"Der Ukraine-Konflikt erhöht den zuvor bereits weltweit spürbaren Inflationsdruck massiv", sagte Finanzmarkt-Experte Russ Mould vom Brokerhaus AJ Bell. Zugleich bringe er die Notenbanken in die Bredouille, da sie in solch unsicheren Zeiten vor allzu aggressiven Zinserhöhungen zurückschreckten.

Dies gelte vor allem für die Europäische Zentralbank (EZB), da die räumliche Nähe zum Krieg und die Energiepreis-Rally die heimische Konjunktur abzuwürgen drohe, schrieben die Analysten des Research-Hauses BCA. "Der Ukraine-Krieg verzögert jegliche EZB-Zinserhöhung bis 2023." Dies drückte den Euro auf 1,1079 Dollar. Zur britischen Währung fiel er zeitweise sogar auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 0,8274 Pfund. Bei Anlegern gilt als sicher, dass sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Bank von England (BoE) im März die Zinsen anheben.

ROHSTOFFPREISE KENNEN KEIN HALTEN


Aus Furcht vor direkten westlichen Sanktionen mit Auswirkungen auf russische Energielieferungen stieg der Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee um bis zu 6,1 Prozent auf ein Zehn-Jahres-Hoch von 119,84 Dollar je Barrel (159 Liter). Der europäische Erdgas-Future gewann zeitweise 15 Prozent und notierte mit 199 Euro je Megawattstunde so hoch wie noch nie.

Gleiches galt für die Industriemetalle Aluminium und Zinn, die zeitweise 3741 beziehungsweise 46.475 Dollar je Tonne kosteten. Das für Autokatalysatoren benötigte Palladium gewann fünf Prozent. Dabei müssen diese Rohstoffe gar nicht mit offiziellen Verboten belegt werden. "Der Markt ist in einem 'Selbstsanktionierungsmodus'", sagte Analyst Bernard Dahdah vom Vermögensverwalter Natixis. "Er meidet russisches Öl, russisches Palladium, russisches Was-auch-immer."

RUBEL AUF REKORDTIEF


Dies spiegelte sich auch in der Abwertung der russischen Währung wider. Dadurch stieg der Dollar zeitweise um knapp zwölf Prozent auf ein Rekordhoch von 118,35 Rubel. Da der russische Aktienmarkt weiter geschlossen blieb, mussten die im Ausland börsennotierten Fonds auf russische Werte Federn lassen. Die ETFs von iSharesERUS.N und VanEck fielen im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu acht Prozent.

In London verdoppelte ein anderer Russland-ETF von iShares allerdings seinen Kurs auf 34 Pence, nachdem er in den vorangegangenen beiden Wochen um insgesamt 90 Prozent eingebrochen war. Aktienhändler Jawaid Afsar vom Brokerhause Securequity machte Schnäppchenjäger dafür verantwortlich.

LUFTHANSA UND FORTUM LEIDET UNTER UKRAINE-KRIEG


Der Lufthansa verhagelt der Ukraine-Krieg den Ausblick. Wegen dieser Unsicherheiten verzichtete die Fluggesellschaft auf konkrete Ziele für 2022. Gleichzeitig steige der Kostendruck, kommentierte Analyst Joachim Kotze vom Research-Haus Morningstar. Durch die Sperrung des russischen Luftraums müssten auf den Asien-Strecken Umwege geflogen werden. Hinzu kämen steigende Treibstoff-Preise und Flughafen-Gebühren. Lufthansa-Aktien gaben 5,5 Prozent nach.

In Paris verloren Engie ebenfalls mehr als fünf Prozent. Bei dem Energiekonzern steht wegen des möglichen Aus für Nord Stream 2 rund eine Milliarde Euro im Feuer. Die Papiere des deutschen Versorgers Uniper, der an der Finanzierung der umstrittenen russisch-deutschen Gaspipeline beteiligt ist, brachen um 18 Prozent ein.

rtr