biotechfirma, die in diesem Jahr auf der Gewinnseite mit 22 Prozent wachsen soll und Cashreserven von 6,5 Milliarden US-Dollar hat.

Semperit: Spekulation auf schwarze Zahlen


Der österreichische Kunststoffhersteller Semperit befindet sich seit fünf Jahren im Krisenmodus. Zu viele Produktgruppen, zu wenig Fokussierung auf margenstarke Geschäftsfelder - dieses Problem ging das Management lange Zeit mit mäßigem Erfolg an. Jetzt will sich Semperit zu einem Industriegummispezialisten ausrichten. Die Traditionsfirma will sich stärker in Nischen etablieren, zum Beispiel mit hochspezialisierten Transportschläuchen für Lebensmittel- und Chemiekonzerne. Zugleich soll der Geschäftsbereich Sempermed verkauft werden. Das Dauersorgenkind, das medizinische Handschuhe herstellt, kommt nicht aus den roten Zahlen, der Umsatz ist seit 2013 um ein Drittel gesunken. Die Einnahmen aus dem Verkauf des Medizingeschäfts - laut Experten liegt der Wert von Sempermed im oberen zweistelligen Millionenbereich - will Semperit in gezielte Zukäufe für die Industriesparte stecken. Unterm Strich wird das Unternehmen auch 2019 wieder Verluste schreiben. Das operative Ergebnis wird dagegen nach zwei Jahren wieder positiv ausfallen, weil sich der Sanierungskurs auszahlt. Die Aktie ist hoch­spekulativ und hat charttechnisch ihren Boden gefunden. Aus fundamentaler Sicht ist die Chance auf eine Trendwende bei Semperit 2020 größer als das Risiko von erneuten Kursrückschlägen.

Tele Columbus: Auf dem Radar von Kaufinteressenten


Der Berliner Kabelnetz- und Telekom­anbieter Tele Columbus schreibt seit 2013 Verluste. Das wird sich auch 2019 nicht geändert haben, wenn das SDAX-Unternehmen am 31. März sein Zahlenwerk präsentiert. Der Umsatz schrumpft, weil die Gesellschaft weiter Kunden verliert. Dazu trat Vorstandschef Timm Degenhardt Ende 2019 von seinem Posten zurück - nach Differenzen mit Großaktionär United Internet. Der Internetkonzern hält 29,8 Prozent an Tele Columbus und hatte auf der Hauptversammlung im August eine eigene Liste für den Aufsichtsrat durchgesetzt. Mit Rocket Internet hält ein weiterer börsennotierter Internetkonzern Anteile an Tele Columbus. Zuletzt hatte sich der Abwärtstrend verlangsamt. Während sich die Verluste im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr auf 40,2 Millionen Euro fast verdoppelten, sank der Umsatz um 3,5 Prozent auf 132,2 Millionen Euro. Um das eigene Netz auszubauen, benötigt Tele Columbus frisches Kapital. Eine Option wäre der Verkauf des Netzwerkgeschäfts, mit dem sich außerdem die Schuldenlast verringern ließe. Die Akquisition durch einen Interessenten - etwa durch United Internet - wäre eine weitere. Diese Übernahmefantasie wiegt bei Tele Columbus die schlechten bilanziellen Eckdaten auf, mit denen sich das Unternehmen von den anderen Comeback-Kandidaten unterscheidet.

Washtec: Die Ertragsdelle hat sich gewaschen


Über Jahre galt die Aktie des SDAX-­Unternehmens als Überflieger - bis die Erfolgsstory 2019 abrupt unterbrochen wurde. Für das Autowaschanlagen-Unternehmen ist Deutschland der wichtigste Markt. Weil hier einige Großkunden ihre Aufträge verschoben, musste die Augsburger Firma im letzten Jahr mehrmals ihre Prognosen senken. Das Management leitete daraufhin umfassende Kostensenkungen ein. Die gesenkten Ergebnisziele hat Washtec 2019 dank des überraschend starken Schlussquartals erreicht. Dass es wieder aufwärtsgeht, zeigt sich vor allem darin, dass sich die Auftragslage im zweiten Halbjahr wieder deutlich verbessert hat. Die Kosten für den eingeleiteten Personalabbau hat Washtec in der Bilanz von 2019 verbucht. Im operativen Geschäft will das Unternehmen jetzt zum einen das Service- und Wartungsgeschäft ausbauen. Zum anderen setzt Washtec auf neue Produkte wie die Portalwaschanlage SmartCare, bei der sich alle Funktionen digital steuern lassen. Das Kursniveau vor der Gewinnwarnung im Juli hat die Aktie wieder erreicht. Mit einem 2020er-KGV von 20,5 ist sie angesichts des für 2020 erwarteten Gewinnwachstums von über 40 Prozent günstig bewertet. Dazu kommt eine schöne Dividende. Wir bekräftigen bei angehobenen Ziel- und Stoppkursen unsere Kaufempfehlung.

Qualitätscheck


Eine starke Marktposition, neue, innovative Produkte und eine deutlich anziehende Wachstumsdynamik schaffen die Grundlage, um das operative Geschäft eines Unternehmens nach einer Schwächephase anzuschieben. Schneiden die Firmen dann noch bei den folgenden Parametern gut ab, sind sie ein klarer Kaufkandidat.


Diversifiziertes Wachstum
International gestreute Abnehmermärkte begünstigen ein nachhaltiges Wachstum und federn das Risiko von Umsatzdellen durch Nachfrageschwäche in Einzelmärkten ab. Starke und weltweit bekannte Marken festigen die Preissetzungsmacht.

Nachhaltiger Ertragsschub
Fällt das Gewinnwachstum über einen Zeitraum von mehreren Quartalen stärker aus als das Umsatzplus, ist das ein klarer Indikator dafür, dass das operative Geschäft wieder dauerhaft ins Rollen kommt.

Niedrige Bewertung
Der Markt preist in den Aktienkurs noch die Enttäuschungen der Vergangenheit, nicht aber das künftige Potenzial durch wieder steigende Gewinnerwartungen ein.

Starke Bilanz
Eine hohe Eigenkapitalquote, kontinuierlich sinkende Nettoverschuldung und ein wieder steigender freier Cashflow signalisieren, dass das Unternehmen Investitionen mit Eigenmitteln finanzieren und höhere Dividenden ausschütten kann.

Steigende Dividenden
Beteiligt das Unternehmen die Aktionäre über eine steigende Ausschüttungsquote am Gewinn, ist das ein eindeutiges Zeichen für die zunehmende Finanzkraft.