Das war der stärkste Einbruch seit Einführung der vierteljährlichen Statistik 1959. Bereits zu Jahresbeginn hatte der Daueraufschwung geendet, als die Wirtschaft um 0,3 Prozent schrumpfte. "Diese Krise ist wie keine andere", sagte Finanzminister Josh Frydenberg vor Reportern in Canberra. "Unsere Rekordserie von 28 Jahren Wirtschaftswachstum in Folge ist nun offiziell zu Ende." Verglichen mit anderen großen Industrienationen kam Australien noch gut weg: Die deutsche Wirtschaft etwa brach im Frühjahr um 9,7 Prozent ein, die britische gar um mehr als ein Fünftel.

Mehr als eine Million Menschen haben seit März ihren Arbeitsplatz verloren, weil der Shutdown zur Bekämpfung der Pandemie ganze Branchen lahmlegte. Die Regierung hat zwar mehr als 300 Milliarden Australische Dollar (rund 185 Milliarden Euro) an Konjunkturhilfen aufgelegt. Der unerwartet schwere Einbruch im Frühjahr könnte jedoch weitere Maßnahmen möglich machen. "Unsere Verpflichtung gegenüber dem australischen Volk ist, dass wir ihm den Rücken stärken", sagte Frydenberg. Die Zentralbank will bei Bedarf ebenfalls gegensteuern. Sie hatte bereits im März ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt, um mit billigem Geld die Wirtschaft anzuschieben.

"Der Weg zurück aus der Corona-Rezession wird langwierig sein", sagte die Chefvolkswirtin des Instituts BIS Oxford Economics, Sarah Hunter. "Wir gehen davon aus, dass es bis Anfang 2022 dauern wird, bis die Wirtschaft wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen wird." Einer raschen Erholung steht der erneute Lockdown in der wichtigen Provinz Victoria entgegen. Das werde die Konjunktur im laufenden Sommerquartal "schwer" belasten, sagte Finanzminister Frydenberg. Der Anstieg der Neuinfektionen hatte die Regierung veranlasst, in Melbourne - der Hauptstadt des Bundesstaats - einen mehrwöchigen Lockdown zu verhängen.

rtr