Der jüngste Crash an den weltweiten Börsen wird dem Coronavirus zugeschrieben. Allerdings dürfte ein Großteil der Befürchtungen dem Umstand geschuldet sein, dass man noch wenig Erfahrungswerte bezüglich des neuen Virus hat. Die nackten Erkrankungszahlen jedenfalls sind im Vergleich zur Grippe eher überschaubar: Bisher hat das Coronavirus weltweit laut der Webseite Worldometers.info zu 116.711 Erkrankungen und 4.095 Todesfällen geführt (Stand: 10. März 2020, 18 Uhr). Zum Vergleich: Die Grippe (Influenza) hat nach Daten des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in dieser Saison schätzungsweise 34 Millionen Erkrankungen, 350.000 Krankenhauseinweisungen und 20.000 Todesfälle verursacht. Und das allein in den USA.
Dass die Grippe aber von den Börsen nicht zur Kenntnis genommen wird, liegt vornehmlich daran, dass man viel über sie weiß: "Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Grippefälle im März und April zurückgehen werden. Man könnte ziemlich genau vorhersagen, wie hoch die Sterblichkeitsrate ist und wie hoch die Krankenhauseinweisungen sein werden" zitiert das Wissenschaftsportal livescience.com Dr. Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Allergie und Infektionskrankheiten in den USA. Und im Gegensatz zu COVID-19 gibt es Medikamente und Impfschutz gegen Influenza.
Bisher steht bei Corona allerdings fest, dass es laut livescience.com eine erhöhte Sterblichkeitsrate von 1,4 Prozent besteht (Influenza 0,1 Prozent). Das dürfte allerdings auch daran liegen, dass es bisher kein Medikament gibt. Zudem scheint Corona etwas ansteckender zu sein. Das Maß, das die Wissenschaftler verwenden, um zu bestimmen, wie leicht sich ein Virus ausbreitet, wird als "Basis-Reproduktionszahl" oder R0 (ausgesprochener R-Null-Wert) bezeichnet. Sie bezeichnet, wie viele Personen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Bei Corona liegt die Rate wohl zwischen 2 und 3, bei der Grippe beträgt sie 1,3.
Die Zukunft wird nun zeigen, ob die Angst der Investoren vor Corona mit zunehmendem Wissen abnimmt. Und so die Panik an den Börsen einer eher rationalen Betrachtung Platz macht.