Angetrieben von positiven Impulsen der Wall Street hat sich der DAX am Freitag von seiner stärkeren Seite gezeigt. An den US-Börsen sorgten erfreuliche Zahlen vom US-Einzelhandel für Kursgewinne. Die Stimmung der US-Verbraucher stieg im Oktober stärker als erwartet. Die Firmen hatten im September ein dickes Umsatzplus in den Kassen. "Die Erholung der US-Wirtschaft vollzieht sich in wichtigen Bereichen viel schneller als nach der großen Finanzkrise", sagte Jeffrey Schulze, Chefstratege beim Investmenthaus ClearBridge Investments.

Noch am Donnerstag hatte der deutsche Leitindex rund 2,5 Prozent verloren. Die steigenden Corona-Infektionszahlen hatten auf die Stimmung der Anleger gedrückt. Am Freitag kündigten der US-Pharmakonzern Pfizer und das Mainzer Biotechunternehmen BioNTech an, bei positiven Studienergebnissen Ende November einen Notfall-Zulassungsantrag für ihren Corona-Impfstoffkandidaten einzureichen. "Die Märkte handeln auf Hoffnung und Versprechen, und die Pfizer-Nachrichten tragen dazu bei", sagte Jake Dollarhide, Chef der Vermögensverwaltung Longbow Asset Management. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte 0,6 Prozent zu auf 28.674 Punkte.

Die Lage bleibt allerdings fragil. Nach Einschätzung der Marktexperten der Hessischen Landesbank (Helaba) dürfte die Verunsicherung der Marktteilnehmer angesichts weiter steigender Corona-Fallzahlen und politischer Unwägbarkeiten wie der US-Präsidentschaftswahl, dem Ringen um das US-Hilfspaket und die Hängepartie beim Brexit erhöht bleiben.

Auf Unternehmensseite stand Thyssenkrupp im Fokus der Anleger. Der britische Konzern Liberty Steel legte ein Übernahmeangebot für die schwächelnde Stahlsparte vor. Details oder einen Kaufpreis nannte der Konkurrent nicht. ""Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es ein starkes industrielles Konzept. Werke, Produktportfolio, Kunden und geographische Präsenz beider Unternehmen ergänzen sich sehr gut", hieß es von Liberty. Das nicht näher bezifferte Angebot des britischen Unternehmens ist nicht bindend, Thyssenkrupp will es nun prüfen. "Es kommt für uns darauf an, dafür die beste Lösung zu finden", sagte ein Sprecher von Thyssenkrupp. Die Aktie schoss zeitweise um fast 25 Prozent nach oben. "Das wäre faktisch die Zerschlagung von Thyssenkrupp", kommentierte ein Börsianer. Die anderen Geschäftsbereiche wie das Aufzugsgeschäft seien entweder schon verkauft oder stünden davor.

Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war


Aktionäre und Analysten begeistert von Daimler-Quartalszahlen
Mit derart starken Zahlen hat kaum einer gerechnet: Ein deutliches Plus des Autobauers Daimler im dritten Quartal erfreut Aktionäre und übertrifft die Erwartungen der Analysten. Bereits kurz nach Handelsstart gewannen die Papiere des deutschen Autobauers rund fünf Prozent und lagen mit deutlichem Vorsprung an der Dax-Spitze. Einige Analysten sehen die Zahlen von Daimler sogar als Indiz für eine mögliche Trendwende in der ganzen Branche.

Hellofresh erhöht nach starkem Quartal die Prognose - Aktie auf Rekordhoch
Mehr Kunden und ein gutes Sommergeschäft haben das dritte Quartal des Lebensmittelversenders Hellofresh besser ausfallen lassen als erwartet. Der Konzern erhöhte vor diesem Hintergrund am Freitag die Prognose für das Gesamtjahr. Die Aktie schnellte auf ein Rekordhoch.

VW-Verkäufe und EU-Automarkt im September im Plus - Quartale negativ
Das Geschäft des VW-Konzerns und Teile des europäischen Automarkts scheinen nach dem Corona-Einbruch langsam wieder Tritt zu fassen. Im September stiegen die Auslieferungen der Volkswagen-Gruppe im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent auf 933 600 Fahrzeuge, nachdem es im August noch ein Minus von 6,6 Prozent gegeben hatte. Wie der weltgrößte Autohersteller am Freitag berichtete, verliefen die ersten drei Quartale insgesamt allerdings deutlich schlechter: Von Januar bis September wurden alle VW-Marken 18,7 Prozent weniger Neuwagen los als 2019, das dritte Quartal selbst schlossen die Wolfsburger mit einem Minus von 1,1 Prozent ab.

Bericht: Traton und Navistar kurz vor Einigung auf Übernahme
Die VW-Lkw-Holding Traton macht bei der geplanten Übernahme des US-Truckherstellers Navistar laut einem Medienbericht weitere Zugeständnisse. Die beiden Truckhersteller stünden kurz vor der Einigung auf einen Preis von 44,50 US-Dollar je Navistar-Aktien, schrieb der am Markt stark beachtete CNBC-Journalist David Faber am Freitagnachmittag auf Twitter und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. Damit würde Traton auf Navistar noch einen Schritt weiter zugehen.

Luxuskonzern LVMH spürt Aufschwung bei Mode und Lederprodukten
Der französische Luxusgüterkonzern LVMH (Moët Hennessy - Louis Vuitton) hat im dritten Quartal im Geschäft mit Mode und Leder sowie mit Wein und Spirituosen Lichtblicke verzeichnet. Zwar verzeichnete das Unternehmen noch deutliche Umsatzrückgänge, schnitt jedoch besser ab als von Analysten erwartet. Der Aktie gab dies am Freitag Auftrieb. Und auch Papiere anderer Luxusgüterhersteller konnten im Windschatten von LVMH Kursgewinne verbuchen. Die Branche ist von der Corona-Pandemie insbesondere wegen des weggebrochenen Tourismus besonders getroffen. Europas Flugaufsicht: Boeing 737 Max soll vor Jahresende wieder starten dürfen
Boeings Krisenjet 737 Max soll aus Sicht der europäischen Luftfahrtbehörde EASA noch in diesem Jahr wieder abheben dürfen. "Unsere Analyse zeigt, dass er sicher ist, und das erreichte Sicherheitsniveau ist hoch genug für uns", sagte EASA-Chef Patrick Ky in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit könnte das seit März 2019 geltende Startverbot für Boeings meistgefragten Flugzeugtyp nach mehr als anderthalb Jahren aufgehoben werden.

EU will weiter mit London verhandeln - trotz Johnsons Ansage
Die Europäische Union will weiter mit Großbritannien über einen Handelspakt nach dem Brexit verhandeln - obwohl Premier Boris Johnson von einem Scheitern ausgeht. "Wie geplant wird unser Verhandlungsteam nächste Woche nach London fahren, um die Verhandlungen zu intensivieren", schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag auf Twitter. "Die EU arbeitet weiter an einem Deal, aber nicht zu jedem Preis."

rtr/dpa-AFX/fh