Der EuroStoxx50 legte um gut ein halbes Prozent auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 4395 Punkte zu. Der breit gefasste Stoxx600 hielt sich ebenfalls im Plus. Bereits in den ersten beiden Handelstagen des neuen Jahres hatten die Indizes deutliche Gewinne verzeichnet. An der Wall Street war die Stimmung etwas gedämpfter. Die Terminkontrakte deuteten auf kaum veränderte Kurse zu Handelsbeginn hin.
Mit Spannung warteten Börsianer auf die Sitzungsprotokolle der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed im Dezember am Abend. Investoren würden jedes Wort dieser sogenannten Fed Minutes auf die Goldwaage legen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Sie erhofften sich von den Mitschriften Signale für Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen in den USA. Spekulationen auf eine baldige Anhebung der Zinsen erhielten Nahrung durch den jüngsten Arbeitsmarktbericht. Laut einer Umfrage des Personaldienstleisters ADP schufen die privaten US-Unternehmen im Dezember 807.000 neue Jobs - doppelt so viel wie erwartet.
Zudem erhoffen sich Investoren Einschätzungen der Fed zur Corona-Variante Omikron, die sich derzeit weltweit rasant ausbreitet. Börsianer setzten darauf, dass die Notenbanker nur geringe wirtschaftliche Belastungen erwarteten. Bisherige Daten etwa der Weltgesundheitsorganisation WHO deuten darauf hin, dass Omikron weniger schwere Verläufe auslöst. "Im Augenblick wird dem mutierten Virus aufgrund der aktuellen Datenlage ein milder Krankheitsverlauf unterstellt", sagte Marktanalyst Christian Henke vom Online-Broker IG. "Die Angst davor, dass die Konjunktur Schaden nehmen wird, ist geschwunden."
ENERGIEPREIS-EXPLOSION MACHT UNIPER ZU SCHAFFEN
Am Rohstoffmarkt zogen die Preise für Erdgas erneut an. Der europäische Future stieg um 4,8 Prozent auf 93,80 Euro je Megawattstunde. "Maßgeblich sind stockende Pipeline-Lieferungen des wichtigsten europäischen Lieferanten Russland", sagte Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht. Hinzu kämen die politischen Spannungen rund um den Ukraine-Konflikt. Der Strom-Terminkontrakt zur Lieferung am darauffolgenden Tag stieg zeitweise sogar um mehr als 50 Prozent auf 193 Euro je Megawattstunde.
Diese Entwicklung bringt Uniper in die Bredouille. Der Düsseldorfer Energiekonzern weitet seine Kreditlinien aus, um seine Geschäfte vor dem Hintergrund explodierender Preise für Gas und Strom abzusichern. "Sollte diese Marktsituation anhalten, könnte der erhöhte Finanzierungsbedarf einen negativen Einfluss auf die Bewertung von Uniper und damit auch Fortum haben", warnte Analyst Juha Kinnunen der Beratungsfirma Inderes. Die finnische Mutter Fortum stellt Uniper einen Teil der milliardenschweren zusätzlichen Kreditfazilitäten zur Verfügung. Titel von Uniper und Fortum fielen um drei Prozent.
RENAULT SICHERT SICH MIKORCHIPS
Um 1,8 Prozent nach oben ging es dagegen für die Aktien des Coronaimpfstoff-Herstellers BioNTech. Der Mainzer Biotechkonzern will mit seinem US-Partner Pfizer, mit dem er bereits das Corona-Vakzin entwickelt hat, einen Impfstoff für Gürtelrose an den Markt bringen. Pfizer-Titel legten im vorbörslichen US-Handel um zwei Prozent zu.
Die Aktien von Renault stiegen um 3,7 Prozent. Der Autobauer schloss mit Qualcomm einen Liefervertrag für Computerchips. Die Fahrzeugbranche leidet unter akutem Halbleiter-Mangel und muss daher teilweise die Produktion drosseln.
rtr