Ein Ende der seit Anfang Oktober zu beobachtenden Hausse sei aber nicht zu befürchten, wirft Mark Decker, Chef der Vermögensverwaltung des Bankhauses Merck Finck, ein. "Die Konjunkturentwicklung zeigt sich vielerorts überaus robust, die Unternehmensgewinne wachsen in rekordverdächtigen Raten. Zudem fluten die Zentralbanken die Märkte mit billigem Geld."
Auch Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel, bezeichnet die jüngsten Kursrücksetzer als überfällige Korrektur. "Da Börsen aber in der Regel sechs Monate vorausschauen, dürfte die Hoffnung auf einen nachlassenden Einfluss der Pandemie, sich langsam auflösende Lieferkettenprobleme und zumindest leicht nachgebende Inflationsraten den Blick der Aktienanleger aufhellen."
Die Geschichte gibt den Optimisten recht: Der Dezember ist historisch gesehen mit einem Plus von durchschnittlich knapp 2,5 Prozent der drittbeste Monat des Jahres für den deutschen Leitindex.
SOLLEN ANLEGER SCHÄFCHEN INS TROCKENER BRINGEN?
Für Nikolas Kreuz, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Invios, ist die Jahresendrally dagegen gelaufen. "Privatanleger sollten zufrieden sein mit dem Ergebnis eines guten Börsenjahres und die Bücher für dieses Jahr schließen." Er rate dazu, Gewinne einzustreichen und sich an die Seitenauslinie zurückzuziehen.
Bislang mache dies aber kaum jemand, sagt Anlage-Experte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg und Goldberg. Vor allem institutionelle Anleger hofften darauf, dass es mit der Omikron-Variante nicht so schlimm komme. Außerdem vertraue man darauf, dass die jüngsten Rücksetzer wie die vorangegangenen in diesem Jahr nur von kurzer Dauer seien.
Nach einer Berg- und Talfahrt steuert der Dax auf ein Wochenplus von rund einem halben Prozent zu. Seit Jahresbeginn hat er fast zwölf Prozent zugelegt.
WENIGER KONJUNKTURDATEN VORAUS - DAIMLER TRUCKS DEBÜTIERT
Nach den prall gefüllten Kalendern der vergangenen Wochen warten in den kommenden Tagen nur wenige relevante Konjunkturdaten auf die Anleger. Dazu gehören die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion am Dienstag. Diese sei zwar im Oktober erstmals seit drei Monaten wieder gestiegen, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. "Angesichts der weiterhin offensichtlich gravierenden Materialengpässe dürfte dies aber wohl kaum schon die Wende zum Besseren markieren."
Am selben Tag steht der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, auf dem Programm. Hier sagen Experten für Dezember eine Verschlechterung auf 27,1 Punkte von 31,7 Zählern im Vormonat voraus.
Jenseits des Atlantiks warten Börsianer auf die US-Inflationsdaten am Freitag. Von diesen Zahlen versprechen sich Anleger weitere Rückschlüsse auf das Tempo bei der Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Fed und den Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung. "Wir rechnen mit 6,8 Prozent, was der höchste Stand seit Juni 1982 wäre", sagt Commerzbank-Experte Balz.
Unabhängig davon debütiert zum Abschluss der neuen Woche Daimler Trucks an der Börse. Dabei wird die abgespaltene Nutzfahrzeug-Tochter des Stuttgarter Autobauers für einen Tag im Dax notiert.
rtr