Die Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur hat die Börsen am Montag beflügelt. Der DAX stieg zeitweise auf den höchsten Stand seit Anfang März.

Der ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen darstellt, stieg im Mai überraschend stark um 5,3 Punkte auf 79,5 Zähler. Jörg Zeuner, der Chefvolkswirt von Union Investment, konstatierte für die Unternehmen "Raum für Zuversicht". Die Konjunkturerwartungen, die für die Finanzmärkte entscheidende Komponente, hätten nach dem Rekordtief im April ihren Tiefpunkt wohl durchschritten, erklärte er. Eine weitere Stimmungsaufhellung sei in der nächsten Zeit wahrscheinlich.

Der Kurssprung des Dax-Schwergewichtes Bayer gab dem deutschen Leitindex zusätzlichen Schub. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge habe der Konzern in inzwischen in 50 000 bis 85 000 von geschätzt 125 000 US-Gylphosat-Klagen zumindest eine mündliche Einigung erzielt. "Das ist sicher positiv", sagte ein Börsianer. Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass mehr als 30 Prozent der Klagen noch offen seien. Bayer teilte nur mit, bei den Vergleichsverhandlungen Fortschritte erzielt zu haben. Der Unkraut-Vernichter Glyphosat steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Die Aktie stieg zeitweise um fast neun Prozent

Zudem stand die Lufthansa im Fokus der Anleger. Die Bundesregierung und die Airline sind sich über ein neun Milliarden Euro schweres Rettungspaket einig. Am Nachmittag stimmte der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds dem Hilfspaket zu. as teilte der Dax-Konzern am Montag per Pflichtveröffentlichung mit. Danach soll der Staat für rund 300 Millionen Euro 20 Prozent an der Lufthansa übernehmen zu einem Bezugspreis von 2,56 Euro. Der Löwenanteil der Hilfen besteht aber aus einer stillen Einlage in Höhe von 4,7 Milliarden Euro. Hinzu kommt eine weitere stille Beteiligung über eine Milliarde Euro, die in Aktien umgewandelt werden kann. Der Staat könnte so seine Beteiligung an der Lufthansa auf 25 Prozent plus eine Aktie erhöhen, wenn ein anderer Investor versuchen sollte, die Fluggesellschaft zu übernehmen. Die Lufthansa müsse auf die stille Beteiligung zunächst vier Prozent Zinsen darauf zahlen, später steigt die Verzinsung auf bis zu 9,5 Prozent. Die Staatsbank KfW steuert einen Kredit von bis zu drei Milliarden Euro bei.

Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war

BGH: VW muss getäuschten Diesel-Käufern Schadenersatz zahlen
Für Zehntausende Diesel-Fahrer ist der Weg für Schadenersatz von Volkswagen frei. Das Verhalten des Konzerns sei "objektiv als sittenwidrig zu qualifizieren", entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe am Montag in seinem ersten Urteil zum VW-Abgasskandal. Das bedeutet, dass klagende Käufer ihr Auto zurückgeben und das Geld dafür einfordern können. Das gilt auch für Gebrauchtwagen. Auf den Kaufpreis müssen sich Diesel-Besitzer aber die gefahrenen Kilometer anrechnen lassen. (Az. VI ZR 252/19)

Altmaier will gemeinsames EU-Projekt für Arzneimittelproduktion
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will sich auf EU-Ebene für ein gemeinsames europäisches Projekt zur Arzneimittelproduktion einsetzen. Der CDU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist keine gute Idee, die Globalisierung zurückzudrehen, aber es ist die richtige Idee, einseitige Abhängigkeiten zu minimieren und in sensiblen Bereichen die nationale Souveränität zu behaupten oder wiederzugewinnen."

Einstieg von LVMH-Eigner Arnault treibt Medienfirma Lagardere
Der Einstieg des französischen Milliardärs Bernard Arnault bei der Holding des Unternehmers Arnaud Lagardere beflügelt die Aktien von dessen Medien- und Einzelhandelskonzern. Die Aktien von Lagardere SCA stiegen am Montag zeitweise um mehr als 14 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Arnaud, Hauptaktionär des Luxusgüter-Herstellers LVMH, beteiligt sich mit einem Viertel an der Holding Lagardere LCM, die zu den größten Aktionären des "Paris Match"-Verlegers Lagardere SCA zählt. Parallel dazu stockte der Medienkonzern Vivendi seine Beteiligung an Lagardere SCA einer Pflichtveröffentlichung zufolge auf 16,48 von 12,41 Prozent auf. Damit rückt die Firma, die vom französischen Milliardär Vincent Bollore kontrolliert wird, näher an den größten Eigner von Lagardere SCA, den aktivistischen Investor Amber Capital, heran.

rtr/dpa-AFX/fh