Chart 1 - DAX im Intraday-Chart
Die jüngsten Kursentwicklungen des DAX deuten derzeit bestenfalls auf einen mittelfristigen Seitwärtstrend hin: Nach einem kurzen Ausflug über die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie Ende November blieben Anschlusskäufe aus, der Markt drehte stattdessen im Anschluss wieder dermaßen scharf nach Süden ab, dass von einem nachhaltigen Kaufinteresse derzeit kaum gesprochen werden kann. Nach unten ist zudem der Weg frei bis mindestens an das Mitte Dezember markierte Zwischentief bei 10.122. Bleiben dort demnächst ebenfalls Käufer aus, ist noch das Areal 9850/9900 durch mehrere Wendepunkte aufgefallen, so dass hier eine weitere kurzfristige Bodenbildungschance besteht, bevor vermutlich die etwas stärkere Unterstützung an den beiden markanten Tiefpunkten bei 9325/9338 angesteuert wird.
Trotz des eher verhaltenen Ausblicks besteht kurzfristig Anlass zur Hoffnung, dass es zu einem Test der nächsten Hürden um 10.850/11.000/11.150 Punkten kommt, wo die Durchschnittspreise des vergangenen Monats und der vergangenen 200 Tage sowie der Abwärtstrend verlaufen. Denn es existiert ein saisonaler Effekt, der für einen überschaubaren Zeitraum optimistisch stimmt: Mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 80 Prozent stieg der DAX zwischen dem 19. Dezember und dem 7. Januar seit 1970 um durchschnittlich fast vier Prozent an - eine Rendite, die mit einer risikolosen Festgeldanlage erst ab einer Anlagedauer von mehreren Jahren erreichbar wäre.
Zumindest ein Test der zuvor genannten charttechnischen Widerstände wäre aus dieser Perspektive möglich. Anleger, die gerne kurzfristige Wetten mit guten Erfolgsaussichten eingehen, können beispielsweise mit dem am Ende der Analyse vorgestellten DAX-Turbozertifikat auf dieses Szenario spekulieren. In einzelnen Jahren kam es auch mal zu Rallys von bis zu 12 Prozent - der größte Verlust bei dieser Kurzzeit-Anlage betrug hingegen 6,8 Prozent. Dieses Phänomen ist als Weihnachts- oder Jahresendrally unter Investoren bekannt - könnte also auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung darstellen, wobei das dem Erfolg nicht schadet wie die Grafik der Renditeverteilungen zeigt (Seite 4).
Eines ist ebenfalls sicher: Der Effekt der Jahresendrally verpufft schnell. Umso länger eine Long-Position über die erste Januarwoche hinaus gehalten wird, desto weniger erfolgreich ist sie aus statistischer Sicht. Mittelfristig setzen sich die vorangegangenen Trends in der Regel wieder durch, und damit könnten auch die starken Schwankungen der Vorwochen wieder in das Tagesgeschäft Einzug halten.
Die vorgestellte Spekulation hat damit klar kurzfristigen Charakter. Langfristig wird der DAX erst wieder interessant, wenn er auch noch oberhalb von 11.375 Punkten dauerhaft gekauft wird - der Ausbruch über den dort verlaufenden Abwärtstrend wäre ein erstes Anzeichen für eine stabile Nachfrage und das Vertrauen der Mehrheit der Anleger in eine weitere Wertsteigerung. Dazu müssen Mitte Januar, wenn die Masse der Marktteilnehmer wieder aus den Winterferien an die Börse zurückkehrt, mehrheitlich Indexstände über diesem Schwellenwert zu beobachten sein.
In der Zwischenzeit haben Kursbewegungen auf Grund des stets extrem niedrigen Handelsvolumens zwischen den Jahren absolut keine Aussagekraft hinsichtlich des mittelfristigen Trends, da sie nur von einer Minderheit der Investoren verursacht werden.
Mit diesem Ausblick verabschieden wir uns aus einem bis zum Schluss aufregenden Handelsjahr 2015 von unseren Lesern, und melden uns am 4. Januar aus der Winterpause wieder zurück. Wir wünschen Ihnen besinnliche Feiertage abseits der Hektik der Finanzmärkte und einen guten Start in das neue Jahr!
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.
Chart 3 - Wochen- oder Monatschart
Für langfristig denkende Anleger sind Wochen- oder Monatscharts am wichtigsten. Sie blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigen die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.
Chart 4 - DAX-Spezialchart
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Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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