In der laufenden Bilanzsaison haben mittlerweile 30 der 40 DAX-Konzerne ihre Berichte vorgelegt. Dabei konnten zuletzt vor allem Konsum- und Pharmawerte wie Beiersdorf, Symrise und Bayer sogar in einem von Kriegsturbulenzen gezeichneten Markt bei Anlegern noch Punkte sammeln. Autowerte und Zulieferer wie VW und Conti, aber auch Versorgeraktien mussten seit Kriegsbeginn in der vergangenen Woche dagegen teils zweistellige Verluste hinnehmen. Zu den größten Verlierern gehörten Corona-Gewinner wie Zalando und Hellofresh, die auch mit ihren Zahlen an der Börse enttäuschten.
Zu den positiven Überraschungen der laufenden Bilanzsaison zählt der Pharma- und Agrarkonzern Bayer. Auch wenn Vorstandschef Werner Baumann bei der Vorlage der Ergebnisse auf kaum kalkulierbare Risiken aus dem Ukraine- Krieg verwies, konnte er dennoch über eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung berichten. Die Geschäfte seien in allen drei Sparten besser gelaufen als erwartet und der Konzern habe seine Prognosen übertroffen, sagte Baumann. Noch sei "längst nicht alles gut", insbesondere im Aktienkurs spiegle sich noch nicht der wahre Wert des Unternehmens.
Größter Belastungsfaktor für die Aktie ist der unklare Ausgang des milliardenschweren Glyphosat-Rechtsstreits in den USA. Baumann zeigte sich zuversichtlich, dass der Oberste Gerichtshof in den USA den Berufungsantrag des Unternehmens im Fall des kalifornischen Klägers Edwin Hardeman annimmt. Wenn das Gericht zugunsten von Bayer entscheiden würde, könnte das die Rechtsstreitigkeiten weitestgehend beenden, bekräftigte Baumann.
Zu den positiven Überraschungen der Berichtssaison zählt auch der Duft- und Aromenhersteller Symrise. Sowohl die konjunkturelle Erholung aus der Corona-Krise als auch eine starke Nachfrage nach Inhaltsstoffen für Heimtiernahrung gaben dem Konzern Schub: Der Gewinn kletterte 2021 um mehr als ein Fünftel auf 375 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,02 (zuvor: 0,97) Euro je Aktie erhalten.
Symrise will nun Weltmarktführer bei Zusatzstoffen für Heimtierfutter werden. Man habe derzeit zwischen fünf und zehn Übernahmeziele auf dem Radar, sagte Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram.
"Konstruktive Ausblicke"
Die Berichtssaison sei bisher recht positiv verlaufen, so das erste Fazit von DWS-Fondsmanager Tim Albrecht gegenüber €uro am Sonntag. DAX-Konzerne aus dem Industrie- und Finanzsektor hätten gute Zahlen vorgelegt und einen konstruktiven Ausblick für das laufende Geschäftsjahr gegeben. "Anhaltende Lieferkettenprobleme, hohe Kosten und die Corona-Folgen sorgen bei den meisten Unternehmen allerdings für Verunsicherung." Hinzu kämen jetzt noch die kaum absehbaren Folgen der Ukraine-Krise.
Zu den größten Verlierern zählten der Online-Modehändler Zalando und der Kochboxenversender Hellofresh. Zalando konnte zwar seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro steigern, rechnet aber bereits für dieses Jahr mit einer deutlichen Abschwächung des Wachstums. Diese Perspektive löste einen weiteren Verkaufsschub bei der Aktie aus. Weiter bergab ging es an der Börse auch für den Kochboxenversender Hellofresh, obwohl die Erlöse im vergangenen Jahr um 60 Prozent auf fast sechs Milliarden Euro geklettert waren.
Für einen positiven Akzent sorgte der Pharma- und Life- Science-Konzern Merck KGaA mit einer deutlich auf 1,85 Euro je Aktie angehobenen Dividende. Für 2022 erwartet Merck zudem starkes organisches Umsatz- und Gewinnwachstum. Das Life-Science-Geschäft, das Pharma- und Arzneiprodukte anbietet, soll stärkster Wachstumsmotor bleiben. Merck bekräftigte sein Ziel eines Konzernumsatzes von 25 Milliarden Euro bis 2025. Mit plus zwei Prozent führte die Merck-Aktie am Donnerstag den DAX an.
Bayer Vor allem die milliardenschweren US-Rechtsrisiken haben die Aktie belastet, doch mittlerweile glauben Anleger, dass der Konzern sie bewältigen kann.