Auch Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets mahnte zur Vorsicht. "Die Märkte benötigen dringend eine Perspektive, dass sich die Wirtschaft nach der laufenden Welle an Corona-Infektionen weiter positiv entwickeln wird." Investoren ignorierten bislang die Rekord-Fallzahlen und setzten auf eine Besserung im Frühjahr. "Dies sind jedoch lediglich Hoffnungen, die sich im schlimmsten Falle auch nicht bestätigen könnten."

WIE GEHT DIE EZB MIT DEM INFLATIONSDRUCK UM?


Gleichzeitig rätselten Börsianer, wie die Europäische Zentralbank (EZB) reagieren werde, wenn die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten für die Euro-Zone ebenso über den Markterwartungen lägen wie die deutschen. Experten erwarten einen Rückgang der Teuerungsrate auf 4,4 von fünf Prozent im Jahresvergleich. Einige Anleger setzten darauf, dass die EZB am Donnerstag Signale für eine straffere Geldpolitik aussenden werde. Dies hievte den Euro auf 1,1259 Dollar.

Für Katharine Neiss, Chef-Volkswirtin für Europa beim Vermögensverwalter PGIM, wäre dies aber der falsche Weg. "Eine weitere Stützung der Wirtschaft durch eine Ausweitung der Anleihekäufe ist aktuell eher geboten als ein Drehen an der Zinsschraube." Die Inflation sei zwar schmerzhaft für die Geldbörsen der Verbraucher. Die EZB könne aber weder die Chip-Knappheit beenden noch die gestiegenen Energiepreise drücken.

Am Rohölmarkt machten einige Investoren am Tag vor den Beratungen der großen Exportstaaten über ihre Fördermengen Kasse. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein halbes Prozent auf 88,81 Dollar je Barrel (159 Liter). Vor dem Hintergrund der jüngsten Preisrally und dem wahrscheinlichen Druck der Importländer könnte die "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, diesmal die Quoten um mehr als die zuletzt üblichen 400.000 Barrel pro Tag anheben, prognostizierten die Analysten der Bank Goldman Sachs.

HEIDELBERGCEMENT UND UBS ERFREUEN MIT ZAHLEN


Am deutschen Aktienmarkt steuerte HeidelbergCement mit einem Kursplus von bis zu 4,7 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit mehr als einem Jahr zu. Die starken Geschäftszahlen des Bauindustrie-Zulieferers hätten ihn nicht überrascht, schrieb Analyst Matthew Donen vom Research-Haus Morningstar. "Wir gehen davon aus, dass die staatlichen Konjunkturmaßnahmen die langfristige Nachfrage stützen und ein günstiges Preisumfeld schaffen werden, das dazu beitragen wird, die Kosteninflation sowie potenzielle zusätzliche Umweltkosten auszugleichen."

Dank des höchsten Gewinns seit 15 Jahren konnten auch die Titel der UBS kräftig zulegen. Sie stiegen in Zürich zeitweise um 7,6 Prozent auf ein Vier-Jahres-Hoch von 18,40 Franken. Die Zahlen der Großbank hätten größtenteils über den Erwartungen gelegen, lobte Analystin Flora Bocahut von der Investmentbank Jefferies. Die neuen Ziele seien ehrgeizig und der geplante Aktienrückkauf höre sich vielversprechend an.

Im Rampenlicht stand außerdem Siltronic, da die Bundesregierung die milliardenschwere Übernahme des Chipindustrie-Zulieferers durch den taiwanischen Rivalen GlobalWafers platzen ließ. Das habe sich bereits abgezeichnet, sagte ein Börsianer. Zudem sei Siltronic als unabhängiges Unternehmen möglicherweise mehr wert. Die Aktie stieg um 3,7 Prozent.

rtr