Genau 17614 Zwangsversteigerungstermine wurden 2019 angesetzt, hat die Argetra GmbH, ein Verlag für Wirtschaftsinformation mit Sitz in Ratingen, gezählt. Das waren deutlich weniger als die 21600 Termine im Jahr davor. Rückläufig, wenn auch nicht ganz so stark, war auch die Summe der Verkehrswerte, um die es bei den Versteigerungen ging. Nach 3,85 Milliarden Euro im Jahr 2018 waren es im vergangenen Jahr 3,44 Milliarden Euro. Dass das Volumen der Verkehrswerte weniger abnahm als die Zahl der Termine, hat damit zu tun, dass die durchschnittlichen Verkehrswerte der Häuser, Wohnungen und Gewerbeimmobilien deutlich höher angesetzt wurden.
"Wer das dann nicht zahlen kann, geht in die Abwicklung."
Argetra-Geschäftsführer Axel Mohr begründet den Rückgang unter anderem mit dem generell niedrigen Zinsniveau, welches offenbar dabei hilft, Zwangsversteigerungen zu vermeiden. Zudem sei die Nachfrage nach Immobilien weiterhin sehr groß. Das erklärt, warum nur die Hälfte der 17614 Termine tatsächlich im Gerichtssaal verhandelt wurden. Die andere Hälfte der Objekte wurde bereits vor dem Versteigerungstermin veräußert. Mohr warnt jedoch vor den Folgen, die steigende Zinsen haben könnten. Die Immobilienpreise würden nachgeben, der Wert der Sicherheiten für finanzierende Banken somit auch, sodass im Falle anstehender Anschlussfinanzierungen hohe Zinsaufschläge auf die Kreditnehmer zukommen könnten. "Wer das dann nicht zahlen kann, geht in die Abwicklung", sagt Mohr.
Zu den Auffälligkeiten bei den Zahlen von 2019 gehören diese: 34 Prozent der Verkehrswerte entfielen auf Immobilien, die im Zuge von Erbstreitigkeiten oder von Ärger bei Scheidungen in die Zwangsversteigerung gingen. 2018 hatte dieser Anteil der sogenannten Teilungsversteigerungen noch bei 26 Prozent gelegen. Auch die Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die eigentlich Kreditrisiken verhindern soll, führt nach Beobachtung von Argetra vermehrt zu Zwangsversteigerungen. Der Grund: Auch dann, wenn ältere Wohnungseigentümer schuldenfrei seien, bekämen sie immer häufiger keinen Kredit, wenn größere Renovierungen anstünden. Also bleibe dann nur die Zwangsverwertung. Selbst Mittfünfziger, die ihr Haus noch nicht abbezahlt haben, könnten wegen der Richtlinie womöglich keine Anschlussfinanzierung mehr erhalten. Auch das könne dazu führen, dass eine Immobilie unter den Hammer kommt.
Höchste Verkehrswerte in Berlin
Noch ein paar Zahlen. Die höchsten Verkehrswerte wurden im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 580000 Euro in Berlin aufgerufen. Auf der anderen Seite wurden in Sachsen-Anhalt im Schnitt die niedrigsten Werte angesetzt. Konkret waren es im Schnitt 70000 Euro. Im Bundesmittel waren es gut 195000 Euro, nachdem der Durchschnittswert 2018 noch bei knapp 178000 Euro gelegen hatte. Die meisten Zwangsversteigerungstermine wurden - wie im Jahr davor - in Chemnitz aufgerufen. Dahinter folgen die Städte Leipzig, Berlin und Zwickau.