Dax und EuroStoxx50 pendelten um ihre Schlusskurse vom Dienstag und notierten am frühen Nachmittag 0,2 Prozent im Minus bei 13.885 Punkten beziehungsweise 0,4 Prozent im Plus bei 3783 Zählern.

An der Börse mache das Wort "Stagflation" die Runde, sagte Anlagestratege Jonathan Stubbs von der Berenberg Bank. Darunter verstehen Experten eine stagnierende Wirtschaft bei steigender Inflation. Bislang sei aber noch unklar, ob der Krieg der wirtschaftlichen Erholung ein Ende setzen werde, fügte Stubbs hinzu. Diese Unsicherheit könne noch Wochen oder Monate anhalten.

Unterdessen griff die Furcht vor einer Energiekrise in Europa weiter um sich. Der Preis für die Ölsorte BrentLCOc1 aus der Nordsee stieg um bis zu 7,7 Prozent und lag mit 113,09 Dollar je Barrel (159 Liter) so hoch wie zuletzt vor mehr als siebeneinhalb Jahren. "Das Öl-Embargo gegen Russland muss gar nicht mehr beschlossen werden, da sich schon jetzt keine Raffinerie mehr traut, russisches Öl zu kaufen, während eine Bank nach der anderen keine Finanzierungen mehr für Käufe für russisches Öl ausstellt", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Die USA erwägen nach eigenen Angaben Sanktionen gegen die russische Öl- und Gasindustrie.

ERDGAS, KOHLE UND WEIZEN AUF REKORDHOCHS


Dies befeuerte die Rally bei Kohle und Erdgas. Die entsprechenden Terminkontrakte stiegen um 25 Prozent auf 250 Dollar je Tonne beziehungsweise gut 50 Prozent auf 185 Euro je Megawattstunde. Das ist in beiden Fällen ein Rekordhoch. Der Index für die europäische Öl- und Gasbranche steuerte daraufhin mit einem Plus von 4,3 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit fast eineinhalb Jahren zu und erreichte ein Zwei-Jahres-Hoch von 315 Punkten.

Der europäische Weizen-Future legte elf Prozent zu war mit 390 Euro je Tonne ebenfalls so teuer wie nie. Da weder Russland noch die Ukraine Getreide aus der Schwarzmeer-Region exportieren könnten, falle etwa 30 Prozent des weltweiten Weizen-Nachschubs derzeit weg, rechnete Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch vor.

Bei Palladium liefert Russland Experten zufolge sogar etwa 40 Prozent des weltweiten Bedarfs. Das für Autokatalysatoren benötigte Edelmetall verteuerte sich um bis zu 3,6 Prozent auf 2673 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der europäische Index für die Bergbaufirmen. erreichte mit 695,65 Punkten den höchsten Stand seit fast 14 Jahren.

WIE REAGIERT DIE EZB AUF DIE INFLATION?


Vor diesem Hintergrund stieg die Inflation in der Euro-Zone auf ein Rekordhoch von 5,8 Prozent und setzt die Europäische Zentralbank (EZB) rund eine Woche vor ihrer Ratssitzung unter Zugzwang. "Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die EZB ihren heikelsten Moment vor sich hat", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Werden Inflationsrisiken oder wirtschaftliche Risiken stärker gewichtet?"

Erneut abwärts ging es für die russische Währung. Im Gegenzug stieg der Dollar im Moskauer Handel um knapp neun Prozent auf ein Rekordhoch von 110 Rubel. Da die dortigen Aktienmärkte erneut geschlossen blieben, mussten im Ausland notierte Papiere russischer Firmen Federn lassen. So stürzten die Titel der Sberbank und des Gaskonzerns Gazprom um jeweils mehr als 90 Prozent ab.

Gleichzeitig ließ die Nachfrage nach westlichen Rüstungswerten nach. Die geplante Aufstockung der Wehretats von Deutschland und anderen europäischen Nato-Staaten hatte Firmen wie Rheinmetall in den vergangenen Tagen Kursgewinne von mehr als 50 Prozent beschert. Die Aktien des Anbieters von "Leopard 2"-Panzern fielen um 6,5 Prozent auf 146,40 Euro, nachdem sie zunächst auf ein Rekordhoch von 162,95 Euro gestiegen waren.

rtr