"Putin rupft den DAX" überschrieb der Nachrichtensender n-tv am Donnerstag zum Monatsultimo seine Tagesbilanz zum deutschen Aktienmarkt. Der DAX hatte 1,3 Prozent nachgegeben. Von "Rupfen" kann also keine Rede sein. Da gab es schon deutlich höhere Tagesveränderungen. Auch mit Blick auf den März stellt sich das Bild gar nicht so schlecht dar. Tatsächlich hat sich der DAX mit einem Monatsverlust von 0,3 Prozent auf 14.414 Punkte gar nicht schlecht geschlagen.

Börse Online nennt die größten Gewinner und Verlierer des Monats März aus dem Leitindex. Darunter folgen einige Tops und Flops aus den Nebenwerte-Indizes MDAX und SDAX.

Tops und Flops im DAX


Die Aktie des Agrarchemie- und Pharma-Konzerns Bayer lief im März mit +20,6 Prozentam besten aller 40 DAX-Werte. Bayer lässt das Debakel um Monsanto immer mehr hinter sich. Zwar leidet Bayer immer noch unter den Folgen der Übernahme des US-Saatgut-Konzerns, der ihm viele Zehntausend Klagen wegen möglicher Krebsrisiken Glyphosat-haltiger Unkrautvernichter eingebrockt hatte. Der Streit kostet viele Milliarden, sollte aber bald abgehakt sein.

Vor drei Wochen hat sich der Konzern zudem von seinem Geschäftsbereich "Environmental Science Professional" (ESP) für einen Milliardenbetrag getrennt. Der Verkaufspreis beträgt 2,4 Milliarden Euro. Mit Investitionen von rund zwei Milliarden Euro will Bayer nun seine Pharmasparte in den kommenden drei Jahren fitter für die Zukunft machen. Das Geld solle in neue Technologien, Automatisierung und Digitalisierung fließen, teilte der Konzern am gestrigen Donnerstag mit.

Das DAX-Schwergewicht Linde konnte im März 11,5 Prozent an Wert gewinnen. Der Industriegase-Konzern profitierte unter anderem davon, für einen weiteren Aktienrückkauf doppelt so viel Geld in die Hand zu nehmen wie noch vor einem Jahr. Zudem stützte der Dividendenvorschlag für 2022 den Kurs. Nach 2,58 Euro im Vorjahr will Linde pro Aktie nun 3,76 Euro ausschütten.

Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemie-Konzern Merck KGaA macht Fortschritte mit seiner Sparte Life Sciences. Die Pandemie sorgte dafür, dass die Sparte mittlerweile den größten Umsatzanteil, die höchste Marge und das schnellste Wachstum aufweist. Sowohl die Pharma- als auch die Life-Science-Sparte profitierten zudem von den strukturellen Trends einer zunehmenden Finanzierung der Gesundheitsversorgung. Im März ging es mit der Merck-Aktie um 6,9 Prozent nach oben.

Am Ende der DAX-Liste stehen die ehemaligen Corona-Gewinner. Essen zuhause fertig kochen ist mit der verstärkten Abschaffung von Corona-Beschränkungen nicht mehr so gefragt. Die Aktie des Kochboxen-Versenders HelloFresh rutschte um gut 16 Prozent ab. Seit Jahresanfang beträgt das Minus sogar 39 Prozent. Zum Vergleich: Der DAX hat seit Jahresanfang 9,2 Prozent verloren. HelloFresh macht zwar Gewinn. Doch weitere Zuwächse des hoch bewerteten Unternehmens werden schwierig.

Der in Berlin beheimatete Essenslieferant Delivery Hero ist in vielen Ländern weltweit engagiert, in Deutschland jedoch nicht mehr. Lieferando wurde an die britisch-niederländische Konkurrenz Just Eat Takeaway verkauft. Delivery Hero hat noch nie schwarze Zahlen geschrieben. Und ob das in der absehbaren Zukunft gelingt, muss bezweifelt werden. Die Umsätze steigen, die Verluste jedoch auch. Im Februar kündigte Chef Niklas Östberg an, dass auch im laufenden Jahr mit hohen Verlusten gerechnet werden muss. Bloomberg erwartet, dass der bereinigte Nettoertrag minus 1,34 Milliarden Euro betragen wird. Die Aktie stürzte vor allem im Februar massiv ab, im März dann nochmals um 16,6 Prozent. Seit Jahresanfang summieren sich die Verluste auf 60 Prozent - DAX-Schlusslicht!

Am Ende des März-Rankings steht Zalando. Der Online-Modehändler hat seine besten Zeiten offenbar hinter sich. Reihenweise stuften die Analysten die Aktie ab, gleich zum Monatsbeginn etwa das Investmenthaus Bryan Garnier. Von der einstigen "Conviction Buy" ging es gleich um zwei Stufen auf "Neutral" zurück. Das Kursziel wurde um gut 15 Prozent auf 90 Euro gesenkt. Die Aktien dürften "auf zu lange Zeit totes Geld sein", schrieb Analyst Clement Genelot damals. Die Prognosespannen des Online-Modehändlers seien "ungewöhnlich weit" und spiegelten damit die schlechte Prognostizierbarkeit wider. Das beinhalte die Stimmung der Konsumenten, die Herausforderungen bei den Lieferketten und die Inflation in der Modebranche. Seit Jahresanfang beträgt das Minus 35 Prozent.

Winner und Loser des Monats in MDAX und SDAX


Der absolute Highflyer in der DAX-Familie ist Rheinmetall. Die Aktie des Rüstungskonzerns explodierte im März um 43,8 Prozent. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und das von der Bundesregierung bereitgestellte Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sorgt schon in diesem Jahr für erhöhte Umsätze. Bisher habe man bei militärischen Gütern für 2022 im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatzplus von zehn Prozent gerechnet. Nun gehe man von 20 Prozent aus, sagte Konzernchef Armin Papperger bei der Vorlage von Jahreszahlen Mitte März.

Der im Dezember 2021 aus dem SDAX abgestiegene Waffen-Hersteller Hensoldt legte im Prime-Index im März übrigens um 25,6 Prozent zu. Auch die von Airbus abgespaltene Tochter rechnet damit, ein ordentliches Stück vom Rüstungskuchen abzubekommen. Eine baldige Rückkehr in den SDAX ist überdies wahrscheinlich.

Zweitbester MDAX-Wert ist im März mit einem Kursplus von 19,7 Prozent K+S. Der Salz- und Düngerkonzern profitierte von den westlichen Sanktionen gegen die Konkurrenz aus Russland und Weißrussland mit dem Anstieg auf ein Mehrjahreshoch. Düngemittel werden auf dem Weltmarkt knapp. Außerdem sollen die Anleger nun insgesamt 20 Cent je Aktie als Dividende erhalten. Im vergangenen Jahr waren sie wegen der damals noch hohen Schulden des Konzerns leer ausgegangen.

Der Industrie-Recycler Befesa erreichte mit einem Kursplus von 14,6 Prozent Platz 3 im MDAX. Das Unternehmen bietet eine hochinteressante Investmentstory im Bereich des Metall-Recycling, insbesondere von Metallstaub. Das Unternehmen konnte zuletzt von gestiegenen Preisen für Zink und Aluminium profitieren. Befesa rechnet auch im laufenden Jahr mit hohen Preisen für Metalle sowie einer starken Nachfrage nach Stahlstaub-Recycling.

Auf Platz 48 des März-Rankings der 50 MDAX-Werte steht Uniper mit einem Verlust von 17,9 Prozent. Der Energiekonzern war vor allem durch das Aus für das Nordstream2-Projekt im Zuge der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs und der umfangreichen Geschäfte in Russland massiv unter die Räder gekommen. Dies kostet den Konzern Milliarden. Uniper musste ein Darlehen für die vom russischen Energiekonzern Gazprom mitfinanzierte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 von 987 Millionen Euro inklusive Zinsen komplett abschreiben.

Vorletzter im März-Ranking wurde Thyssenkrupp mit einem Kursrückgang von 18,9 Prozent. Der Stahl- und Industriekonzern leidet besonders stark unter dem Krieg in der Ukraine. Es sei davon auszugehen, dass die globalen Störungen an verschiedenen Stellen der Lieferketten Folgen vor allem für die Stahl- und Autozuliefer-Geschäfte des Konzerns haben werden, teilten die Essener mit. Gegenläufige Entwicklungen im Werkstoff-Handelsgeschäft, das von steigenden Rohstoff- und Materialpreisen profitiere, sowie eingeleitete Gegenmaßnahmen werden die Belastungen nicht voll kompensieren.

Am Ende der MDAX-Liste für den März steht Gabelstapler-Konzern Jungheinrich mit einem Abschlag von 19,2 Prozent. Das Unternehmen ist unter anderem von den vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs massiv gestiegenen Stahlpreisen betroffen. Auch die angespannten Lieferketten, die knappen Transport-Kapazitäten und der Halbleiter-Mangel machen dem Unternehmen zu schaffen. Selbst bei der Bereitschaft, höhere Preise zu zahlen, sei es derzeit nicht gesichert, genug Kapazitäten in der benötigten Qualität zu bekommen, hieß es seitens Jungheinrich.

Licht und Schatten auch im SDAX


Im SDAX steht der Solar- und Windpark-Betreiber Encavis mit einem Plus von 23,7 Prozent an der Spitze des März-Rankings. Der Grund für den Aufschwung: Die beschleunigte Energiewende hin zu Erneuerbaren veranlasste das Unternehmen seinen Ausblick auf 2022 zu erhöhen. Sowohl das Umsatzziel als auch die Prognose für den operativen Gewinn wurden angehoben.

Die letzten beiden Plätze 69 und 70 im SDAX teilen sich Autohändler Auto1 mit einem März-Kursrückgang von 20 Prozent und nach einem enttäuschenden Jahresausblick LKW-Ausrüster SAF-Holland mit einem Minus von 28,4 Prozent. Das auf den Auto-Großhandel spezialisierte Unternehmen plant in diesem Jahr den Verkauf von bis zu rund 30 Prozent mehr Autos als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr schnellte der Umsatz zwar um mehr als zwei Drittel nach oben, Auto1 fährt aber nach wie vor Verluste ein. Die Aktie fiel zwischenzeitlich auf ein Allzeittief.

mmr mit dpa-AFX