"Ob die Börsen in den kommenden Wochen ihren Schwung behalten, dürfte vor allem davon abhängen, wie schnell der demokratische US-Präsident seine ehrgeizigen Ausgabenpläne umsetzen kann", sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Biden will mit einem knapp zwei Billionen Dollar schweren Hilfspaket die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abfedern.

Uneinig sind sich Experten aber, ob der neue US-Präsident seine Pläne durch den Kongress bekommt. Dazu müsse der Demokrat zumindest einige Republikaner im Senat auf seine Seite ziehen, gibt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com zu Bedenken. "Das sollte kein Problem sein", sagt Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. In der alten Woche konnte der Dax die psychologisch wichtige Marke von 14.000 Punkten nicht dauerhaft zurückerobern und kam unter dem Strich kaum vom Fleck.

Ungeachtet der jüngsten Kursrekorde bei Dax, Dow Jones & Co. sei keine Spekulationsblase zu beobachten, sagt Eckhard Schulte, Chef des Vermögensverwalters MainSky. "Das mag für einzelne Titel zwar stimmen, für den Gesamtmarkt teilen wir diese Meinung nicht. Im Gegenteil, insbesondere mit Augenmerk auf den relevanten Treibern 'Gewinnentwicklung' und 'Bewertung' erscheint uns der Aktienmarkt recht rational."

BILANZSAISON LÄUFT AUF VOLLEN TOUREN


Unter diesen Gesichtspunkten werden Investoren die anstehenden Firmenbilanzen und die Ausblicke der Unternehmen abklopfen. Dabei seien Kursrücksetzer nicht auszuschließen, warnte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Denn der Börsenzyklus sei gerade im Übergang in die Wachstumsphase, bei die Unternehmen ihre Gewinne steigern und in ihre Bewertungen "hineinwachsen".

In Europa öffnen in der neuen Woche unter anderem die Medizintechnik-Firma Philips und der Luxusgüter-Hersteller LVMH ihre Bücher. Jenseits des Atlantik legen die Technologie-Konzerne Apple und Facebook Geschäftszahlen vor. Zu ihnen gesellt sich der Elektroauto-Hersteller Tesla.

ZAHLREICHE KONJUNKTURDATEN VORAUS


Bei den Konjunkturdaten richten Börsianer ihre Aufmerksamkeit unter anderem auf die US-Konsumausgaben am Freitag. Die Kauflaune der Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Am Tag zuvor stehen die US-Frühindikatoren auf dem Terminplan.

Diesseits des Atlantiks eröffnet der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, den Zahlenreigen am Montag. Experten erwarten für Januar einen fast unveränderten Wert, wobei die Manager die aktuelle Lage wegen der verschärften Pandemie-Restriktionen wohl pessimistischer, die Zukunft dagegen optimistischer einschätzen.

Wenig Impulse erwarten Experten von den geldpolitischen Beratungen der Fed am Mittwoch. Ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) werde die US-Notenbank ihre Füße stillhalten und das Feld vorerst der Regierung Biden und deren Konjunkturhilfen überlassen, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner.

rtr