Zuletzt waren Bitcoin-Investoren verwöhnt durch die wochenlange starke Aufwärtsbewegung - seit September um fast 100 Prozent. Mitte vergangener Woche fiel der Preis dann plötzlich um bis zu 3000 Dollar oder 15 Prozent. In Anbetracht des vorherigen Anstiegs ist das normal, eine gesunde Bereinigung. Die zuletzt sehr stark gestiegenen Altcoins fielen meist noch deutlich stärker als der Bitcoin. Der langfristige Aufwärtstrend bleibt intakt.
Die Hausse beim Bitcoin ist diesmal viel solider unterfüttert als 2017. Die flankierende Berichterstattung in den Main-stream- Medien ist derzeit noch überschaubar. Während es 2017 eine zunehmende Hysterie seitens vieler völlig unerfahrener Anleger gab, ist das diesmal anders. Die Marktteilnehmer haben im Lauf der Zeit gelernt, mit den enormen Preisschwankungen beim Bitcoin umzugehen. Das lautstarke Misstrauensvotum, das bei starken Einbrüchen zuverlässig kam, hat sich erheblich abgeschwächt.
Natürlich gibt es immer noch genügend Stimmen, die den Bitcoin nicht als Geld, digitales Gold oder Wertaufbewahrungsmittel sehen. Aber auch vorherigen Skeptikern ist mittlerweile klar, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen gekommen sind, um zu bleiben.
Selbst börsennotierte Unternehmen investieren jetzt teilweise schon einen Teil ihrer Geldreserven in Bitcoin, um den Nullrenditen und der Geldentwertung entgegenzuwirken. Denn die Überzeugung wächst, dass über kurz oder lang die ausufernde Verschuldung der Staaten, die mit "Corona" jetzt ein Totschlagargument haben, über steigende Preise weginflationiert wird. Der Zugang für Privatanleger, die Investments oft wegen des schwierigen Zugangs zur Kryptowelt gescheut haben, ist immer einfacher geworden. So dürfte ein nicht unwesentlicher Faktor bei der jüngsten Bitcoin-Hausse der Start des Kryptohandels bei dem stark verbreiteten Zahlungsdienstleister Paypal gewesen sein. Laut Paypal-Chef Dan Schulman sollen Kryptowährungen ab Anfang kommenden Jahres auch als Finanzierungsquelle für sämtliche Transaktionen der 28 Millionen Paypal-Händler zugelassen werden - zudem soll der Kryptohandel für alle Paypal-Kunden weltweit verfügbar sein. Aktuell gilt dies nur für die US-Kunden des Unternehmens. Von daher ist für weiteren Treibstoff gesorgt.
Einstieg der Vermögensverwalter
Auch die Traditionalisten an der Wall Street fallen vermehrt um. Denn die unter Performancedruck stehenden Banken und Vermögensverwalter können sich der neuen lukrativen Assetklasse einfach nicht verschließen. Zumal schon lange von Portfoliotheoretikern nachgewiesen wurde, dass aufgrund der sehr geringen Korrelation von Bitcoin zu Aktien und anderen Assets eine Beimischung von wenigen Prozent das Chance-Risiko-Profil eines Gesamtportfolios aus Aktien, Anleihen, Immobilien und Gold deutlich verbessert. So hatte zuletzt Rick Rieder im Gespräch mit CNBC den Bitcoin als funktionalen und ernsthaften Ersatz für Gold eingestuft. Bei Rieder handelt es sich um den Chefinvestor von Blackrock, immerhin der größte Vermögensverwalter der Welt. Zuletzt kam die Meldung, dass sich mit dem Guggenheim Funds Trust ein weiterer großer Wall-Street-Player in Bitcoin engagiert.