Der "Palast der Kultur" verliert seinen prägenden Einfluss auf das Stadtbild Warschaus. Russland hatte den 234 Meter hohen Bau Anfang der 1950er-Jahre den Polen geschenkt, um sie von den Wohltaten des Sozialismus zu überzeugen. Die aber entschieden sich für Demokratie und Marktwirtschaft. Der damit einhergehende Aufschwung ließ deutlich attraktivere Hochhäuser entstehen als das auch "der Finger Stalins" genannte Gebäude. Nicht einmal die Finanzkrise vermochte den Boom zu stoppen. Polen ist mittlerweile die am stärksten wachsende Volkswirtschaft der EU. Der IWF prognostiziert für 2015 - obwohl die westlichen Sanktionen gegen Russland den Export belasten - einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von drei Prozent. Für die 28 EU-Staaten zusammen wird dagegen ein Plus von lediglich 1,1 Prozent erwartet.

Trotz der bereits guten Entwicklung ist das Land jedoch noch weit vom deutschen oder österreichischen Gehaltsniveau entfernt. "Das Pro-Kopf-Einkommen in Polen beträgt erst 30 Prozent des westeuropäischen Durchschnitts", sagt Morten Lund Ligaard. Aufgrund des großen Aufholpotenzials rechnet der Manager des Danske Invest European Convergence Fund mit positiven Renditen an der Börse. Im Fonds sind polnische Unternehmen mit über 50 Prozent gewichtet.

Neben den im Leitindex WIG 20 stark vertretenen Kreditinstituten wie der PKO Bank Polski und dem Versicherungskonzern Powszechny Zaklad Ubezpieczen hält der Manager auch Anteile am Schuhhersteller CCC. Das Unternehmen ist in Polen Marktführer, expandiert in Osteuropa und hat nun auch am Berliner Alexanderplatz eine Filiale eröffnet. Mit CCC hat Ligaard gut verdient. Innerhalb eines Jahres legte die Aktie um 26 Prozent zu.

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Investieren in Istanbul

Dank marktwirtschaftlicher Reformen, die nicht zuletzt im Hinblick auf einen möglichen EU Beitritt ergriffen wurden, erzielte auch die Türkei in den vergangenen Jahren hohe Wachstumsraten. Der zunehmend autoritäre Kurs von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan belastet jedoch die Beziehungen zwischen Brüssel und Ankara. Auch das Wachstumstempo hat sich abgeschwächt. Statt wie in den vergangenen vier Jahren jährlich um rund sechs Prozent, werden für 2015 nur noch rund drei Prozent prognostiziert. Die Börse in Istanbul verliert dadurch aber nur wenig an Attraktivität. Ligaard, der sich mit 18 Prozent der Mittel in der Türkei engagiert, sieht Chancen beim Automobilwert Tofas. Kleinere Positionen hält der Fonds unter anderem auch an der Börse in Bukarest. Neben hohen Dividendenrenditen und günstigen Bewertungen sorgt dort seit den jüngsten Präsidentenwahlen auch die Politik für Kursfantasie.