Angesichts der von der Europäischen Zentralbank (EZB) ankündigten Zins wende wollen immer mehr Banken auf Strafzinsen oder das sogenannte Verwahrentgelt verzichten, darunter Deutsche Bank und Commerzbank, aber auch zahlreiche Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Das hat eine Umfrage des Finanzportals biallo.de unter 22 Geldhäusern ergeben, von denen 18 das Ende des Verwahrentgelts angekündigt oder angedeutet hätten.
"Wir gehen davon aus, dass sich in den nächsten Wochen weitere Banken vom Verwahrentgelt verabschieden werden", erläuterte biallo.de Chefredakteur Sebastian Schick gegenüber €uro am Sonntag. "Spätestens im September, wenn die EZB den negativen Einlagensatz auf null oder gar höher setzt, wer den Negativzinsen auf Guthaben ohnehin flächendeckend von der Bildfläche verschwinden, da das Verwahrentgelt der Banken in der Regel an den Zinssatz für die Einlagenfazilität der EZB gekoppelt ist."
Bei der Commerzbank hieß es demzufolge: "Sobald die Zinsen die Nulllinie erreichen, werden wir die Guthabenentgelte zurückfahren." Die Deutsche Bank will die Zinswende ebenfalls an ihre Kundschaft weitergeben: "Sobald der Satz der Einlagenfazilität null oder größer beträgt, entfällt die Erhebung des Verwahrentgelts im Privatkundengeschäft", teilte das größte deutsche Geldhaus mit.
Die EZB hatte vergangene Woche beschlossen, bei der nächsten Sitzung am 21. Juli die Leit zinsen um jeweils 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Im September sei dann ein größerer Zinsschritt möglich. Einige Banken haben das Verwahrentgelt bereits vor der EZB-Zinsankündigung gestrichen, darunter die Mainzer Volksbank. Die Sparda Bank Hannover werde zum 1. Juli keine Negativzinsen mehr auf Guthaben berechnen, so Schick. "Andere Banken wie ING oder die Oldenburgische Landesbank haben den Freibetrag deutlich erhöht, sodass faktisch kaum ein Kunde mehr vom Verwahrentgelt betroffen ist."
Den Erkenntnissen des Finanzportals zufolge ist die Zinswende inzwischen auch beim Festgeld angekommen. "Viele heimische Anbieter haben ihre Konditionen zuletzt deutlich angehoben - unter anderen die Deutsche Pfandbriefbank, Debeka und Creditplus Bank. Letztere ist aktuell Spitzenreiter unter den Anbietern mit deutscher Einlagensicherung und bietet für zwölf Monate 0,50 und für 24 Monate 1,0 Prozent pro Jahr." Die durchschnittlichen Festgeldzinsen bei einjähriger Lauf zeit seien seit Mitte April vom Rekordtief bei 0,13 Prozent auf nunmehr 0,20 Prozent gestiegen. "Wir erwarten, dass sich der Aufwärtstrend in den nächsten Monaten weiter fortsetzen wird", erklärt Schick.