Anleger kehrten in der Hoffnung auf einen goldenen Börsenherbst an die europäischen Aktienmärkte zurück. "Sie erwarten Firmenbilanzen über Erwartungen, da die meisten Unternehmen in den vergangenen Monaten unter den geringsten Beschränkungen seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie arbeiten konnten", kommentierte Kunal Sawhney, Chef des Research-Hauses Kalkine, die Entwicklung. Axel Botte, Marktstratege beim Investmenthaus Ostrum Asset Management, sieht den Aktienmarkt hingegen vor einem schwierigen Herbst stehen: "Angesichts stark steigender Energiepreise, Wachstumsschwierigkeiten in China und schwacher Konjunkturumfragen müssen Anleger im vierten Quartal mit höheren Kursschwankungen rechnen."

Der Ölpreis legte derweil nach den Opec+-Verhandlungen vom Vortag zu. Rückenwind erhielt er unter anderem vom Verzicht der großen Exportländer auf eine Ausweitung ihrer Fördermengen. "Das könnte die Erholung der Weltwirtschaft gefährden", warnte Analyst Vivek Dhar von der Commonwealth Bank of Australia. Steigende Energiepreise schüren die Angst vor einem schnelleren Anstieg der Inflation, erklärte Anlagestratege Jim Reid von der Deutschen Bank. Dies könnte zu einer vorzeitigen Straffung der Geldpolitik führen.

Außerdem griffen Anleger auch bei Bitcoin zu. Die Kryptowährung nahm erstmals seit vier Wochen wieder die Marke von 50.000 Punkten. Krypto-Experte Timo Emden von Emden Research erklärte, dass die Devise weiter vom Versprechen des US-Notenbankchefs Jerome Powell profitiere, Kryptowährungen zwar regulieren, aber nicht verbieten zu wollen.

Zum Handelsschluss wurde der DAX von Infineon angeführt. Infineon profitiert derzeit von der boomenden Nachfrage nach Chips. Der Halbleiterhersteller erwartet auch für das kommende Geschäftsjahr steigende Umsätze und Ergebnisse. Die Ziele lägen über den gegenwärtigen Erwartungen der Analysten, schrieb Sandeep Deshpande von der US-Investmentbank JPMorgan. Gefolgt wurde Infineon von Hellofresh. Der Versender von Kochboxen stoppte damit seinen jüngsten Kursrutsch und legte um mehr als 3,5 Prozent zu. Trotz massiver Investitionen sei der Kassenbestand so üppig, dass eine Beteiligung der Anleger über Aktienrückkäufe vor der Tür stehen könnte, schrieb Analystin Sarah Simon von der Privatbank Berenberg. Als Schlusslicht ging Covestro aus dem Handel.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Großer Ausfall: Facebook, WhatsApp und Instagram für Stunden weg
Rund sechs Stunden ohne Facebook, WhatsApp und Instagram: Ein ungewöhnlich langer Total-Ausfall hat am Montag Milliarden Nutzern des Online-Netzwerks zugesetzt. Facebook erklärte die Störung mit einer fehlerhaften Konfigurationsänderung. Dadurch sei der Datenverkehr zwischen den Rechenzentren zusammengebrochen.

Shop Apotheke beseitigt Kapazitätsengpässe - Wachstum im Plan
Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke sieht sich nach neun Monaten auf Kurs zu den Jahreszielen. So stieg der Umsatz anhand vorläufiger Berechnungen um 9,8 Prozent auf 772 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Venlo mitteilte. Die Kapazitätsengpässe infolge des Umzugs in ein neues Logistikzentrum hätten dabei noch bis Mitte September angehalten, hieß es. Dank eines zweistelligen Zuwachses gegen Ende des Quartals habe das Unternehmen das dritte Quartal mit einem leichten Umsatzminus von 0,3 Prozent auf 238 Millionen Euro abschließen können. Die Zahl aktiver Kunden legte seit Jahresbeginn um eine Million auf 7,3 Millionen zu.

Grenke senkt Prognose wegen Hardwareknappheit - Aktie unter Druck
Auch der Leasingspezialist Grenke bekommt die weltweiten Lieferengpässe deutlich zu spüren. Das Unternehmen senkte daher nach einem Einbruch im dritten Quartal am Montagabend seine Prognose für das Leasingneugeschäft im laufenden Jahr. Hier ist demnach nur noch bis 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro an neuem Vertragsvolumen zu rechnen. Bisher war Grenke von 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro ausgegangen. Die Prognose für den Gewinn nach Steuern bestätigte das Unternehmen hingegen mit 60 bis 80 Millionen Euro.

Infineon nimmt dank Chipnachfrage weiteres Wachstumsjahr ins Visier
Der Halbleiterhersteller Infineon erwartet auch für das kommende Geschäftsjahr steigende Umsätze und Ergebnisse. "Das Jahr 2022 wird ein starkes Jahr", erklärte der Vorstandsvorsitzende Reinhard Ploss. Der Konzern profitiert derzeit von der boomenden Nachfrage nach Chips. Die Trends rund um Elektrifizierung sowie Digitalisierung, etwa in der Automobilbranche, sorgen für volle Auftragsbücher. CO2-Reduzierung und der Wunsch, Dinge intelligent zu machen und sicher zu vernetzen, seien zudem wichtige Trends in allen Branchen, so Ploss.

Chipmangel und teurer Stahl: Daimler Truck will 2022 Preise erhöhen
Wegen des Chipmangels und gestiegener Materialkosten will der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck bei neuen Aufträgen an der Preisschraube drehen. "Selbstverständlich werden wir im nächsten Jahr auch Preise erhöhen", sagte Vorstandschef Martin Daum am Dienstag bei einer Onlinekonferenz. Einkaufspreise für Stahl und Aluminium seien stark gestiegen. Daimler Truck ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei Nutzfahrzeugen.

Elektroautos erreichen Rekordanteil an Neuzulassungen - Gesamtmarkt im Minus
Für Autokäufer sind Elektroantriebe zunehmend eine Alternative. Ihr Anteil an den Neuzulassungen stieg im September auf einen Höchstwert, wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) in Flensburg vom Dienstag hervorgeht. 17,1 Prozent waren demnach batterieelektrische Autos und 12,7 Prozent Plug-in-Hybride. Reine Dieselantriebe kamen auf 15,9 Prozent, Benziner auf 35,9 Prozent.

Kreise: Deutsche-Bank-Tochter DWS verkauft Großteil ihrer Fondsplattform IKS
Die zur Deutschen Bank gehörende Fondsgesellschaft DWS ist laut einem Insider bei der Suche nach einem Käufer für ihre Fondsplattform IKS am Ziel. Der französische Finanzinvestor BlackFin Capital Partners werde 70 Prozent von IKS erwerben, der restliche Anteil von 30 Prozent bleibe bei DWS, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf eine mit der Transaktion vertraute Person. Das Geschäft, das IKS in ein Gemeinschaftsunternehmen überführen werde, solle in der zweiten Jahreshälfte 2022 abgeschlossen sein.

US-Getränkeriese Pepsico erhöht erneut Jahresziele
Der US-Getränke- und Snackhersteller Pepsico zeigt sich nach kräftigen Zuwächsen im dritten Quartal noch optimistischer für das Gesamtjahr. Das Unternehmen profitiert von einer regen Nachfrage nach Erfrischungsgetränken und Snacks. Der Umsatz soll 2021 aus eigener Kraft um acht Prozent zulegen, wie der Rivale von Coca-Cola am Dienstag in Purchase mitteilte. Dabei sind Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe ausgeklammert. Beim um Sonder- und Wechselkurseffekte bereinigten Gewinn je Aktie peilt Pepsico nun einen Anstieg von mindestens elf Prozent an. Zuletzt war das Unternehmen von einem Umsatzplus von sechs Prozent und einem Zuwachs beim bereinigten Gewinn je Aktie um elf Prozent ausgegangen.

Conti sieht noch kein Ende der Chipkrise - Erwartungen an Politik
Deutschlands zweitgrößter Autozulieferer Continental stemmt sich gegen die verschärfte Chipkrise. Das Problem dürfte so bald nicht vorbei sein, schätzt Vorstandschef Nikolai Setzer. "Wir sehen, dass sich diese Effekte wohl noch weiter bis in das Jahr 2022 ziehen werden", sagte er den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. "Viele Marktbeobachter gehen davon aus, dass erst ab 2023, wenn höhere Kapazitäten bei den Chipherstellern verfügbar sind, eine deutliche Besserung eintritt." Die Autobauer selbst suchen ebenfalls weiter händeringend nach Elektronikteilen. Opel etwa muss seine Produktion in Eisenach über mehrere Monate aussetzen, VW fährt wochenweise Kurzarbeit, BMW warnt vor anhaltenden Folgen des Mangels.

Swiss Re schätzt Schadenbelastung durch Hurrikan Ida auf 750 Millionen Dollar
Der Rückversicherer Swiss Re rechnet wegen des US-Hurrikans Ida mit einem Schadenaufwand von rund 750 Millionen US-Dollar. Dabei handelt es sich um eine vorläufige Schätzung, teilte Swiss Re am Dienstag mit. Ida sei der zweistärkste Hurrikan gewesen, der je auf den US-Bundesstaat Louisiana getroffen sei. Für die gesamte Versicherungsbranche schätzt Swiss Re die Schadenbelastung auf 28 bis 30 Milliarden Dollar (bis zu knapp 26 Milliarden Euro). Nur der Hurrikan Katrina im Jahr 2005 hatte noch mehr Schaden in Louisiana angerichtet.

rtr/dpa-AFX/iw