"Konjunktur-Daten spielen keine Rolle", sagte Aktienhändler Keith Temperton vom Brokerhaus Forte Securities. "Die einzigen Daten, die wichtig sind, sind die zur Inflation. Es geht nur darum, dass die Zentralbanken den Zuckerrausch am Markt füttern, und das wird nicht so schnell enden, denn wenn es das tut, wird alles zusammenbrechen."

In diesem Zusammenhang erweist sich die kraftvolle Erholung der Wirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie ein zweischneidiges Schwert. So brummt Konjunktur in Deutschland und der gesamten Euro-Zone zwar so stark wie seit vielen Jahren nicht. Da viele Unternehmen aber Schwierigkeiten hätten, die Nachfrage zu bedienen, sei ein wachsender Preisdruck unvermeidlich, warnte Chris Williamson, Chefökonom des Datenanbieters Markit.

POWELL DÄMPFT FURCHT VOR VORZEITIGEN ZINSERHÖHUNGEN


Fed-Chef Powell bekräftigte allerdings, dass sein Haus trotz des aktuellen Inflationsdrucks Ruhe bewahren werde. Das lasse Investoren aufatmen, die nach den vorangegangenen Signalen für eine vorzeitige Straffung der US-Geldpolitik unruhig geworden waren, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. Die Erleichterung spiegelte sich in sinkenden Anleiherenditen wider. Die richtungweisenden zehnjährigen Papiere aus den USA und Deutschland rentierten bei plus 1,467 beziehungsweise minus 0,190 Prozent.

Unterdessen stieg der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um gut ein Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 75,66 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Nachfrage übersteige weiterhin das Angebot, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. "Außerdem scheint eine baldige Rückkehr der iranischen Ölexporte auf den Markt nach dem Wahlsieg des konservativen Klerikers Ebrahim Raisi bei der Präsidentschaftswahl wieder weniger wahrscheinlich."

Bei Bitcoin nutzten Schnäppchenjäger den jüngsten Kurseinbruch zum Einstieg. Die Cyber-Devise verteuerte sich auf 34.040 Dollar, nachdem ihr Kurs am Dienstag auf bis zu 28.800 Dollar gefallen war. "Das Vertrauen der Investoren bleibt jedoch angeschlagen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

GLAXO SETZT AUF WACHSTUM NACH AUFSPALTUNG


Bei den Unternehmen rückte Glaxosmithkline ins Rampenlicht. Der britische Pharmakonzern peilt nach der Abspaltung des Geschäfts mit rezeptfreien Produkten Umsatzzuwächse von jährlich mehr als fünf Prozent an. Das liege über den Markterwartungen, kommentierte Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies. Gleiches gelte für die geplante Dividende für 2022. Glaxo-Aktien stiegen daraufhin um drei Prozent und waren Spitzenreiter im Londoner Auswahlindex FTSE.

Für Bayer ging es dagegen um weitere 0,6 Prozent abwärts. Börsianer verwiesen auf eine zusätzliche Schadenersatz-Klage gegen den Pharma- und Agrarchemiekonzern in den USA wegen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat.

rtr