Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets sagte, der Markt erhalte derzeit von drei Faktoren Auftrieb: von "der Hoffnung auf ein US-Konjunkturpaket, der Hoffung auf ein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU und den überraschend positiven Einkaufsmanager-Indizes". Mit 49,8 Punkten lag das Barometer für die Stimmung in den europäischen Unternehmen nur noch knapp unter der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert. Volkswirt Bert Colijn von der ING Bank warnte allerdings vor überzogenem Optimismus. Die aktuelle Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen spiegele sich in den Zahlen nicht wider.

BREXIT-DEAL UND US-KONJUNKTURPAKET IN LETZTER MINUTE?


Bei den Brexit-Verhandlungen sei eine Einigung wahrscheinlicher als ein Scheitern, sagte CMC-Experte Hewson. Das Pfund Sterling hievten diese Spekulationen auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1,3552 Dollar.

Mut machte Investoren außerdem die Bewegung im Streit über staatliche Hilfen zur Abfederung der Coronavirus-Folgen in den USA. "Das Hilfspaket wird wohl kleiner ausfallen - 748 Milliarden Dollar - aber das ist immerhin auch etwas", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Eine Einigung scheine zum Greifen nahe.

Parallel dazu durchbrach Bitcoin die psychologisch wichtige 20.000er-Marke und stieg um mehr als fünf Prozent auf ein Rekordhoch von 20.440 Dollar. Die Cyberwährung werde für immer mehr Anleger zu einer Anlage-Alternative, um sich gegen Risiken in anderen Bereichen abzusichern, sagt Analyst Timo Emden von Emden Research. "Zudem liebäugeln Unternehmen verstärkt mit der Implementierung digitaler Devisen, während die Notenbanken Fed und EZB über die Einführung eigener E-Währungen nachdenken."

CORONA-IMPFSTOFFE DRÄNGEN AUF DEN MARKT


Weitere Stimmungsaufheller seien die positiven Nachrichten rund um Coronavirus-Impfstoffe, sagte Analyst Connor Campbell vom Brokerhaus Spreadex. Die EU könnte das Mittel der deutschen Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer noch vor Weihnachten zulassen. Die Konkurrenz sitze den beiden aber bereits im Nacken, betonte Analyst Rober Burns von der Investmentbank H.C. Wainwright. Der Impfstoff von Moderna könnte bis zum Wochenende in den USA freigegeben werden.

Wenig Impulse versprechen sich Börsianer dagegen von den Beratungen der US-Notenbank. Die Fed werde die Anleihekäufe wohl nicht aufstocken, prognostizierte Markets.com-Experte Wilson. "Aber sie wird sicherstellen, dass der Markt weiß, dass sie die Unterstützung nicht reduzieren und bei Bedarf mehr tun wird."

CONTINENTAL PUNKTET MIT NEUAUSRICHTUNG


Am deutschen Aktienmarkt gehörte Continental mit einem Kursplus von gut drei Prozent zu den Favoriten. Die mittelfristigen Ergebnisziele des Autozulieferers lägen über den Erwartungen, konstatierte Analyst Sascha Gommel von der Investmentbank Jefferies. Conti will sich zudem stärker auf Digitalisierung, autonomes Fahren und die dafür nötige Software konzentrieren.

In Amsterdam brachen die Titel von Galapagos dagegen um mehr als 16 Prozent ein und waren mit 81,04 Euro so billig wie vor knapp zwei Jahren. Der Partner Gilead bricht das US-Zulassungsverfahren für das gemeinsame Arthritis-Medikament ab, nachdem die US-Behörden im August eine Freigabe abgelehnt hatten.

rtr