Im Handelsverlauf büßten die Indizes einen Teil der Kursgewinne aber wieder ein. An der Wall Street zeichnete sich ein verhaltener Start in die neue Woche ab.
Auch wenn die Spekulationen auf steigende Zinsen in den USA zum Wochenstart etwas in den Hintergrund traten, blieben die Anleger weiter auf der Hut. "Jahrelang war man wie ein verwöhntes Kind, man konnte all das Geld bekommen, das man wollte und auch noch kostenlos und man konnte kaufen, was man wollte, man kümmerte sich nicht so sehr um Qualität", sagte Flavio Carpenzano, Investment-Chef bei der Capital One Group. "Jetzt ist es umgekehrt, man muss disziplinierter sein, deshalb muss man sich die Bewertung genau ansehen."
Für Erleichterung sorgte, dass die Verbraucherpreise in Deutschland zu Jahresbeginn nicht mehr ganz so rasant gestiegen sind wie zuletzt. Nach 5,3 Prozent im Dezember lagen die Preise für Waren und Dienstleistungen im Januar 4,9 Prozent über dem Niveau vor Jahresfrist. "Zwar fällt der Teuerungsrückgang etwas geringer aus als Volkswirte erwartet hatten, doch immerhin stimmt die Richtung", konstatierte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank Group. "Letzteres ist entscheidend."
Anders als in den USA ist in Europa zwar vorerst keine Zinserhöhung in Sicht. "Doch auch in Europa könnte die Zeit des billigen Geldes auf kurz oder lang vorbei sein", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Wenige Wochen vor der absehbaren Zinswende in den USA muss der EZB-Rat am Donnerstag den weiteren geldpolitischen Kurs abstecken. Von der Bank of England wird in dieser Woche eine weitere Zinserhöhung erwartet.
ÖL BLEIBT TEUER - BITCOIN SCHEITERT ERNEUT AN 40.000 DOLLAR
Unterdessen zog der Ölpreis erneut an. Die Sorte Brent aus der Nordsee stieg mehr als ein Prozent auf 91,05 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Nachfrage übersteige das Angebot weiterhin, da vor allem in Europa der Verkehr wieder zunehme, schrieben die Analysten der ANZ Bank. Gleichzeitig seien die Lagerbestände niedrig. In den vergangenen Wochen hatten zudem die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine Spekulationen auf Erdöl-Lieferausfälle geschürt.
Obwohl Bitcoin sich in den vergangenen Monaten oft im Einklang mit den Aktienmärkten bewegte, fiel eine Kurserholung der Cyber-Devise vorerst aus. Börsianern zufolge verdarb der gescheiterte Versuch zum Sprung über die psychologisch wichtige 40.000er Marke die Stimmung. Bitcoin gab 1,6 Prozent auf 37.210 Dollar nach. Dank zunehmenden Interesses institutioneller Anleger blieben die längerfristigen Aussichten für Kryptowährungen aber positiv, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
ADVA STEHT VOR ÜBERNAHME DURCH ADTRAN
Am deutschen Aktienmarkt rückte Adva Optical ins Rampenlicht. Der Netzwerk-Ausrüster steht vor der Übernahme durch Adtran. Den beiden Unternehmen zufolge haben Adva-Eigner dem Glasfaser-Spezialisten mehr als 60 Prozent der Anteile angedient. Damit sei die Mindestannahmeschwelle überschritten. Adva-Titel standen mit einem Plus von zeitweise fast 16 Prozent vor dem größten Tagesgewinn seit zwölfeinhalb Jahren.
Nach oben ging es auch bei Vodafone. Die Aktien des Mobilfunkanbieters gehörten mit einem Plus von bis zu 4,5 Prozent zu den größten Gewinnern des Londoner Auswahlindex FTSE. Einem Bericht der "Sunday Times" zufolge hat der aktivistische Finanzinvestor Cevian Vodafone-Anteile in unbekanntem Umfang gekauft. Das erhöhe den Druck auf das Management, die Konsolidierung des europäischen Funkmasten-Geschäfts voranzutreiben und sich von Sparten zu trennen, schrieb Analyst Jerry Dellis von der Investmentbank Jefferies. Unabhängig davon arbeitet Vodafone künftig mit Intel bei der Entwicklung von Computerchips für die OpenRAN-Technologie zusammen.
rtr