"Die Angst der Investoren vor einem erneuten Stillstand in weiten Teilen der Wirtschaft nimmt wieder zu und schickt die Börsen rund um den Globus auf Talfahrt", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Die Niederlande sind schon im Lockdown, und auch in Deutschland könnte es nach Weihnachten so weit sein."
Dax und EuroStoxx50 fielen am Montag um bis zu drei Prozent auf 15.060 beziehungsweise 4047 Punkte, erholten sich davon im Verlauf aber etwas. An der Wall Street gaben die US-Futures mehr als ein Prozent nach. "Es ist jetzt schon klar, dass sich Omikron beim Wirtschaftswachstum und den Unternehmensgewinnen bemerkbar machen wird", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Offen ist aber noch, wie groß der Schaden ausfallen wird."
Beschlüsse zu weiteren Einschränkungen werden am Dienstag erwartet, wenn Bund und Länder erneut beraten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte am Wochenende zwar einen bundesweiten Lockdown ausgeschlossen, dabei aber nur von der Zeit vor Weihnachten gesprochen. Sorge bereite eine Studie, der zufolge die ansteckendere Omikron-Variante nicht weniger gefährlich sei als die bislang vorherrschende Delta-Variante, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.
Vor allem Reise- und Touristikwerte kamen unter die Räder. Der europäische Branchenindex gab rund zwei Prozent nach. Auch Papiere konjunkturabhängiger Unternehmen wie Autobauer flogen aus den Depots. Zu den wenigen Kursgewinnern im Dax gehörte dagegen der Kochbox-Lieferant Hellofresh, der bereits in den vergangenen Monaten zu den Pandemie-Profiteuren zählte.
ÖLPREIS SINKT - STAATSANLEIHEN GEFRAGT
Auch der Ölpreis rutschte ab, da Anleger einen Nachfrage-Rückgang vor allem beim weltweit größten Abnehmer China befürchten. "Die Nachricht, dass Chinas Sinovac-Impfstoff gegen die Omikron-Variante unwirksam zu sein scheint, bedeutet, dass Chinas Covid-Null-Politik die Tore zur Außenwelt für das gesamte Jahr 2022 geschlossen halten wird", warnte Oanda-Experte Halley. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um vier Prozent auf 70,83 Dollar je Barrel (159 Liter). Dies brockte dem Index für die europäische Öl- und Gasbranche ein Kursminus von 2,2 Prozent ein.
Einige Anleger nahmen daher Kurs auf den "sicheren Hafen" Staatsanleihen. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland auf plus 1,368 beziehungsweise minus 0,399 Prozent.
Bei den Einzelwerten brachen die Aktien von Novo Nordisk mehr als zehn Prozent ein. Hintergrund ist eine Mitteilung des dänischen Arzneimittelherstellers, er könne wegen Lieferproblemen in den USA nicht die Nachfrage nach seinem neuen Medikament gegen Fettleibigkeit decken. Ebenfalls rund zehn Prozent nach unten ging es für den schwedischen Konzern BillerudKorsnas, nachdem er die Übernahme des in den USA ansässigen Herstellers von beschichtetem Papier Verso für rund 825 Millionen Dallar in bar angekündigt hat.
rtr