Mit den Gewinnen am Dienstag konnte der DAX einige Prozentpunkte der Verluste aus der vergangenen Börsenwoche gutmachen. "An der Börse setzt man darauf, dass die US-Wahl die Klarheit bringen wird, die in der Lage ist, die Unsicherheit der vergangenen Tage zu vertreiben", kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Er verwies zudem auf die erwartete weitere Hilfe der US-Notenbank: "Egal, wie sich nach dem Wahltag die politischen Mehrheiten in den USA verschieben werden, die Fed dürfte in jedem Fall Wirtschaft und Finanzmärkte weiter stützen, während die Wall Street vom anhaltenden Gewinnwachstum im Technologiesektor profitieren sollte."

Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, warnte vor überzogenem Optimismus. "Vorsicht mit Nachwahl-Befragungen. Sie haben nicht die beste Erfolgsbilanz." Wegen der enormen Zahl an Briefwahl-Stimmen seien Verzögerungen bei der Auszählung unausweichlich. Ein weiteres Risiko seien Anfechtungsklagen, gab Analyst Timo Emden von Emden Research zu bedenken. "Denn der amtierende Präsident Donald Trump hatte im Vorfeld mehrfach angekündigt, im Falle eines knappen Wahlsieges Bidens sich nicht kampflos ergeben zu wollen."

Der Doller geriet am Dienstag unter Druck und so büßte auch der Dollar-Index, der den Kurs zu anderen wichtigen Währungen widerspiegelt, ein. Mögliche Konjunkturhilfen sowie die Festlegung der US-Notenbank auf eine langfristige Nullzins-Politik sehen Experten als Belastungsfaktoren. Die Abwertung des Dollar machte Börsianern zufolge Gold für Investoren außerhalb der USA attraktiver und so legte der Preis für das Edelmetall zu.

Am Dienstag legte außerdem Bayer seine Zahlen vor. Der DAX-Konzern erlitt wegen eines schwierigen Agrargeschäfts auch im dritten Quartal einen Milliardenverlust und verfehlte sogar die zuletzt gesunkenen Erwartungen von Analysten. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern ging als DAX-Schlusslicht aus dem Handel. Lesen Sie hier unsere Aktien-Einschätzung.

Als DAX-Gewinner schloss MTU. Gefolgt wurde der Triebwerkshersteller von Infineon und SAP.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Agrargeschäft drückt Bayer ins Minus - US-Klagewelle wird noch teurer
Bayer hat wegen eines schwierigen Agrargeschäfts auch im dritten Quartal einen Milliardenverlust erlitten. Damit verfehlte der Agrarchemie- und Pharmakonzern sogar die zuletzt gesunkenen Erwartungen von Analysten. Bayer-Chef Werner Baumann bestätigte am Dienstag in Leverkusen zwar die Prognose für das Gesamtjahr, klammerte jedoch negative Währungseffekte aus, die den Konzern vor allem im Agrargeschäft belasten. Zudem lässt eine endgültige Lösung im Fall Glyphosat weiter auf sich warten.

Hugo Boss schreibt wieder Gewinne - weiter keine Prognose für 2020
Der Modehersteller Hugo Boss ist im dritten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt. Dabei half ein kräftiger Tritt auf die Kostenbremse. Auch die Umsätze zeigten sich im Vergleich zum Vorquartal, als ein Großteil der Geschäfte im Zuge der Corona-bedingten Beschränkungen geschlossen waren, verbessert. Nichtsdestotrotz lagen Umsatz und Ergebnis weiter deutlich unter dem Vorjahr. Eine Prognose traut sich Finanzvorstand und derzeitiger Vorstandssprecher Yves Müller jedoch angesichts wieder steigender Infektionen nicht zu.

Fuchs Petrolub bestätigt neues Gewinnziel
Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub bleibt trotz neuer Einschränkungen in der Coronavirus-Pandemie weiter zuversichtlicher als noch im Sommer. "Der Aufwärtstrend, der sich bereits zum Ende des zweiten Quartals abgezeichnet hatte, setzte sich in den vergangenen Monaten mit Wachstum in China und einer Erholung in Europa und Amerika fort", sagte Unternehmenschef Stefan Fuchs am Dienstag in Mannheim. Nach einem überraschend guten September habe das Unternehmen Umsatz- und Ergebnisrückgang nach neun Monaten reduziert. Fuchs Petrolub hatte erst jüngst Eckdaten vorgelegt und sich etwas zuversichtlicher für das Gesamtjahr gezeigt.

AMS übernimmt Macht bei Osram - 151 Fragen der Aktionäre
AMS übernimmt die Macht bei Osram. Der auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Dienstag vorgelegte Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag wird dem österreichischen Sensorikkonzern eine Weisungsbefugnis gegenüber dem Münchner Traditionsunternehmen geben. Dass er beschlossen wird, steht außer Frage: Die zu Beginn der virtuellen Hauptversammlung festgestellte Anwesenheit gibt dem Großaktionär AMS klar die dafür nötige Mehrheit von 75 Prozent der anwesenden Stimmen.

Evonik trotzt Corona-Krise - Weitere Entwicklung aber ungewiss
Evonik hat im dritten Quartal wie andere Chemiekonzerne auch der Corona-Krise ein gutes Stück weit getrotzt. Der Umsatz fiel zwar im Jahresvergleich um 10 Prozent auf 2,92 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag bei der Vorlage der endgültigen Resultate in Essen mitteilte. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging indes nur um 4 Prozent auf 519 Millionen Euro zurück. Dabei profitierte der Konzern von Kostensenkungen sowie guten Geschäften mit Produkten für Hygieneanwendungen und für die Bauwirtschaft. Das Management bleibt angesichts der Virus-Pandemie weiter vorsichtig. "Die Corona-Krise ist noch lange nicht vorbei, die Visibilität bleibt sehr gering", sagte Finanzchefin Ute Wolf laut Mitteilung.

Pfeiffer Vacuum mit Erholung in Corona-Krise - weiter keine Prognose
Der Spezialpumpen-Hersteller Pfeiffer Vacuum hat im dritten Quartal von seinem Halbleitergeschäft profitiert und in der Corona-Krise eine klare Erholung verzeichnet. Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um knapp 3 Prozent auf 152 Millionen Euro zurückging, blieb das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 16,1 Millionen Euro sogar stabil, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Dienstag im hessischen Aßlar mitteilte.

Stahlhändler Klöckner erholt sich im dritten Quartal
Der Stahlhändler Klöckner & Co hat im dritten Quartal beim operativen Ergebnis ein deutliches Plus erzielt. Die Prognosen der Analysten hat Klöckner damit klar übertroffen, bei den eigenen Erwartungen lag das Unternehmen am oberen Rand. Die Aktie legte zum Handelsstart kräftig zu.

Hellofresh nach starkem Quartal auch langfristig zuversichtlich
Der Kochboxenversender Hellofresh sieht sein Geschäft auch langfristig in einem starken Wachstumstrend. "Während der Pandemie hat sich der Trend, mehr Mahlzeiten zu Hause zu essen, verstärkt", sagte Mitgründer und Vorstandschef Dominik Richter am Dienstag in Berlin. Verbraucher würden sich nach wie vor auf den Online-Handel verlassen. "Hinzu kommt, dass sie aufgrund der aktuellen Lage weiterhin viel von zu Hause arbeiten und entsprechend mehr Mahlzeiten in ihren eigenen vier Wänden einnehmen werden." Das Management gehe davon aus, dass der Trend langfristig erhalten bleibe.

BNP Paribas hält Gewinn im Corona-Sommer fast stabil - Kurssprung
Die französische Großbank BNP Paribas ist überraschend gut durch den Corona-Sommer gekommen. Dank eines starken Handelsgeschäfts und einer geringeren Sorge um gefährdete Kredite verdiente das Geldhaus im dritten Quartal netto rund 1,9 Milliarden Euro, wie es am Dienstag in Paris mitteilte. Damit lag der Überschuss nur gut zwei Prozent niedriger als ein Jahr zuvor und höher als von Analysten im Schnitt erwartet. BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafé sieht sich daher in seiner Prognose bestätigt, dass die Bank den Gewinnrückgang im Gesamtjahr auf etwa 15 bis 20 Prozent begrenzen kann.

Geschlossene Filialen: Gewinn von Primark-Mutter AB Foods bricht ein
Geschlossene Primark-Filialen in der Corona-Pandemie haben dem britischen Mischkonzern Associated British Foods schwer zugesetzt. Der bereinigte operative Gewinn sackte im abgeschlossenen Geschäftsjahr (bis Mitte September) um 28 Prozent auf 1,02 Milliarden britische Pfund (1,14 Mrd Euro) ab, wie AB Foods am Dienstag in London mitteilte. Nach der dreimonatigen Schließung der Kleidungsgeschäfte gebe es weiter die Unsicherheit, ob Filialen kurzfristig übergangsweise schließen müssen, sagte AB Foods-Chef George Weston laut Mitteilung. Aus diesem Grund wolle der Konzern für das Jahr keine Dividende ausschütten.

rtr/dpa-AFX/iw