"Um ehrlich zu sein, war es eher die Abwesenheit schlechter Nachrichten als konkrete gute Nachrichten, die die Stimmung aufgehellt haben", sagte Anlagestratege Jim Reid von der Deutschen Bank. Jeder Tag ohne eine Welle schwerer Erkrankungen durch die neu entdeckte Omikron-Variante des Coronavirus erhöhe die Chancen, dass die Erholung der Wirtschaft nicht aus der Bahn geworfen werde. Dennoch bleibe die Nervosität hoch, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Eine negative Schlagzeile kann die Stimmung schnell kippen lassen."
Vor diesem Hintergrund verfolgten Börsianer sämtliche Aussagen zur Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe gegen Omikron besonders aufmerksam. Studien aus Südafrika und des Universitätsklinikums Frankfurt zufolge ist das Serum von BioNTech und Pfizer gegen die neue Coronavirus-Variante nur eingeschränkt wirksam. Die beiden Unternehmen teilten dagegen mit, dass vorläufige Ergebnisse von Laborstudien darauf hindeuteten, dass drei Dosen ihres Vakzins immer noch einen effektiven Schutz böten. Nach einer Berg- und Talfahrt gewannen die Aktien von BioNTech gut sieben Prozent. Die Titel von Pfizer legten im vorbörslichen US-Geschäft 0,3 Prozent zu.
SPEKULATION UM NEUE PANDEMIE-BESCHRÄNKUNGEN IN ENGLAND
Abwärts ging es dagegen für das Pfund Sterling, dessen Kurs zeitweise auf ein Zwölf-Monats-Tief von 1,3165 Dollar fiel. Medienberichten zufolge könnte die britische Regierung bereits am Donnerstag auf "Plan B" zurückgreifen und zur Eindämmung der Pandemie neue Restriktionen verkünden. Dies brockte den Billig-Fliegern Ryanair, EasyJet und Wizz Kursverluste von bis zu 3,8 Prozent ein. Die Aktien der British Airways-Mutter IAG büßten drei Prozent ein.
Abwärts ging es auch für Bitcoin. Der Kurs der Cyber-Devise fiel um knapp drei Prozent auf 49.139 Dollar. Vor einer Anhörung von Firmenchefs aus der Kryptobranche vor dem US-Kongress bekämen Investoren kalte Füße, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Sie befürchteten eine nahende Verschärfung der Regulierung.
Am Rohstoff-Markt gaben nachlassende Omikron-Sorgen dem Ölpreis dagegen Auftrieb. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 75,84 Dollar je Barrel (159 Liter). "Zu nennenswerten Bremsspuren bei der Ölnachfrage ist es bislang nicht gekommen", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
PROGNOSEN VON HELLOFRESH SCHMECKEN ANLEGERN NICHT
Am Aktienmarkt flogen die Titel von HelloFresh in hohem Bogen aus den Depots. Sie steuerten mit einem Minus von zeitweise knapp zehn Prozent auf den größten Tagesverlust seit einem Jahr zu. Das enttäuschende operativen Gewinnziel für 2022 werfe die Frage auf, wie teuer es für den Kochbox-Lieferanten werde, weiterhin ein Umsatzplus von mehr als 20 Prozent zu erzielen, sagte DZ Bank-Analyst Thomas Maul.
Die Papiere von Nestle stiegen dagegen in Zürich um bis zu zwei Prozent auf ein Rekordhoch von 124,34 Franken, nachdem der Lebensmittelkonzern Anteile L'Oreal im Volumen von fast neun Milliarden Euro an den Kosmetik-Hersteller verkauft hatte. Dieser wiederum will diese Papiere aus dem Verkehr ziehen. "Das ist für beide Seiten ein gutes Geschäft", sagte Analyst Martin Deboo von der Investmentbank Jefferies. Nestle reduziere seine Abhängigkeit von der Entwicklung bei L'Oreal, während sich die Beteiligung der Familie Bettencourt Meyers an der Kosmetikfirma durch den Aktienrückkauf erhöhe. L'Oreal-Aktien gewannen in Paris rund zwei Prozent und waren mit 433,65 Euro ebenfalls so teuer wie nie.
rtr