Dax und EuroStoxx50 notierten am frühen Dienstagnachmittag jeweils knapp im Minus bei 15.598 beziehungsweise 4182 Punkten, lagen damit aber rund 15 Prozent über ihrem Stand zu Jahresbeginn.
"Die US-Notenbank dürfte morgen eine schnellere geldpolitische Straffung verkünden", prognostizierte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Trotz der Coronavirus-Mutante Omikron entwickeln sich Wirtschaft und Inflation dynamisch." Der überraschend starke Anstieg der US-Erzeugerpreise um 0,8 Prozent werde die Fed darin bestärken, die Wertpapierkäufe schneller zurückzufahren als bisher, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
ERDGAS AUF REKORDKURS - LIRA-TALFAHRT GEHT WEITER
Unterdessen stieg der europäische Terminkontrakt auf Erdgas zeitweise um fast vier Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 120,25 Euro je Megawattstunde und nahm Kurs auf seine Bestmarke vom Oktober. Grund hierfür seien zum Einen die Spannungen zwischen Russland und dem Westen wegen der Ukraine-Krise, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Zum Anderen seien die Gaslager in Deutschland vergleichsweise gering gefüllt. "Sollte der Winter kälter ausfallen und länger anhalten, könnten die Gasvorräte knapp werden."
Am Devisenmarkt nahm die türkische Währung ihre Talfahrt wieder auf. Im Gegenzug verteuerten sich Dollar und Euro um jeweils etwa 4,5 Prozent auf 14,385 beziehungsweise 16,2695 Lira. Eine Erholung der Lira sei vorerst nicht in Sicht, sagte ein Börsianer. Schließlich erwarteten alle, dass die türkische Notenbank den Leitzins trotz anhaltend hoher Inflation am Freitag weiter senken werde. Gleichzeitig markierte der Leitindex der Istanbuler Börse zum neunten Mal in zehn Tagen ein Rekordhoch. Dort dominieren exportorientierte Werte, deren Waren durch den Lira-Verfall im Ausland wettbewerbsfähiger werden.
EINSTIEG VON FINANZINVESTOR BELASTET SOFTWARE AG
Bei den deutschen Unternehmen rückte Software AG ins Rampenlicht. Der Finanzinvestor Silver Lake steigt für 344 Millionen Euro bei dem SAP-Rivalen ein. "Mit dem Mittelzufluss aus dem Deal dürfte das Unternehmen nach Übernahmezielen suchen, was wir aber als schwierig erachten.", sagte DZ Bank-Analyst Armin Kremser. Außerdem könnten diejenigen Anleger enttäuscht sein, die auf eine Übernahme der Software AG gehofft hatten. Die Aktien des Anbieters von Firmensoftware steuerten mit einem Minus von zeitweise knapp zwölf Prozent auf den größten Tagesverlust seit fast zwei Jahren zu.
Ein milliardenschwerer Deal schickte auch Rentokil auf Talfahrt. Die Aktien des Kammerjägers fielen in London um knapp neun Prozent, nachdem sie zunächst auf ein Rekordhoch von 662 Pence gestiegen waren. Das Unternehmen schluckt den US-Rivalen Terminix für 55 Dollar je Aktie oder insgesamt 6,7 Milliarden Dollar. Dessen Titel stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um mehr als 24 Prozent, so stark wie nie. Seinen ersten Berechnungen zufolge werde die Fusion den Reingewinn zwar um 20 Prozent steigern, kommentierte Analyst Kean Marden von der Investmentbank Jefferies. Allerdings werde es mehrere Jahre dauern, bis sich der Zukauf amortisiere.
rt