Nach einem Telefonat hatten sich Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping optimistisch geäußert, den Zollkonflikt bis zum Gipfeltreffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) Ende des Monats in Argentinien lösen zu können. "Die Chancen, dass dann erste Rauchwolken aus der Friedenspfeife sichtbar werden, stehen nicht so schlecht", schreiben die Analysten der LBBW in einem Kommentar. "Das Entlastungspotenzial für die Märkte wäre erheblich."

Der Zollstreit bereitet den Anlegern schon seit Monaten Bauchschmerzen. Investoren fürchten, dass der Konflikt langfristig auch die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen wird. Trump stört sich an dem großen US-Handelsdefizit im Warenaustausch mit China. Er wirft der Volksrepublik Dumpingpreise, Technologiediebstahl und andere unfaire Handelspraktiken vor.

AUTOWERTE MACHEN BODEN GUT



Von der Hoffnung auf eine Lösung profitierten vor allem die konjunktursensiblen Autowerte. Volkswagen, Continental, Daimler und BMW legten bis zu 4,7 Prozent zu. Die Titel sind seit Jahresbeginn ordentlich unter die Räder gekommen. Der europäische Autoindex notierte 3,2 Prozent fester.

Am Devisenmarkt spekulierten Anleger nach besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten auf weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve. Der Dollar-Index verringerte zeitweise seine Verluste. In der US-Wirtschaft entstanden im Oktober 250.000 neue Arbeitsplätze und damit mehr als erwartet. Die Erwerbslosenquote verharrte bei 3,7 Prozent. Dies entspricht de facto Vollbeschäftigung - dem erklärten Ziel der Fed. "Ein Bericht sorgt bei der Fed nicht für einen Umbruch, aber die Indikatoren legen nahe, dass die Notenbank, trotz der Forderungen bei den Zinserhöhungen den Fuß vom Pedal zu nehmen, Kurs halten wird", sagte Analyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.Com.

Ende September hatte die Fed den Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr erhöht. Sie dürfte nach Ansicht vieler Experten am kommenden Donnerstag pausieren, im Dezember aber nachlegen.

ZEUGNISTAG FÜR EUROPÄISCHE BANKEN



Im Fokus standen auch die Ergebnisse des Stresstests für europäische Banken, die nach Börsenschluss in Frankfurt erwartet wurden. Das Augenmerk richtete sich vor allem auf die italienischen Häuser, die zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise immer noch auf einem riesigen Berg fauler Kredite sitzen. Parallel zum Stresstest der EU-Bankenbehörde EBA durchliefen zudem mehr als 50 von der EZB-beaufsichtigte Institute einen Fitnesscheck der Notenbank. Einem Zeitungsbericht zufolge wurde in Italien nur die Banca Carige als "anfällig" eingestuft. Der europäische Bankenindex zeigte sich unbeeindruckt und legte 1,9 Prozent zu, die Aktien der Banca Carige notierten kaum verändert. Im Dax gewannen die Titel der Deutschen Bank und Commerzbank 2,9 und 3,5 Prozent.

Der 3D-Druckerbauer SLM Solutions verschreckte seine Anleger mit einer Senkung der Umsatz- und Gewinnprognose verschreckt. Zudem wird Finanzchef und Vorstandssprecher Uwe Bögershausen seinen bis Juni 2019 laufenden Vertrag nicht verlängern. Die Aktien brachen um bis zu 16,7 Prozent auf ein Rekordtief von 12,54 Euro ein.

In New York fielen die Aktien von Apple um mehr als fünf Prozent. Der iPhone-Anbieter hatte vor drohenden Produktionsengpässen im wichtigen Weihnachtsgeschäft gewarnt.

rtr