DEFLATIONSBEKÄMPFUNG

Das schärfste Schwert der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in normalen Zeiten der Leitzins. Dieser liegt aber seit längerem bereits bei 0,05 Prozent. Damit ist die Waffe stumpf geworden. Die Notenbank muss also andere Maßnahmen ergreifen, um eine Deflation abzuwenden - eine langanhaltende Schwächephase aus fallenden Preisen und sinkenden Investitionen. Denn die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an - davon ist sie aber weit entfernt. In Februar waren die Preise in der Euro-Zone um 0,3 Prozent gefallen, nachdem sie im Januar sogar um 0,6 Prozent gesunken waren.

Warum ist das gefährlich? Bei anhaltend sinkenden Preisen halten sich Verbraucher oft zurück, weil sie erwarten, Produkte bald noch günstiger zu bekommen. Unternehmen verdienen weniger, bauen Personal ab und investieren kaum noch. Eine Spirale nach unten kommt in Gang, die nur schwer zu stoppen ist.

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GELDSCHWEMME

Um eine solche Situation zu verhindern, pumpt die EZB jetzt riesige Summen in den Geldkreislauf - gut 1,1 Billionen Euro sind geplant. Die EZB kauft dabei den Geschäftsbanken im großen Stil Wertpapiere - insbesondere Staatsanleihen - ab. Denn im Vergleich zu anderen Schuldtiteln wie Unternehmensanleihen ist der Markt für staatliche Bonds in Europa deutlich größer, die EZB kann daher hier die größte Wirkung erzielen. Dabei schafft die Notenbank durch die Käufe zusätzliche Liquidität - sprich sie wirft die Notenpresse an und druckt mehr Geld.

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WAS SOLL QE BRINGEN?

Kauft die Notenbank massenhaft Staatsanleihen, steigen tendenziell die Anleihenkurse und die Renditen sinken entsprechend. Das Kalkül: Banken werden aus diesen Schuldtiteln herausgedrängt, da sie weniger Zinsen bringen. Sie haben dann mehr Kapital für andere Bereiche zur Verfügung - und vergeben idealerweise wieder mehr Kredite. Damit würde die Geldschwemme der lahmenden Wirtschaft zugutekommen. Auch die Teuerungsrate würde dann tendenziell wieder steigen. Andere Notenbanken - etwa in den USA oder Großbritannien - haben nach der Finanzkrise 2008 bereits zu diesem Instrument gegriffen, um ihre Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

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WIE VIEL SOLL GEKAUFT WERDEN?

Monatlich sollen Papiere im Volumen von rund 60 Milliarden Euro gekauft werden. Darin enthalten sind sogenannte ABS-Papiere und Pfandbriefe im Volumen von etwa zehn Milliarden Euro - die restlichen rund 50 Milliarden Euro entfallen auf Bonds. Das Programm soll Ende September 2016 auslaufen. Es kann aber auch früher beendet oder verlängert werden - je nach Erfolg. Maximal können 33 Prozent der ausstehenden Anleihe-Schulden eines Landes und zugleich nur jeweils 25 Prozent eines Schuldtitels im Umlauf erworben werden.

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WAS GEKAUFT WERDEN SOLL

Etwa zwölf Prozent der Anleihen-Käufe entfallen auf Papiere und Titel europäischer Institutionen sowie Einrichtungen, die Ländern aus der Finanzkrise geholfen haben. Dazu zählen etwa die Europäische Investitionsbank (EIB), der Euro-Rettungsfonds ESM, der Europäische Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM) aber auch Institutionen wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Für diese Titel gilt eine gemeinschaftliche Haftung. Acht Prozent betreffen Staatsanleihen, die die EZB direkt erwirbt. Für die restlichen 80 Prozent kommen die nationalen Zentralbanken auf, die Titel ihres Landes auf eigenes Risiko erwerben. Auch Käufe von Schuldtiteln mit negativer Rendite sind möglich - ihre Rendite muss aber mindestens auf dem Niveau des Einlagenzinssatzes liegen. Dieser beträgt aktuell minus 0,2 Prozent. Staatsbonds von Griechenland und Zypern sind derzeit nicht Teil des Programms.

Die EZB koordiniert die Käufe und gibt entsprechende Vorgaben. Die nationalen Notenbanken haben aber etwas Spielraum. Zugelassen sind Staatsanleihen mit einer Bonitätsnote von mindestens "BBB-". Das ist ein Tick über dem berüchtigten Ramsch-Niveau, das vor großen Ausfallrisiken warnt. Unterhalb dieser Note müssen für die betreffenden Euro-Länder Hilfsprogramme der Europäischen Union und des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Plan laufen.

Reuters