"Das laufende Jahr verspricht Besserung, auch wenn es zunächst darum geht, so manche Pandemie-Hürde zu überspringen", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Zudem trauen Ökonomen der Wirtschaft 2021 dank Corona-Impfstoffen ein Wachstum von 3,5 Prozent oder mehr zu. LBBW-Analyst Uwe Burkert konnte auch den abgelaufenen Jahr positive Seiten abgewinnen: "Eigentlich ein Katastrophenjahr, aber gemessen an den zwischenzeitlichen Befürchtungen könnte man sagen, dass wir noch glimpflich davon gekommen sind."

Ein weiterer Stimmungsaufheller seien die Pläne für zusätzliche Konjunkturhilfen in den USA, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Im Raum steht eine Betrag von etwa zwei Billionen US-Dollar. Das wären noch einmal knapp 10 Prozent des US-Bruttoinlandsproduktes." Der künftige US-Präsident Joe Biden wollte im Tagesverlauf Details zum Hilfspaket nennen. Da die Eckpunkte aber bereits bekannt seien, seien keine zusätzlichen positiven Impulse zu erwarten, gaben die Experten der ING Bank zu Bedenken.

BITCOIN NIMMT ANLAUF ZUM ERNEUTEN SPRUNG ÜBER 40.000 DOLLAR


Unterdessen beschleunigte Bitcoin den Erholungskurs. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg um mehr als vier Prozent auf 38.858 Dollar, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen von einem Rekordhoch bei knapp 42.000 auf rund 30.000 zurückgefallen war. "Investoren scheinen den herben Rücksetzer zum Einstieg zu nutzen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

Anders als am Aktienmarkt drückten die anhaltend hohen Infektionszahlen bei Rohöl-Anlegern auf die Stimmung. Ein drohender Nahfragerückgang wegen verschärfter Pandemie-Beschränkungen brockte der Sorte Brent aus der Nordsee ein Kursminus von 0,7 Prozent auf 55,64 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. Die freiwillige zusätzliche Produktionskürzung Saudi-Arabiens verhindere aber einen größeren Preisrutsch, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM.

Gewisse Sorgen bereitete Investoren die Regierungskrise in Italien. Die Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen seien allerdings gering, schrieben die Analysten der Rabobank. Die bisherigen Regierungsparteien würden sicher dafür abgestraft, die Wähler mitten in der Coronavirus-Krise an die Urnen zu rufen. Einige Anleger trennten sich dennoch von italienischen Staatsanleihen und schichteten ihr Geld in als sicher geltende Bundestitel um. Dies trieb den Risikoaufschlag für zehnjährige italienische Bonds zu vergleichbaren deutschen Papieren auf ein Fünfeinhalb-Wochen-Hoch.

DÄMPFER FÜR ÜBERNAHMEFANTASIEN UM CARREFOUR


Bei den europäischen Aktienwerten gehörte Carrefour mit einem Kursminus von 5,5 Prozent zu den größten Verlierern. Die französische Regierung hatte sich zuvor gegen eine Übernahme der Supermarktkette durch den kanadischen Konkurrenten Alimentation Couche-Tard ausgesprochen. Dies verringere die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme, zumal der strategische Sinn dieses Deal sich angesichts überschaubarer Einspar-Potenziale ohnehin nicht erschließe, kommentierte Analyst Ioannis Pontikis vom Research-Haus Morningstar.

In London stiegen die Titel der British Airways-Mutter IAG dagegen um gut vier Prozent, nachdem Konkurrent Norwegian Air im Rahmen seiner Sanierung den Rückzug aus dem Langstreckengeschäft angekündigt hatte. "Das sind gute Nachrichten für IAG, die von den lukrativen Transatlantik-Routen abhängig ist", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Norwegian Air verloren in Oslo 8,4 Prozent.

rtr