Liebe Anlegerinnen und Anleger,
obwohl es zum Jahreswechsel so aussah, als ob sich die Sorgen des alten Jahres in das neue Handelsjahr übertragen würden, verbesserte sich die Stimmung proportional mit den steigenden Kursen. Wieder einmal scheint uns Anlegern die launische Miss Börse einen gewaltigen Streich zu spielen. Und dabei verhält sich die gegenwärtige Bärenmarktrallye wie im Lehrbuch.
Kaum haben sich die Medien auf die prekäre Situation an den Märkten eingeschossen und uns Anlegern "erklärt", warum die Märkte dem Untergang geweiht sind, drehen diese scharf nach oben.
Dabei war bereits seit einigen Tagen objektiv messbar, dass wenigstens die tonangebenden US- Börsen so stark überverkauft sind wie seit dem Jahr 2012 nicht mehr. Extreme Stimmungsänderungen und rasante Kurssprünge sind bei derart ausgebombten Marktzuständen üblich. Denn vollkommen unkalkulierbar ist der Augenblick, in dem sowohl langfristig orientierte Anleger und kurzfristige Spekulanten in Erscheinung treten.
Mittlerweile erleben wir einen gewaltigen "Short-Squeeze" und die sich vor wenigen Tagen noch in Sicherheit wähnenden Leerverkäufer können gar nicht schnell genug ihre zuvor verkauften Positionen wieder einzudecken.
Typisch ist natürlich auch, dass sobald die Kurse wieder steigen, auch die potentiellen Chancen der nun günstigeren Bewertungen diskutiert werden. Komischerweise scheinen die Anleger erst jetzt zu realisieren, dass sowohl die Amerikaner als auch die Chinesen gute Gründe haben, ihren Handelskrieg schleunigst zu beenden.
Ebenfalls muss es nicht zwangsläufig zu einem harten Brexit kommen. Auch hier gibt es Optionen für eine vernünftige Scheidung. Weiterer Rückenwind könnte von der FED kommen, die signalisiert hat, ihren eingeschlagenen Pfad der Zinserhöhungen gegebenenfalls zu mildern und außerdem den Aktienmarkt gut im Blick zu behalten.
Immerhin sind Aktien für die Amerikaner ein wichtige Pfeiler der Altersvorsorge und seine potentiellen Wähler wird Trump langfristig nicht verärgern. Falls Trump in knapp zwei Jahren wieder gewählt werden will, muss er sich sofort um eine Stabilisierung der Konjunktur und die Beendigung des Handelskrieges kümmern. Diese Überlegungen in Verbindung mit der nach wie vor pessimistischen Einstellung der Anleger ist ein idealer Nährboden für ein gutes Börsenjahr 2019 - mit sehr hoher Wahrscheinlich aber für eine Rallye von etwa 20 Prozent der breiten Indizes.
Denn trotz des großen Pessimismus gibt es nach wie vor keine statistisch fundierten Hinweise auf eine Rezession, sondern nur auf eine normale Abschwächung des Wirtschaftswachstums.
Der innere Markt zeigt das Rallye-Potential
Nach diesen hypothetischen Überlegungen will ich Ihnen zeigen, dass die systematischen Indikatoren des inneren Marktes und die relative Stärke von Sektoren und einzelnen Aktien viel besser als die zum Jahresanfang so beliebten Prognosen der Banken funktionieren.
Die folgende Grafik zeigt Ihnen einen wichtigen Risikoindikator des inneren Marktes. Abgebildet sehen Sie die Relation derjenigen an der New Yorker Börse notierten Aktien, die oberhalb ihrer wichtigen 200 -Tage- Linie notieren. Diese ist bedeutend, da viele langfristig orientierte Investoren ausschließlich in Aktien investieren, die oberhalb dieses Durchschnitts handeln und insofern von der Nachfrage gelenkt werden. Je mehr Aktien unter dem Einfluss der Nachfrage stehen, desto stärker ist der Trend - und umgekehrt.
Hier habe ich Ihnen diesen Indikator als P & F Chart abgebildet um die störenden Nebengeräusche herauszufiltern und nicht zu häufig "auf dem falschen Fuß" erwischt zu werden.
Wie Sie sehen, befinden wir uns in der unteren extremen bzw. überverkauften Zone, in der wir die besten Kaufgelegenheiten finden. Bitte beachten Sie, dass der Indikator zum Jahreswechsel so extrem überverkauft war wir während des "Doppelschlags" der Jahre 2016 und 2015. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass sich damals exzellente Kaufgelegenheiten vor uns ausbreiteten, an die damals natürlich kaum ein Anleger glauben wollte. Auf den heutigen Tag bezogen sehe ich wenig Gründe dafür, dass es diesmal anders sein sollte. Immerhin haben Aktienmärkte die Angewohnheit, die extremen Marktzustände möglichst schnell wieder zu verlassen.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich das berühmte Bonmot von Warren Buffet "sei gierig wenn die anderen ängstlich sind und vorsichtig, wenn die anderen mutig sind" aus einer ganz anderen Perspektive. Übrigens sollten vorsichtige Anleger abwarten, bis die positive X-Achse im rechten Bereich die extreme Zone von 30 % verlassen hat. Dann ist das Kaufinteresse der großen Anleger so groß, dass das Risiko eines Strohfeuers relativ klein ist.
DAX stößt jetzt auf Granit
Die folgende Grafik zeigt Ihnen den DAX als gelassenen P & F Chart, der die störenden Nebengeräusche weitgehend herausfiltert. Die übergeordnete negative Widerstandsgerade ist trotz der Erholung der vergangenen Tage noch eindeutig intakt. Wer nur "von außen" und ohne die Signale des inneren Marktes die technische Situation des DAX analysiert, sollte also nach wie vor vorsichtig sein.
Immerhin erkennt man deutlich die Bereitschaft der Marktteilnehmer, den Index nicht unter das langfristig wichtige Niveau von etwa 10.100 fallen zulassen. Bereits oberhalb dieser (hier nicht zu erkennenden) Unterstützung wurden Schnäppchenjäger aktiv und lösten sogar am wichtigen Widerstand bei 10.600 Punkten ein Kaufsignal aus. Dieses bildet sich, wenn eine positive x-Achse über das Niveau der vorhergehenden steigt. Dann ist das Interesse der Bullen an dieser Stelle größer als beim vorangegangenen Versuch und deutet auf ein Umdenken der Akteure.
Spannend wird es nun, ob die Käufer in der Lage sind, die nächste Schlüsselstelle bei etwa 11.050 zu knacken, wo übrigens auch die wichtige 50 -Tage -Linie verläuft. Oberhalb davon würde der DAX auch bald auf die fallende Widerstandszone treffen, wo die mittelfristig entscheidende Schlacht zwischen Bullen und Bären stattfinden wird. Falls die Käufer hier den größeren "Punch" zeigen, wäre der Weg nach oben bis etwa 12.800 frei - auch wenn dies heute utopisch klingen mag.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in das neue Jahr und viel Erfolg mit ihren Positionen.
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".