Dieser ist nun in trockenen Tüchern. Für Compleo heißt es jetzt, das Wachstum weiter hochzuhalten und Investoren zu beweisen, dass man die Kosten in den Griff bekommt. Erst dann sollte der Titel Richtung Rekordhoch klettern.
Börse Online: Herr Griesemann, vor Kurzem haben Sie die Übernahme der Eon-Tochter Innogy eMobility Solutions bekannt gegeben. Warum dieser Schritt?
Georg Griesemann: Von einem kleinen Mittelständler, der im vergangenen Jahr an die Börse gegangen ist, wollen wir zu einem europäischen Unternehmen werden. Dafür ist es notwendig, neben dem organischen Wachstum auch durch Zukäufe zuzulegen. Aktuell bauen wir mehrere Ländergesellschaften auf und investieren in einen Elektromobilitätscampus in Dortmund.
Nach Wallbe, einem Anbieter von Wallboxen, akquirieren Sie bereits das zweite Unternehmen innerhalb von knapp einem Jahr. Kann es Ihnen nicht schnell genug gehen?
Das kann man so nicht sagen. Eon hat einen Käufer gesucht, und wir haben zugeschlagen. Die Elektromobilität befindet sich gerade erst am Anfang ihres Wachstums. Mit dieser Übernahme werden wir einen deutlich sichtbareren Fußabdruck hinterlassen. Wichtig ist es für uns, vorne dabei zu sein und auch schnell zu wachsen.
Warum wollte Eon verkaufen, schließlich ist der Markt für Ladestationen eigentlich auch für den Energiekonzern ganz attraktiv?
Eon will sich künftig auf das Betreiben der Ladestationen und das Anbieten von Ladelösungen konzentrieren. Wir übernehmen das Geschäft für die Programmierung und die Produktion dieser Ladestationen und deren Software. Zudem wird Eon mit einem Anteil von rund fünf Prozent Aktionär bei uns sein, da der Deal auch eine Aktienkomponente umfasst. Jetzt gilt es, die Firmen möglichst schnell zusammenzuführen.
Die Übernahme kostet rund 43 Millionen Euro in bar. Dieser Betrag wird noch in diesem Jahr fällig. Ihre Bilanz ist aktuell mit einem Barmittelbestand von rund zehn Millionen Euro nicht gerade auf Rosen gebettet. Wie wollen Sie das finanzieren?
Wir schauen uns aktuell verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten an und erwägen auch, eine Kapitalerhöhung durchzuführen, um den Deal finanzieren zu können. Zudem fließen voraussichtlich rund 60 Millionen Euro von Eon im kommenden Jahr wieder an uns zurück.
Noch macht Ihr neues Unternehmen einen Verlust von rund 50 Millionen Euro pro Jahr. Wie war die Resonanz bei großen Investoren auf die Übernahme?
Wir sind guter Dinge, dass wir diesen Verlust künftig deutlich reduzieren können, auch indem wir die Kosten stark reduzieren. Unsere großen Bestandsaktionäre wollen den Deal unterstützen. Sie haben gesehen, dass dieser strategisch Sinn macht, weil wir vor allem auch unser Software-Know-how stärken und auch die Bewertung passt.
Ein großes Förderprogramm für Wallboxen für zu Hause ist vor Kurzem ausgelaufen. Wie wichtig sind Anreizprogramme wie diese für Sie?
Natürlich erleichtern sie uns das Geschäft. Doch gibt es noch viele weitere Programme dieser Art. Mit einer Regierungsbeteiligung der Grünen steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese eher ausgebaut als abgebaut werden.