Die große Frage sei derzeit, ob die Firmengewinne die Erwartungen erfüllen können und die aktuellen Aktienbewertungen rechtfertigen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Dank der erwarteten Erholung der Wirtschaft von den Coronavirus-Folgen, der aufgestauten Konsumnachfrage sowie billionenschwerer Hilfspakete von Notenbanken und Staaten sollten die Zahlen stark ausfallen. "Aber die Erwartungen sind bereits recht hoch."

Vor diesem Hintergrund konnte BMW ein überraschend positives Quartalsergebnis nur vorübergehend in Kursgewinne ummünzen. Die Aktie des Autobauers fiel bis zum frühen Nachmittag um 0,7 Prozent.

Die Titel von Danone büßten in Paris 2,6 Prozent ein, obwohl der Lebensmittel-Hersteller die Umsatzerwartungen leicht übertroffen hatte. Die Analysten des Vermögensverwalters Alliance Bernstein monierten, das Wachstum komme aus Ländern mit hohen Inflationsraten. Die dortigen Wechselkursschwankungen fräßen die höheren Gewinne oft auf.

LIEFERAUSFÄLLE TREIBEN ÖLPREIS - EURO IM AUFWIND


Am Rohölmarkt stieg der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee um 0,5 Prozent auf 67,39 Dollar je Barrel (159 Liter). Als Grund nannten Börsianer Lieferausfälle in Libyen, wo wegen eines Streits um Finanzen die Verlade-Arbeiten in einem wichtigen Ausfuhrhafen eingestellt wurden. Die drohende Beeinträchtigung der Nachfrage durch die wieder steigenden Coronavirus-Fallzahlen in einigen Weltregionen begrenzten allerdings das Aufwärtspotenzial des Ölpreises, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM.

Unterdessen stieg der Euro zeitweise auf ein Sieben-Wochen-Hoch von 1,2079 Dollar. Die Gemeinschaftswährung profitiere von Fortschritten bei den Corona-Massenimpfungen hierzulande und dem Bekenntnis der US-Notenbank zu einer längerfristig lockeren Geldpolitik, sagte Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger. Bei erneuten Zinserhöhungsspekulationen in den USA oder Rückschlägen bei der Pandemie-Bekämpfung in Europa könne sich das Blatt aber schnell wieder wenden.

MÖGLICHE STRENGERE REGULIERUNG BELASTET TABAK-WERTE


Am Aktienmarkt rückten die Tabak-Konzerne ins Rampenlicht. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge denkt die US-Regierung über eine Reduzierung des Nikotingehalts in Zigaretten und ein Verbot von Menthol-Zigaretten nach. Dies brockte dem "Gauloises"-Hersteller Imperial Brands und dem "Lucky Strike"-Anbieter British-American Tobacco (BAT) in London Kursverluste von bis zu sieben Prozent ein. Ihre US-Konkurrenten Philip Morris und Altria, die am Montag als Reaktion auf den Zeitungsbericht bereits gefallen waren, büßten im vorbörslichen US-Geschäft am Dienstag zusätzlich bis zu zwei Prozent ein. Die Kursreaktion sei überzogen, kommentierte Analyst Owen Bennett von der Investmentbank Jefferies. Derartige Maßnahmen würden seit Jahren diskutiert. Wissenschaftliche Beweise für ihre Wirksamkeit fehlten aber bislang.

In Zürich verbuchten die Aktien von AMS mit einem Minus von zeitweise fast 13 Prozent den größten Kursrutsch des Jahres. Einem Magazinbericht zufolge verliert der österreichische Sensor-Hersteller massiv Aufträge seines wichtigsten Kunden Apple. Der Bericht scheine bereits seit längerem kursierende Gerüchte zu bestätigen, sagte Stephane Houri von der Bank Oddo BHF.

rtr