Gleichzeitig wachse wegen des Tauziehens um ein neues Konjunkturprogramm und den nahenden Präsidentschaftswahlen in den USA die Nervosität. "Außerdem befinden wir uns mitten in der Bilanzsaison. Zählt man noch den Brexit hinzu, gibt es mehr als genügend Gründe für eine anhaltende Seitwärtsbewegung der Kurse."

In den vergangenen Tagen büßte der Dax vor allem wegen der Furcht vor neuen Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie insgesamt rund zwei Prozent ein. Damit steuerte der deutsche Leitindex auf den größten Wochenverlust seit etwa einem Monat zu. "Hochfrequente Echtzeitdaten belegen bereits jetzt, dass der dynamische und nahezu V-förmige Teil der Erholung hinter uns zu liegen scheint", sagte Anlagestratege Felix Herrmann vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Die Aussichten für das letzte Quartal dieses Jahres sind entsprechend trüber."

TAUZIEHEN UM US-HILFSPAKET UND BREXIT


In den USA ringen die oppositionellen Demokraten und die Republikaner von Präsident Donald Trump weiter um einen Kompromiss für neue Konjunkturhilfen. Börsianer bezweifeln aber, dass sie bis zur Präsidentschaftswahl am 3. November einen Durchbruch erzielen. Dieser Termin mache Investoren ohnehin nervös, sagte Mark Dowding, Chef-Anleger des Vermögensverwalters BlueBay. "Es scheint Sorge aufzukommen, dass das Rennen in den Swing-Staaten unentschieden ausgehen könnte", erläuterte Dowding mit Verweis auf die US-Bundesstaaten, die nicht als sichere Bank für die Demokraten oder die Republikaner gelten. Sie bilden oft das Zünglein an der Waage.

Auch beim Brexit wird ungeachtet britischer Drohungen mit einem harten Bruch mit der EU weiter verhandelt. "Die britische Wirtschaft könnte eine Doppelbelastung aus Pandemie und No-Deal-Brexit nur schwer stemmen", warnen die Experten vom Vermögensverwalter Brandywine.

EZB WIRD FÜSSE WOHL VORERST STILLHALTEN


Die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) berät am Donnerstag über ihren Kurs in der Corona-Krise. Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter vorerst an ihrer Geldpolitik festhalten werden. Wegen der grassierenden Pandemie würden erneute Zinssenkungen und eine Ausweitung der Wertpapierkäufe eher früher als später wieder auf die Tagesordnung kommen.

In der neuen Woche gibt außerdem ein knappes Dutzend Dax-Unternehmen Bilanzzahlen bekannt. Dazu gehören die Deutsche Bank und Volkswagen. In den USA öffnen die Technologie-Giganten Amazon, Apple, Facebook, Microsoft sowie die Google-Mutter Alphabet ihre Bücher.

ZAHLREICHE KONJUNKTURDATEN VORAUS


Bei den Konjunkturdaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die US-Konsumausgaben am Freitag. Die Kauflaune der dortigen Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

Diesseits des Atlantik gibt der Ifo-Index am Montag Auskunft über die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen. Die wegen der Pandemie wieder verschärften Restriktionen dürften sich hier niederschlagen, prognostiziert Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Vergleichbare Daten auf europäischer Ebene folgen am Donnerstag. Dann wird auch der Index für das Verbrauchervertrauen veröffentlicht.

rtr