Der russische Einmarsch in die Ukraine hatte für ein Beben an den internationalen Finanzmärkten gesorgt - Der Dax büßte in den vergangenen Tagen etwa fünf Prozent ein. Damit stand er vor dem größten Wochenverlust seit fast eineinhalb Jahren. Investoren hätten Kursrücksetzer zuletzt zwar immer wieder zum Einstieg genutzt, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Allerdings könnten neue politische Krisen diesem Trend ein Ende setzen. Zwischen China und Taiwan gibt es zum Beispiel ähnliche Konflikte. "Dass die als staatsnah angesehene 'Global Times' Taiwan als das 'Donezk Chinas' bezeichnet, sollten gerade die Anleger als Warnung verstehen, die auf eine Nachhaltigkeit der kurzfristigen Erholungen im Dax setzen."

Gleichzeitig geraten die Notenbanken immer stärker in die Zwickmühle: Die politischen Krisen treiben die Rohstoffpreise und verstärken den Inflationsdruck.Read full story Diesen müssen EZB, Fed & Co mit Zinserhöhungen bekämpfen, während gleichzeitig eine Abkühlung der Konjunktur droht. "Wir gehen davon aus, dass Zentralbanken ihre restriktivere Politik fortsetzen werden, auch wenn das Ausmaß der Zinserhöhungen möglicherweise geringer ausfallen wird", prognostiziert Brian Horrigan, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Loomis Sayles.

US-ARBEITSMARKTBERICHT MIT SPANNUNG ERWARTET


Mit dem Monatswechsel wartet am Freitag erneut ein Konjunkturdaten-Highlight auf die Anleger: Der US-Arbeitsmarktbericht. Experten erwarten für Februar den Aufbau von 381.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft, knapp 100.000 weniger als im Vormonat. Einen Vorgeschmack liefern die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Die Gesundheit des Arbeitsmarktes ist für die Notenbank Fed ein wichtiger Faktor für ihre Geldpolitik.

Vor diesem Hintergrund warten Börsianer auch gespannt auf das "Beige Book" am Mittwoch. Vom Konjunkturbericht der Fed versprechen sie sich Rückschlüsse auf das Tempo der erwarteten Zinserhöhungen. Zeitweise hatten Investoren mehrheitlich eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt im März erwartet. Inzwischen taxieren sie die Wahrscheinlichkeit hierfür nur noch auf gut 20 Prozent.

Da auch die Geldpolitik der Europäische Zentralbank (EZB) für reichlich Diskussionsstoff sorgt, warten Investoren gespannt auf die Inflationsdaten aus Deutschland (Dienstag) und der Euro-Zone (Mittwoch). Experten erwarten für Februar im Schnitt Werte von 5,2 beziehungsweise 5,3 Prozent im Jahresvergleich. Commerzbank-Analyst Christoph Weil hält bei Letzterem sogar 5,4 Prozent für möglich. "Die Energiepreise haben im Februar weiter deutlich zugelegt. Auch der Preisanstieg bei Lebensmittel scheint sich fortgesetzt zu haben. Grund hierfür sind neben schlechten Ernten die höheren Energiekosten bei der Produktion."

NEUE FIRMENBILANZEN VORAUS - INDEX-ZUSAMMENSETZUNG GEPRÜFT

Gleichzeitig hält eine neue Welle von Firmenbilanzen Börsianer auf Trab. Allein aus dem Dax legt etwa ein halbes Dutzend Unternehmen Zahlen vor, darunter der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer und der Online-Händler Zalando. Im Ausland öffnen unter anderem der SAP-Rivale Salesforce, die "Lieferando"-Mutter Just Eat Takeaway und der Autobauer Ford ihre Bücher.

Unabhängig davon überprüft die Deutsche Börse am Donnerstag die Zusammensetzung ihrer Indizes. Nach Reuters-Berechnungen wird der Lkw-Bauer Daimler Truck rund zwei Monate nach der Erstnotiz in den Dax einziehen. Ein weiterer Aufsteiger ist voraussichtlich der Rückversicherer Hannover Rück. Der Bauindustrie-Zulieferer HeidelbergCement und der Essenslieferant Delivery Hero werden wohl ihre Plätze räumen müssen.

rtr