Weder bei der US-Notenbank Fed noch bei der Europäische Zentralbank (EZB) sei eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik zu erwarten.
In den vergangenen Tagen kam der Dax zwar kaum vom Fleck. Damit notierte er aber immer noch gut 25 Prozent über dem Niveau von Anfang Januar und steuerte auf den größten Jahresgewinn seit 2013 zu.
Auch Eckhard Schulte, Chef des Vermögensverwalters MainSky, blickt optimistisch in die Zukunft. "Für das nächste Jahr zeichnet sich eine langsame Verbesserung des Wachstumsumfeldes ab." Positiv sei dabei die Teil-Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Die Furcht vor einer Eskalation des Konflikts hatte den Börsen in den vergangenen Monaten immer wieder zugesetzt.
BREXIT-DRAMA LÄSST ANLEGER NICHT LOS
Der britische Premierminister Boris Johnson könnte Börsianern allerdings die Laune verderben. Er will nach seinem klaren Wahlsieg eine Verlängerung der Frist für den Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EU per Gesetz ausschließen. "Dies verdeutlicht, dass Johnsons Regierung eine klare Trennung von der EU anstrebt", sagt BayernLB-Analyst Manuel Andersch. "Denn mehr als eine Einigung im Zollbereich für Güter kann man bei weniger als zwölf Monaten Verhandlungszeit gar nicht erzielen." Sollten die Gespräche schleppend verlaufen, drohe sogar die gebannt geglaubte Gefahr eines "No Deal"-Brexit. In diesem Fall würden britische Waren zum Jahresende 2020 mit Einfuhrzöllen belegt.
Daneben rücke der US-Präsidentschaftswahlkampf langsam in den Fokus, sagt Analyst Sascha Rehbein von der Weberbank. Bislang sei noch unklar, wer sich bei den Demokraten als Herausforderer von Donald Trump herauskristallisieren werde. Das vom Repräsentantenhaus angestrengte Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten werde die Börsenkurse dagegen nicht beeinflussen, betont Robert Pavlik, Chef-Anlagestratege beim Vermögensverwalter SlateStone. "Wenn es danach aussähe, dass der Senat ihn für schuldig erklärt, wäre es eine ganz andere Geschichte." Eine Entscheidung der US-Senatoren erwarten Börsianer für Januar.
WICHTIGE KONJUNKTURDATEN ERST NACH DEM JAHRESWECHSEL
Da gegen Jahresende traditionell kaum Konjunkturdaten veröffentlicht werden, richtet sich der Blick der Börsianer auf Anfang 2020. Erste Rückschlüsse auf die Geldpolitik der EZB versprechen die deutschen Inflationsdaten am 3. Januar. Wenige Stunden später veröffentlicht die Fed die Protokolle ihrer jüngsten Beratungen.
Das Highlight folgt mit den US-Beschäftigtenzahlen aber erst eine Woche später. "Der Arbeitsmarkt strotzt vor Stärke und wirkt sich somit positiv auf den US-Konsumenten aus", sagt Weberbank-Experte Rehbein. Die Käufe der Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern am 8. Januar die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP.
rtr