Da sei zunächst die Aussicht auf eine straffere Geldpolitik der Notenbanken. "Höhere Zinsen bedeuten höhere Kreditkosten, die zusammen mit der steigenden Inflation die Gewinnmargen der Unternehmen bedrohen", erläutert Zhang. Gleichzeitig gebe es keine Hinweise, dass sich die Lieferketten-Probleme rasch auflösten, zumal die wieder steigenden Infektionszahlen die Lage eher noch verschärften. Außerdem hätte eine weitere Eskalation der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine schwerwiegende Folgen für Europa: "Russland liefert fast ein Drittel des europäischen Erdgases und Rohöls, das größtenteils durch die Ukraine transportiert wird."
UNTERSTÜTZUNG DURCH BILANZSAISON ERHOFFT
Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen ist etwas zuversichtlicher: Er habe den Eindruck, dass die Stimmung an der Börse derzeit schlechter sei als die tatsächliche Lage. "Ein Blick auf den Zustand der US-Unternehmen offenbart in vielen Fällen eine sehr hohe Liquiditätsposition in Verbindung mit einer sehr niedrigen Verschuldung. Dies führt zu hohen Aktienrückkaufsquoten und zu gesteigerten Übernahmeaktivitäten und wirkt stützend auf die Aktienmärkte." Dividendenpapiere blieben daher die aussichtsreichste Anlageform.
In der neuen Woche öffnen unter anderem ein halbes Dutzend Dax-Firmen ihre Bücher. Dazu gehören der Elektrotechnik-Konzern Siemens sowie dessen Beteiligung Siemens Energy. Bei dem Energietechnik-Spezialisten erwarten Experten Details über eine mögliche Komplettübernahme der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa, die Siemens Energy die Bilanzen verhagelt. Im Ausland geben der Kosmetik-Anbieter L'Oreal, der Unterhaltungskonzern Walt Disney sowie die Getränke-Hersteller Coca-Cola und PepsiCo Ergebnisse bekannt.
ZINSERHÖHUNGSSPEKULATIONEN SETZEN AKTIENMÄRKTEN ZU
In den vergangenen Tagen dominierten allerdings Zinserhöhungsspekulationen die Entwicklung am Aktienmarkt. Weil unter anderem die Europäische Zentralbank (EZB) eine erste Anhebung im laufenden Jahr nicht mehr ausschloss, gab der Dax unter dem Strich rund ein halbes Prozent nach. Damit stand er vor dem vierten Wochenverlust in Folge. Das ist die längste Serie seit dem Börsen-Crash vom März 2020.
Vor diesem Hintergrund seien alle Augen auf die US-Inflationsdaten am Donnerstag gerichtet, sagt Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. "Auch in den USA bleiben die Energie- und die Nahrungsmittelpreise sowie temporäre Effekte vorerst die größten Inflationstreiber." Da die Löhne aber stärker stiegen als in Europa sei der Preisdruck dort hartnäckiger. Experten zufolge ist die US-Teuerungsrate im Januar auf 7,2 Prozent gestiegen. Dies könnte Spekulationen auf raschere und drastischere Zinserhöhungen der Notenbank Fed neue Nahrung geben.
rtr